Lebensdaten
1861 – 1939
Geburtsort
Tübingen
Sterbeort
Stuttgart
Beruf/Funktion
württembergischer Finanzminister ; Politiker ; Jurist ; Staatswissenschaftler ; Hochschullehrer
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116192801 | OGND | VIAF: 40123660
Namensvarianten
  • Pistorius, Theodor Gottlieb Andreas von
  • Pistorius, Theodor von
  • Pistorius, Theodor Gottlieb Andreas von
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Porträt(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen in der NDB Genealogie

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Pistorius, Theodor von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116192801.html [16.10.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Christoph Gottlieb (1828–1907), Secklermeister u. Bandagist in T., S d. Gottlieb Friedrich (1797–1839), Musiker b. d. 4. Inf.brigade in Ulm, u. d. Katharina Leopoldina Spur (1792–1872), aus Öhringen;
    M Katharine (1832–89), T d. Gottfried Karrer (1787–1844), Weingärtner in T., u. d. Dorothea Kenngott (1796–1860);
    1895 Mina (* 1870), T d. Wilhelm Kuhn, Prof. am Realgymnasium Stuttgart;
    3 K.

  • Biographie

    Zunächst Praktikant im mittleren Postdienst, studierte P. 1883-86 Rechts- und Staatswissenschaften in Tübingen (Promotion zum Dr. sc. pol. 1890 mit d. Arbeit „Die Staatsgerichtshöfe u. d. Ministerverantwortlichkeit nach heutigem dt. Staatsrecht“, 1891). Er bestand die beiden Finanzdienstprüfungen mit besten Ergebnissen und trat 1887 seine erste feste Stellung als Kameralamtsbuchhalter in Mergentheim an. Nach einigen Jahren Innendienst bei der Domänendirektion in Stuttgart wechselte P. ins Steuerkollegium, der für den Einzug der Steuern zuständigen Behörde des Finanzministeriums (1894 Assessor, 1898 Finanzrat, 1902 Ministerialrat). Als Steuerfachmann war er maßgeblich an der württ. Steuerreform von 1903 beteiligt, die anstelle der bisherigen Ertragsteuer die allgemeine Einkommensteuer nach dem Vorbild Preußens und Badens einführte und damit mehr Steuergerechtigkeit erreichte. Er besorgte die beiden großen Denkschriften über die Fortführung der Steuerreform (1909 u. 1913/14) und vertrat sein Ministerium häufig als Fachreferent im Landtag.

    1910 wurde P. als Nachfolger des Staatsrats Otto v. Buhls zum Ministerialdirektor und Stellvertreter des Ministers berufen. Am 13.4.1914 folgte er dem zum Hofkammerpräsidenten ernannten Minister Wilhelm v. Geßler als Staatsminister der Finanzen nach und war auch Bevollmächtigter beim Bundesrat. Während des 1. Weltkriegs gelang es P. dank solider Haushaltsführung und Erhebung einer Vermögensteuer (1915), die Staatsfinanzen in Ordnung zu halten. Bei Kriegsende herrschte deshalb in Württemberg im Vergleich zu vielen anderen Ländern keine finanziell katastrophale Lage. Ein wesentlich erhöhter Arbeitsanfall ergab sich aus dem Wechsel von bisher zweijährigen Haushaltsperioden zu einjährigen Kriegsnothaushalten, die von den Landständen beschlossen werden mußten. Auf ausdrücklichen Wunsch des Königs gehörte P. im Nov. 1918 auch der von Theodor Liesching gebildeten ersten parlamentarischen Regierung in Württemberg an, die jedoch nur zwei Tage im Amt war. Der erzkonservative Monarchist P. lehnte die demokratische Staatsform ab und schied deshalb aus der Staatsverwaltung aus.

    P., der in zahlreichen Schriften für die bundesstaatliche Finanzhoheit stritt und als einer der ersten die Zusammenhänge der Inflation analysierte, wurde 1920 o. Professor an der TH Stuttgart für Wirtschafts- u. Staatswissenschaften (bis 1932), im selben Jahr erhielt einen Lehrauftrag für Steuerrecht und Finanzwissenschaft an der Univ. Tübingen, wo er zwei Jahre später o. Honorarprofessor wurde (bis 1929). 1928 übernahm er für sechs Jahre die Studienleitung bei der neugegründeten Württ. Verwaltungsakademie. Die im Ruhestand verfaßten Erinnerungen des historisch interessierten P. stellen eine wichtige Quelle zur Geschichte der Revolution in Württemberg dar.|

  • Auszeichnungen

    Ritterkreuz d. Ordens d. württ. Krone (1904);
    Rr. I. Kl. d. württ. Friedrichsordens (1905);
    Bayer. Verdienstorden v. Hl. Michael (1908);
    Ehrenbürger d. TH Stuttgart (1920);
    Mitgl. d. Württ. Gesch.- u. Altertumsver. (seit 1920 Ausschuß) u. d. Württ. Komm. f. Landesgesch. (1930–37);
    Dr. iur. h. c. (Tübingen 1929).

  • Werke

    Weitere W Gesetz üb. d. Einkommensteuer in Württ. nebst Ausführungsbestimmungen u. e. Anhang betr. d. Kapitalsteuer, 1903;
    Die württ. Steuerreform, in: Finanzarchiv 21, 1904, S. 1-114;
    Unser Steuerrecht, 1919;
    Staats- u. Verw.kde., 1926, ³1931;
    Frankenfahrten u. sonstige Wanderungen u. Betrachtungen auf dt. Boden v. e. Heimatfreund …, 1933;
    Die letzten Tage d. Kgr. Württ., Mit Lebenserinnerungen u. Lebensbekenntnissen …, 1935 (P).

  • Literatur

    Wi. 1912;
    Kürschners Dt. Gel.-Kal. 1931; Schwäb. Merkur Nr. 29 v. 3.2.1939, 5 (P);
    K. Weller, in ZWLG 3, 1939, S. 235-39;
    150 J. Promotion an d. Wirtsch.wiss. Fak. d. Univ. Tübingen, bearb. v. I. Eberl u. H. Marcon, 1984, S. 32. – Eigene Archivstud.

  • Autor/in

    Frank Raberg
  • Zitierweise

    Raberg, Frank, "Pistorius, Theodor von" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 487-488 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116192801.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA