Lebensdaten
1785 – 1838
Geburtsort
Lindau bei Hildesheim
Sterbeort
Döbling bei Wien
Beruf/Funktion
Philosoph
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 104286717 | OGND | VIAF: 66899789
Namensvarianten
  • Pabst, Johann Heinrich
  • Pabst, Ioannes H.
  • Pabst, Joannes H.
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen im NDB Artikel

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Pabst, Johann Heinrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd104286717.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N., Landmann, Gde.richter;
    M N. N.; ledig.

  • Biographie

    P. besuchte die Schulen in Duderstadt und Heiligenfeld. Danach nahm er ein Studium der Medizin in Göttingen auf, wo er 1807 promoviert wurde. 1808 zog er nach Wien, konnte dort jedoch keine Anstellung finden, da sein im deutschen Ausland erworbenes Doktorat nicht anerkannt wurde. Um kurzfristig seinen Unterhalt zu sichern, nahm P. eine Erzieherstelle bei Frhr. Karl Ferdinand Joseph Moser (1788–1847) an. Im Kriegsjahr 1809 erhielt er eine Stelle als Bataillonsarzt, die er jedoch krankheitsbedingt 1810 wieder aufgab. Er kehrte nach Wien zurück und trat in seine frühere Stellung in die Mosersche Familie ein. 1815 befiel ihn abermals eine schwere Krankheit, die ihn das linke Auge kostete. Dies war canonisch ein Hindernis, seinen zwischenzeitlich gereiften Plan, Geistlicher zu werden, zu verwirklichen. P. widmete sich fortan ganz seinen philosophischen und theologischen Studien. 1824|machte er die Bekanntschaft des bedeutenden Wiener Privatgelehrten Anton Günther (1783–1863), dessen „intimster Freund“ er wurde und bis zuletzt blieb. Gleichzeitig mit den Hauptwerken Günthers erschienen auch die Schriften P.s. 1838 siedelte er von Wien nach Döbling, wo er einem Nierenleiden erlag

    In der intensiven Zusammenarbeit mit Günther, als dessen „zweites Ich“ P. den Zeitgenossen galt, entwickelte sich seine besondere Begabung. Der spekulativen Kraft Günthers korrespondierte P.s systematischer Geist und seine Formgewandtheit, durch die er den „konglomerierten Lichtmassen“ der Ideen Günthers zum Durchbruch verhalf. Aber auch auf die Spekulation Günthers selbst hatte P. erheblichen Einfluß. Aufgrund seiner gediegenen Kenntnis der Schriften von Descartes stärkte er Günther in der Auffassung, das Selbstbewußtsein als Ausgangspunkt alles Philosophierens zu betrachten. Mit Hilfe der von ihnen entwickelten originären Selbstbewußtseinstheorie hofften beide, dem Hauptübel der Zeitphilosophie begegnen zu können und die Schöpfung aus dem Nichts gegenüber dem Deutschen Idealismus, insbesondere Hegel, zu rehabilitieren. P. und Günther stillten damit ein großes Bedürfnis des intellektuellen Katholizismus der Zeit. Insofern ihre Selbstbewußtseinstheorie jedoch der Zirkularen Struktur des Reflexionsmodells verhaftet bleibt, fand beider Anspruch, über den Deutschen Idealismus hinauszugehen, keine bleibende Anerkennung.

  • Werke

    Der Mensch u. seine Gesch., 1830;
    Gibt es e. Philos. d. positiven Christentums? Die Frage üb. Leben u. Tod d. 19. Jh., 1832;
    Janusköpfe f. Philos. u. Theol., 1834 (mit A. Günther);
    Reflexionen zu Dr. C. F. Hocks Schrift: Cartesius u. seine Gegner, in: Bll. f. Lit., Kunst u. Kritik 1, 1835, S. 378-80, 381-83, 386-88;
    Ein Wort üb. d. Ekstase, 1834;
    Adam u. Christus, Zur Theorie d. Ehe, 1835;
    Zur Philos. d. Gesch., in: Zs. f. Philos. u. kath. Theol., 1837, H. 24, S. 98-163.

  • Literatur

    ADB 25;
    P. Knoodt, Anton Günther, 2 Bde., 1881;
    J. W. J. Braun, in: Zs. f. Philos. u. kath. Theol., 1838, H. 27, S. 227-33;
    P. Wenzel, Das wiss. Anliegen d. Güntherianismus, 1961;
    E. Mann, Dr. med. J. H. P., Sein Leben u. seine Bedeutung als engster Freund u. Mitarbeiter A. Günthers, Diss. Wien 1967, erweitert u. d. T.: Das „zweite Ich“ A. Günthers: J. H. P., 1970 (P);
    Ch. Kronabel, Die Aufhebung d. Begriffsphilos., A. Günther u. d. Pantheismus, 1989;
    NND, T. 2, S. 719-25, Nr. 250;
    Wurzbach;
    LThK²;
    ÖBL;
    BBKL.

  • Porträts

    Pfarrarchiv Lindau (erw. b. P. Knoodt, s. L), Abb. b. E. Mann, 1967, s. L.

  • Autor/in

    Christoph Kronabel
  • Zitierweise

    Kronabel, Christoph, "Pabst, Johann Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 739-740 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104286717.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Pabst: Joh. Heinrich P., geb. am 25. Januar 1785 zu Lindau bei Hildesheim, am 28. Juli 1838 in Döbling bei Wien, Sohn eines Landmannes, besuchte die Schulen in Duderstadt und Heiligenstadt, worauf er die Universität Göttingen bezog, wo er Medicin studirte und an dem Philologen Heyne einen helfenden Gönner fand. Nachdem er dort 1807 promovirt hatte, begab er sich im Herbst 1808 nach Wien, wo er zunächst die Stelle eines Erziehers bei dem Freiherrn v. Moser übernahm; im Frühjahr 1809 kam er als Bataillonsarzt nach Linz, dann nach Pest und Erlau, woselbst er durch Krankheit genöthigt war, seinen Abschied zu nehmen, worauf er (1810) wieder nach Wien in das Moser’sche Haus zurückkehrte. Nachdem er durch eine Flechtenkrankheit ein Auge verloren hatte und hiedurch (1815) sein Plan, Geistlicher zu werden, gescheitert war, lebte er in stiller Zurückgezogenheit; entscheidend aber für seine schriftstellerische Thätigkeit war, daß er im Winter 1824/25 Ant. Günther kennen lernte, dessen eigenthümliche Auffassung der Philosophie ihn mächtig anregte, sowie er seinerseits wieder auf Günther zurückwirkte. Letzterer nämlich hatte bereits seit 1818 in den Wiener Jahrbüchern der Litteratur einige Sprühfunken von sich ausgehen lassen, sowie P, schon früher in Sartori's „Vaterländischen Blättern“ (1809—14) in katholischer Schulphilosophie mit einer Hinneigung zu Schelling sich als Dilettant hatte vernehmen lassen. Nun aber ergab sich eine Personalunion der beiden Denker, wobei Günther durch seine eigenartige speculative Theologie mitwirkte, während P. einigermaßen Kenntnisse in den Naturwissenschaften beisteuerte, sowie der Veterinärarzt Joh. Imman. Veith als dritter im Bunde beitrat. Es handelte sich um den Plan, im Gegensatze gegen den Pantheismus jeder Art, besonders gegen den Hegel’schen, der Philosophie völlig neue Wege zu bahnen, auf welchen das Wissen und der Glaube, d. h. aber nur der katholische Glaube, zu einer höheren Einheit vereinigt werden sollten. So fallen in die nämlichen Jahre, in welchen Günther's Hauptwerke erschienen (s. A. D. B. X, 153), auch die Schriften Pabst's, und während durch Günther's bajazzoartige Schreibweise Manche zurückgeschreckt wurden, wirkte P. in der That fördernd für Verbreitung der Günther’schen Philosophie. In der Schrift „Der Mensch und seine Geschichte, ein Beitrag zur Philosophie des Christenthums“ (1830, 2. Aufl. 1847) versteht P. unter Geschichte grundsätzlich nur den theologischen Begriff der Erlösung und entwickelt theosophische Erörterungen über|Trinität und Weltschöpfung, deren Schluß der Mensch als vollendete Objectivirung Gottes sei, woran sich entsprechende Lehrmeinungen knüpfen über ein immerwährendes Menschensein des Heilandes, sowie über die zwei Naturen in Christus und über einen Parallelismus zwischen Sündenfall und Versuchung Jesu. Hierauf folgte „Gibt es eine Philosophie des positiven Christenthums?“ (1832 in der Bonner Zeitschr. f. Phil. u. kath. Theol.), worin unter heftiger Polemik gegen Kant und gegen einen kantianischen Recensenten der vorgenannten Schrift der gleiche Standpunkt wiederholt und eine auf Descartes beruhende Auffassung der menschlichen Erkenntniß entwickelt wird. Im J. 1833 erschienen die von P. gemeinschaftslich mit Günther verfassten „Janusköpfe für Philosophie u. Theologie". Näher an katholische Mystik streift „Ein Wort über die Ekstase“ (1834); ein viel gelesenes Buch aber war seiner Zeit „Adam und Christus. Zur Theorie der Ehe“ (1835), woselbst P. abermals seine theosophische Christologie darlegt, derselben aber die Wendung gibt, daß Christus „das Sacrament im Geschlechte“ sei, worauf er eine Erörterung über die einzelnen Sacramente und schließlich über die Ehe folgen läßt, deren monogamische Form als Erscheinung der Immanenz und Identität den Gegensatz bilde gegen Mannigfaltigkeit und Wechsel des natürlichen Geschlechtslebens; am Schlusse aber wird der Coelibat als „Affirmation des zweiten geistigen Adams, d. h. Christi“, construirt. Das letzte, was P. schrieb, waren zwei Aufsätze im Jahrg. 1838 der genannten Zeitschrift, deren einer wieder Philosophie der Geschichte betrifft, während der andere über Goethe handelt. Im selben Jahre siedelte er von Wien nach Döbling über, woselbst er einem mehrjährigen Nierenleiden erlag.

    • Literatur

      Neuer Nekrolog d. Deutschen, Jahrg. 1838, Bd. II, S. 250 ff.

  • Autor/in

    Prantl.
  • Zitierweise

    Prantl, Carl von, "Pabst, Johann Heinrich" in: Allgemeine Deutsche Biographie 25 (1887), S. 41-42 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104286717.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA