Lebensdaten
1865 – 1935
Geburtsort
Uetersen (Holstein)
Sterbeort
Illenau, (Kreis Bühl, Baden)
Beruf/Funktion
Philosoph
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 116219351 | OGND | VIAF: 59213278
Namensvarianten
  • Drews, Christian Heinrich Arthur
  • Drews, Arthur
  • Drews, Christian Heinrich Arthur
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Porträt(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen im NDB Artikel

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Drews, Arthur, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116219351.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Heinr. (1833–87), Lehrer in Uetersen u. Steinbek, dann Kaufm. in Altona, S des Lehrers Maas u. der Dorothea Kelting;
    M Anna Marg. Henr. Kelting (1827–1907) aus Altona;
    Altona 1896 Dorothea Kelting (1868–1953) aus Brooklyn (USA);
    1 S, 2 T.

  • Biographie

    D. besucht bis 1886 das Christianeum zu Altona. Vom sprach- und literaturwissenschaftlichen Studium enttäuscht, seinen Dichterplänen entsagend, wendet er sich der Philosophie zu. Während seiner Berliner Semester hört er unter anderem bei W. Dilthey, Georg Simmel und Friedrich Paulsen (1886–88). Die herrschende Universitätsphilosophie jener Jahre – neukantianische und positivistische Wissenschaftstheorie – wirkt auf ihn, wie er berichtet, deprimierend. Er „hungert“ nach Weltanschauung und erfährt die geistige Dürre der Zeit. Das Christentum ist ihm die institutionalisierte Heuchelei. In dieser Lage gerät er an Schopenhauer, der ihn in seinem Pessimismus bestätigt, dann an E. von Hartmann. Dieser gibt seinem Leben die „entscheidende Wendung“. Aus Hartmanns Philosophie des Unbewußten gewinnt er eine ihn „befriedigende“ Weltanschauung. – D. Entwicklung repräsentiert jenen wichtigen geistesgeschichtlichen Vorgang des Ausbruchs der studierenden Jugend aus den Schranken der methodenkritischen Schulphilosophie vor der Jahrhundertwende. Er beleuchtet zugleich die weltanschauliche Nothelferrolle der nichtakademischen Philosophie jener Zeit – Schopenhauer, Nietzsche, von Hartmann. D. ist dann einer der ersten, die die neue Weltanschauungs-Philosophie an der Hochschule heimisch machen. Unter Schwierigkeiten gelingt dem Außenseiter Hartmannscher Herkunft 1889 die Promotion in Halle (bei J. E. Erdmann), 1896 die Habilitation an der TH Karlsruhe. 1899 zum außerordentlichen Professor ernannt, lehrt er daselbst bis zu seinem Tode den „konkreten Monismus“. Dieser bedeutet metaphysisch: das Sein ist die dynamisch-teleologische Selbstorganisation des unbewußten absoluten Geistes. Der menschliche Geist steht dieser unbewußten Wirklichkeit des Absoluten nicht dualistisch gegenüber, sondern existiert, zumal in der Philosophie, als ihr Selbstbewußtsein. – Der „konkrete Monismus“ bedeutet religiös: das Sein ist nicht von einem transzendenten Absoluten - Gott - geschaffen, sondern es ist selbst das Absolute, das ewig sich selbst reproduziert. Die Religionen der Völker sind Formen, in denen dieses Absolute um seine pantheistisch-monistische Wirklichkeit weiß. Philosophie und Religion fallen letztlich zusammen. – Bedeutenden akademischen Erfolg hat D. Philosophie nicht gehabt, um so größer ist ihre außerakademische Wirkung. Ähnlich dem Denken Rudolf Euckens gehört sie in den Zusammenhang weltanschaulicher Sektenbildung um den 1. Weltkrieg. D. religionsphilosophische Schriften sind ideologische Manifeste der monistisch-freireligiösen Bewegung, „Gedanken zur Weiterbildung und Vertiefung der Religion für die Gottsucher unserer Tage“, verlegt bei Eugen Diederichs. Mittelpunkt einer Massenbewegung ist D. 1909/10. Als Prediger, der die geschichtliche Nichtexistenz Jesu lehrt, zieht er damals durch Deutschland. Tausende sind zu Beifall und Protest im Zoologischen Garten und im Zirkus Busch in Berlin versammelt. Eine angestrebte Verbindung zum sozialistisch-materialistischen Freidenkertum scheitert an D. idealistischen Tendenzen zu einer mystisch-kultischen Erneuerung (Hakenkreuz- und Fackelsymbolik und so weiter). D. letzte Bemühungen gelten der Begründung einer „Deutschen Religion“ (1934).

  • Werke

    u. a. Die Lehre v. Raum u. Zeit i. d. nachkant. Philos., Diss. Halle 1889; Die dt. Spekulation seit Kant …, 2 Bde., 1893;
    Kants Naturphilos. als Grundlage s. Systems, 1894;
    Über d. Verhältnis d. Naturwiss. z. Naturphilos., 1896;
    Das Ich als Grundproblem d. Metaphysik, 1897;
    Der Ideengehalt v. Wagners „Ring der Nibelungen“ in s. Beziehungen z. mod. Philos., 1898;
    E. v. Hartmanns philos. System im Grundriß, 1902, ²1906;
    Nietzsches Philos., 1904;
    Die Rel. als Selbst-Bewußtsein Gottes, 1906;
    Das Lebenswerk E. v. Hartmanns, 1907;
    Die versch. Arten d. Monismus, in: Der Monismus I, 1908;
    Die Christusmythe, 2 Bde., 1909/11 (Neuaufll., engl. Übers.);
    Die Petruslegende, 1910;
    Freie Rel., 1917, ³1921;
    Einführung in d. Philos., 1921;
    Lehrb. d. Logik, 1928;
    Das Wort Gottes, 1933;
    Dt. Rel., 1934;
    Autobiogr., in: Die Philos. d. Gegenwart in Selbstdarst. V, 1924, S. 67-128 (W, P); Hrsg.:
    Hegels Rel.philos., 1905.

  • Literatur

    Ueberweg, S. 339 f. (W); Ziegenfuß (W).

  • Autor/in

    Hermann Lübbe
  • Zitierweise

    Lübbe, Hermann, "Drews, Arthur" in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 117 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116219351.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA