Lebensdaten
1808 oder 1810 – 1876
Geburtsort
Miskolcz (Ungarn)
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Dramatiker ; Literaturhistoriker
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 116212330 | OGND | VIAF: 37661187
Namensvarianten
  • Klein, Julius Leopold
  • Klein, Julius L.
  • Klein, J. L.
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Klein, Julius Leopold, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116212330.html [28.03.2024].

CC0

  • Biographie

    K. erhielt bis zu seinem 13. Lebensjahr Privatunterricht durch deutsche Lehrer und besuchte anschließend 2 Jahre lang das Gymnasium in Budapest. Anstatt in Wien Medizin zu studieren, hörte er Vorlesungen über Philosophie, Geschichte und Naturwissenschaften. Nach einem längeren Italienaufenthalt holte er 1830-34 das Medizinstudium in Berlin nach, übte jedoch den Arztberuf nicht aus. Mehrjährige Aufenthalte in Griechenland und Italien schlossen sich an, bis K. nach Deutschland zurückkehrte und 1838 den 3. Jahrgang der Baltischen Blätter (Wismar) redigierte. Seit Anfang der 40er Jahre lebte er in Berlin, wo er für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften Theaterkritiken schrieb und als Dramatiker hervortrat. Seine erste Tragödie „Concini“ (1841, 1871 unter dem Titel „Maria von Medici") verband er mit „Luines“ (1842) und „Richelieu“ (1871, auf Wunsch Ludwigs II. von Bayern entstanden) zu einer Trilogie. Während K. anfangs nur weltgeschichtliche Ereignisse der Dramatisierung für würdig empfunden hatte, gestaltete er in der Tragödie „Kavalier und Arbeiter“ (1850) einen durch die schlesischen Weberaufstände 1844 angeregten, aber frei erfundenen Stoff, dessen Grundmotiv der Hunger ist. K. gehört damit zu den ersten deutschen Dramatikern, die das Proletariat und die durch die Industrialisierung entstandenen Probleme darzustellen versuchten. Wie bei seinen übrigen Stücken ist die Sprache schwülstig, die Handlung verworren. Bühnenerfolge blieben aus. K. war ein der Romantik abholder Jungdeutscher, der den Lehren Hegels anhing. Als Dramatiker orientierte er sich an Shakespeare und kritisierte Goethe und Schiller. Dem historischen Drama stellte er die Aufgabe, die „großen politischen Bewegungen mit den persönlichen Zwecken und Leidenschaften der handelnden Personen zu … verweben“. Während er das sittlich-erzieherische Moment im Drama nachdrücklich betonte, vernachlässigte er das formale Element. Durch die Mißerfolge als Dramatiker geriet der verschlossene, dem Bizarren zuneigende K. immer mehr in einflußlose Vereinsamung. Ruhm und Anerkennung erwarb er sich indessen durch seine „Geschichte des Dramas“ (13 Bände, 1865–76), die durch K.s Tod unvollendet blieb. Sie behandelt das griechische und römische (Band 1 u. 2), das außereuropäische und lateinische (Band 3), das italienische (Band 4-7), das spanisch (Band 8-11) und das englische Drama (bis Shakespeare, Band 12 f.).

  • Werke

    Weitere W Tragödien: Maria, 1860;
    Strafford, 1862;
    Heliodora, 1867. -
    Komödien: Die Herzogin, 1848;
    Ein Schützling, 1850;
    Voltaire, 1862. Außerdem in d. Gesamtausg., 7 Bde., 1871/72, die Tragödien „Zenobia“, „Kg. Albrecht“ u. „Moreto“ sowie das Lustspiel „Alceste“.

  • Literatur

    ADB 16;
    Wetz, J. L. K. als Berliner Journalist, in: Sonntagsbeill. d. Voss. Ztg. 1901, Nr. 31-35, S. 242 ff.;
    M. Glatzel, J. L. K. als Dramatiker, 1914;
    S. Liptzin, Weavers in German Lit., 1926;
    J. J. Honegger, in: LIZ v. 14.10.1876 (P);
    Brümmer IV (W);
    Enc. Jud.

  • Autor/in

    Franz Menges
  • Zitierweise

    Menges, Franz, "Klein, Julius Leopold" in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 743 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116212330.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Klein: Julius Leopold K., dramatischer Dichter und Schriftsteller, geb. von deutschen Eltern zu Miskolez in Ungarn 1810, zu Berlin im israelitischen Hospital am 2. August 1876. Durch deutsche Lehrer im Hause und zuletzt in der Prima des Lyceums seiner Vaterstadt vorbereitet, bezog er im 15. Jahre die Universität zu Wien als Studiosus der Medicin, lag aber vorzugsweise geschichtlich-philologischen und naturwissenschaftlichen Studien ob. Nachdem er darauf ein Jahr in Italien gelebt hatte, vollendete er seit 1830 seine Studien in Berlin und ward daselbst zum Doctor der Medicin promovirt, verlebte nochmals zwei Jahre auf Reisen in Italien und Griechenland und ließ sich dann nach absolvirtem Staatsexamen als Arzt in Berlin nieder. Die ärztliche Praxis behagte ihm indessen nicht. Er zog es vor von seiner Feder zu leben, redigirte 1838 den dritten Jahrgang der „Baltischen Blätter“, widmete sich aber vor Allem jetzt dem Theater als Kritiker, dann auch selbst als Dichter, endlich als Historiker. Er blieb aber, obwol er mit Männern, wie Rötscher, Seydelmann, Carriere befreundet, auch z. B. im Hause der Frau Crelinger ein geehrter Gast war, dennoch vermöge seines abgeschlossenen, herben und zum Bizarren sich neigenden Wesens mit seinem Urtheilen und Schaffen in einer gewissen einflußlosen Vereinsamung, die sich mit den Jahren noch steigerte. Seine Dramen vermochten sich trotz verschiedener Versuche die Bühne nicht zu erobern. Gleichwol sind sie voll Geist und Energie der Charakteristik und durch ihren bedeutenden Inhalt weit über das Gewöhnliche hinausragend. Sie erschienen 1871—72 in einer Gesammtausgabe von 7 Bänden ("Maria von Medici", 1841; „Luines", 1842; „Die Herzogin", Lustspiel, 1848; „Cavalier und Arbeiter", sociale Tragödie, 1850; „Ein Schützling", Lustspiel, 1850; „Maria", 1860; „ Strafford", 1862; „Voltaire“. Lustspiel, 1862; „Heliodora“, 1867; „Zenobia"; „Alceste"; „König Albrecht"; „Moreto"; „Richelieu"). Die sehr groß angelegte Tragödie Heliodora erschien 1878 in einer Bühnenbearbeitung von A. v. Loën. Im Allgemeinen hat die Kritik ohne Zweifel zu kühl über diese jedenfalls höchst geistvollen Dramen hinweggesehen und es dürfte leicht geschehen, daß ihnen eine Auferstehung in der Werthschätzung der Menschen und dann vielleicht auch auf der Bühne, welche augenblicklich des Sinnes für das ernste Drama großen Stiles sehr baar ist, beschieden wäre. — Seit 1865 begann K. die Herausgabe seiner in colossalen Dimensionen angelegten „Geschichte des Drama's“ (Leipzig bei T. O. Weigel 1865—76), bei deren 13. Bande ihm der Tod die Feder aus der Hand nahm. Die Schillerstiftung unterstützte ihn seit 1868 in Anerkennung seines eisernen Fleißes wie des Werthes seiner Arbeit mit einer Jahrespension von 300 Thalern. Band 1—2 enthalten das griechische und römische Drama, Band 3 das außereuropäische und die lateinischen Schauspiele, Band 4—7 das italienische, Band 8—11 das spanische, Band 12—13 die Anfänge des englischen bis zu Shakespeare. Die in dieser Arbeit verwerthete Belesenheit ist staunenswerth, aber freilich nicht genügend verarbeitet. Auch schadet dem Buche die oft an krankhafter Originalität leidende Darstellung. Gleichwol hat sich K. damit ein bleibendes Verdienst erworben und eine feste Grundlage für die weitere Forschung gelegt.

    • Literatur

      Brümmer, Dichterlex. Bornmüller. Biogr. Schriftstellerlex.

  • Autor/in

    v. L.
  • Zitierweise

    L., von, "Klein, Julius Leopold" in: Allgemeine Deutsche Biographie 16 (1882), S. 96 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116212330.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA