Lebensdaten
1771 – 1839
Beruf/Funktion
Komponist
Konfession
katholisch?
Normdaten
GND: 103958274 | OGND | VIAF: 22565039
Namensvarianten
  • Wittasek, Johann Nepomuk August
  • Vitásek, Jan August
  • Vitasek, Jan
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Objekt/Werk(nachweise)

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Orte

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Zitierweise

Wittasek, Johann Nepomuk August, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd103958274.html [29.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Wittasek: Johann Nepomuk August W., namhafter Componist, war geboren am 20. Februar 1771 zu Hořin bei Melnik in Böhmen, wo er von seinem Vater, dem Schulrector des Ortes, den ersten musikalischen Unterricht empfing. Mit der Singkunst, dem Violin- und Clavierspiel ward er so frühzeitig vertraut. Mit zehn Jahren spielte er bereits fertig Orgel und drei Jahre darnach schritt er ans Studium des Generalbasses. Die Herrschaftsbesitzerin Fürstin Ludmilla Lobkowitz nahm W., durch Proben seines Talentes auf ihn aufmerksam gemacht, mit nach Prag in ihr Haus und sorgte für sein Fortkommen und seine weitere Ausbildung. Er genoß unentgeltlich die Unterweisung des weitgereisten Claviervirtuosen Johann Ladislaus Dussek und trat in einer am 26. April 1791 veranstalteten musikalischen Akademie als brillanter Clavierspieler mit großem Beifall auf. In der Folge spielte er öfters öffentlich und erregte ob seiner sanften, leichten und sehr geläufigen Spielweise ebenso das Entzücken des Publikums, wie er andererseits durch seine von echtem Geschmack und warmblütigem Talent zeugende Ausführung auch die rückhaltlose Anerkennung der Kenner, darunter keines Geringeren als Mozart's sich errang. Insbesondere die Concerte dieses großen Meisters trug er vollendet anmuthsvoll vor und brachte für wohlthätige Zwecke wiederholt und mit Vorliebe Mozart’sche und Beethoven’sche Compositionen zu Gehör. Zum Tonsetzer bildete er sich durch eigenes Studium und beharrlichen Fleiß heran. 1800 erhielt er eine Anstellung als Musiklehrer, Concertmeister und Privatsecretär beim Grafen Friedrich von Nostiz, welchen Posten er 1814 mit dem eines Domcapellmeisters an der Prager St. Veit-Kirche als Nachfolger Kozeluch's vertauschte. Seither schrieb er hauptsächlich Kirchenmusik, während er ursprünglich mit Liedern und Tänzen begonnen hatte, deren liebliche, einschmeichelnde Weisen ihn hochbeliebt machten. Auch viel Instrumentalmusik hatte er gesetzt, so 4 Streichquartette, 4 Concerte für Clavier, Violine. Clarinette und Fagott, jedes mit vollstimmiger Orchesterbegleitung. 2 Concerte für die Harfe mit Begleitung des Orchesters, ferner eine Sinfonie in C, außerdem etliche Cantaten und Clavierstücke, eine kurze Messe, ein kurzes Requiem, 2 solenne Messen, endlich das musikalische Drama „David oder die Befreiung Israels“, welches 1810 im ständischen Theater in Prag mit gutem Erfolg in Scene ging. Den Preis über all das trägt sein großes Requiem in Es (Manuscript) davon, ein hervorragend tüchtiges Werk von würdiger Haltung|und edlem Gepräge, das in classischer Einfachheit glücklich und leicht erfundene, oft charakteristische Tonideen klangschön verwerthet. 1826 übernahm er das Amt eines Directors an der vom Verein für Kunstfreunde für Kirchenmusik in Böhmen neugegründeten Orgel- und Singschule. Das Jahr zuvor war W., ohne sich beworben zu haben, nach Salieri's Hingang zum Vicehoscapellmeister ernannt worden, lehnte jedoch infolge vorgerückten Alters ad, der ehrenvollen Berufung Folge zu geben, und blieb Prag, das er liebgewonnen, treu. Am 7. December 1839 verschied er. Seine Ueberreste wurden auf dem Kleinseitner Friedhof beigesetzt wo auf Betreiben des Kirchencomponisten Wenzel Emanuel Horák ihm 19 Jahre später ein Grabdenkmal errichtet ward, dessen Kosten durch Zeichnung aufgebracht worden waren.

    W. zählt mit Tomaschek, gegen dessen strengernste Combinationen liebende, tiefgründliche Schreibweise sein mehr auf das Faßliche, Wohllautende und Melodiöse ausgehender Stil im übrigen scharf abstach, zu den letzten bemerkenswerthen Ausläufern der classischen Tonrichtung in Böhmen. Seine formsichere Ausdrucksweise schließt sich jener der dazumal in voller Blüthe stehenden Wiener Schule enge an. Als Mensch genoß er den Ruf eines schlichten bescheidenen Mannes.

  • Autor/in

    Max Dietz.
  • Zitierweise

    Dietz, Max, "Wittasek, Johann Nepomuk August" in: Allgemeine Deutsche Biographie 43 (1898), S. 586-587 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd103958274.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA