Lebensdaten
1885 – 1936
Geburtsort
Potsdam
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Staatssekretär des Auswärtigen Amts
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 115465049 | OGND | VIAF: 120724147
Namensvarianten
  • Bülow, Bernhard Wilhelm Otto Viktor von
  • Bülow, Bernhard Wilhelm von
  • Bülow, Bernhard Wilhelm Otto Viktor von
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Zitierweise

Bülow, Bernhard Wilhelm von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd115465049.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Adolf (1850–97), Generalmajor, persönlicher Adjutant Kaiser Wilhelms II., S des Bernhard s. (1);
    M Carola, T des Otto Grafen Vitzthum von Eckstaedt und der Helene Jenisch;
    Ov Bernhard s. (2); ledig.

  • Biographie

    B.s Entwicklungsgang unterschied sich etwas von der altgewohnten Laufbahn des Diplomaten: 1909-11 machte er private Auslandsreisen, besonders nach Übersee, trat 1911 in den diplomatischen Dienst ein, wurde Attaché in Washington und im Auswärtigen Amt und stand 1914/15 im Felde. 1915/16 war er Legationssekretär in Konstantinopel und Athen und seit 1917 wieder im Auswärtigen Amt. Er nahm an den Friedenskonferenzen von Brest-Litowsk und Versailles teil, war ein Gegner der Annahme des Versailler Diktats, schied 1919 aus dem diplomatischen Dienst und war schriftstellerisch tätig. Seit 1923 wieder im Auswärtigen Amt als Leiter des Völkerbundsreferates, wurde er später Dirigent der europäischen Abteilung und 1930 Staatssekretär.

    B.s Wesen war geprägt von dem Pflichtgefühl des altpreußischen Aristokraten und zugleich von jenem Idealismus, der zu Anfang des 19. Jahrhunderts die besten und feinsten Geister Deutschlands durchdrungen und geformt hat. Er war kein Mann der Öffentlichkeit; aber, wer ihm näher trat (einschließlich der ausländischen Diplomaten), empfand bald die Bedeutung seiner Persönlichkeit; Weizsäcker nennt ihn „neben Maltzan zwischen den zwei Weltkriegen das beste Pferd in unserem Stall“. Bei Verhandlungen blieb B. stets höflich und liebenswürdig, aber sachlich von unbeirrbarer Festigkeit (François-Poncet) und „wahrte in den schwierigsten Lagen die lächelnde Fassung“ (Schwerin von Krosigk). Als geschulter Jurist, von großem Fleiß, beherrschte er stets gründlich das notwendige Aktenmaterial. Jeder Phrase abhold, besaß er dabei „die|Gabe des geschliffenen Worts und des graziösen Witzes“. Seine Bücher zur Vorgeschichte des ersten Weltkrieges und über den Völkerbund zeichnen sich durch Beherrschung des Stoffes und klare Darstellung aus. Beseelt von einem „fast religiösen“ Vaterlandsgefühl, war er doch zugleich erfüllt von einer leidenschaftlichen Hoffnung auf eine künftige echte Völkergemeinschaft, als deren Verwirklichung er freilich den Genfer Völkerbund, der wesentlich zur Erhaltung und Sicherung der 1919/20 geschaffenen politischen Weltlage wirkte, nicht anzuerkennen vermochte; demgegenüber eine wahre Völkergemeinschaft mitheraufführen zu helfen, betrachtete er als seine Lebensaufgabe. Dem diplomatischen Beruf innerlich wohl mit einer gewissen melancholischen Skepsis gegenüberstehend, versagte sich B. doch aus Pflichtgefühl zur Zeit der Ruhrbesetzung nicht dem Ruf zum Wiedereintritt in den diplomatischen Dienst; das gleiche Pflichtgefühl hinderte ihn, den früheren Mitarbeiter Stresemanns und Brünings, auch nach dem „Umbruch“ von 1933, sein Amt niederzulegen, obgleich er die Mängel und Mißgriffe des nationalsozialistischen Regimes rasch erkannte und innerlich zweifellos scharf kritisierte. Hinter den Kulissen hat er noch manches Unheil zu verhüten oder doch in den Auswirkungen abzuschwächen gewußt, und bis zu seinem Tode „gelang es Hitler und der Partei nicht, sich das Auswärtige Amt zu unterwerfen“ (E. Kordt).

  • Werke

    Die Grundlinien d. diplomat. Verhh. b. Kriegsausbruch, 1920, ³1923 (unter d. Titel Die Krisis);
    Die ersten Stundenschläge d. Weltkrieges, 1922;
    Der Versailler Völkerbund, eine vorläufige Bilanz, 1923 (dazu W. Schoenborn, in: Weltwirtschaftl. Archiv, 1924, S. 545 ff.).

  • Literatur

    Berliner Mhh. 14, 1936, S. 574 ff. (P);
    A. Germain, Hitler ou Moscou?, Paris 1933, Kap. 39;
    A. François-Poncet, Als Botschafter in Berlin 1931 bis 1938, 1947, S. 51, 245 ff. u. ö.;
    E. Kordt, Wahn u. Wirklichkeit, 1947, S. 97;
    E. v. Weizsäcker, Erinnerungen, 1950, S. 128 u. ö.;
    L. Gf. Schwerin v. Krosigk, Es geschah in Dtld., 1951, S. 307 ff.

  • Autor/in

    Walther Schoenborn
  • Zitierweise

    Schoenborn, Walther, "Bülow, Bernhard Wilhelm von" in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 732-733 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd115465049.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA