Lebensdaten
1886 – 1946
Geburtsort
Bärn (Moravský Beroun, Mähren)
Sterbeort
Zürich
Beruf/Funktion
Chemiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 1035441403 | OGND | VIAF: 163185807
Namensvarianten
  • Späth, Ernst
  • Späth, Ernst

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Zitierweise

Späth, Ernst, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd1035441403.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Alois, Huf- u. Wagenschmied in B.;
    M Marie Walter;
    1917 Anna Amalie (1890–1986), T d. Johann Schmarek, Fleischhauer aus Schlesien, u. d. Ludovika Haida, aus Liebau; 1 T.

  • Biographie

    S., der nach dem Willen des Vaters Schmied werden sollte, besuchte dank der Fürsprache der Mutter die Realschule in Sternberg. 1906 begann er mit dem Studium der Naturwissenschaften an der Univ. Wien, um Mittelschullehrer zu werden. 1907 wurde S. Assistent am I. Chemischen Institut, 1910 wurde er bei Rudolf Wegscheider (1859–1935) mit einer Arbeit über die Anlagerung von Säureanhydriden an Aldehyde promoviert. Er begann mit Arbeiten zur anorganischen Chemie, wandte sich aber bald der organischen Chemie zu. Im 1. Weltkrieg diente S. bis 1917 als Reserveoffizier in einem Festungsartillerieregiment. Noch im selben Jahr habilitierte er sich für das Gesamtgebiet der Chemie. 1921 ao. Professor, leitete er seit 1924 bis zu seinem Tod als Ordinarius das II. Chemische Institut der Univ. Wien (1937/38 Rektor). 1938–45 war S. Generalsekretär, 1945/46 Präsident der Österr. Akademie der Wissenschaften. Verdienste erwarb sich S. 1946 auch um die Neugründung des Vereins Österr. Chemiker.

    S.s Forschungsinteresse galt den Pflanzeninhaltsstoffen. Seine ersten Untersuchungen führten ihn in die Klasse der Isochinolinalkaloide. Er konnte zeigen, daß Oxyacanthin und Curin (ein Bestandteil von Curare) Derivate des Benzylisochinolins sind. Für Chelidonin, das Hauptalkaloid des Schöllkrauts, bewies er eine Strukturformel und schlug für das Tacettin, ein Alkaloid der Narzisse, eine Formel vor. Insgesamt gelang ihm die Konstitutionsaufklärung von über 120 phytochemischen Substanzen. Seine Arbeiten über das aus dem Goldregen zu gewinnende, sehr giftige Cytisin waren ausschlaggebend für die Auszeichnung durch den Ignaz-Lieben-Preis 1920. Bekannt wurde S. durch seine jahrelangen Untersuchungen der Tabakalkaloide; 1928 gelang ihm zusammen mit Hermann Bretschneider (1905–85) eine neue Synthese des Nicotins. Es folgte die Identifikation der Tabaknebenalkaloide l-Nornicotin, l-Anabasin, Anatabin und Myosmin. Den in der Meisterwurz vorkommenden Cumarinen widmete S. an die 60 Aufsätze, wobei er die Struktur zahlreicher Vertreter dieser Stoffklasse aufklären konnte. Neben den erwähnten großen Arbeitsgebieten befaßte sich S. auch mit dem Cotonin, dem Emidin, dem Meskalin, der Kynurensäure, dem Lactucin, dem Marasmin, dem Peganin, dem Podophyllotoxin, dem Protocotoin, dem Pseudobaptisin, dem Saprogenin, dem Saponin, dem Saparassol und anderen Naturstoffen. Von S.s zahlreichen Synthesen hat die des Papaverins technische Anwendung gefunden. S. gilt auch als Begründer der Mikrohochvakuumsublimation und -destillation.

  • Auszeichnungen

    A Mitgl. d. Ak. d. Wiss., Wien (korr. 1925, wirkl. 1926), Bologna (1934), Madrid (korr. 1934), Budapest (korr. 1937), Prag (korr. 1945) u. d. Leopoldina (1931);
    Lavoisier-Medaille d. Soc. Chimique de France (1933);
    Liebig-Medaille d. Verbandes Dt. Chemiker (1937);
    Hofmann-Medaille d. Dt. chem. Ges. (1937);
    Exner-Medaille d. Niederösterr. Gewerbever. (1937);
    Ehrenmitgl. d. Ver. Österr. Chemiker (1938);
    Silberne Gedenkmünze d. Med.-Naturwiss. Ges., Jena (1939).

  • Werke

    Synthese d. Laudanins, in: Mhh. f. Chemie 42, 1921, S. 273–85;
    Neue Synthese d. Papaverins, in: Berr. d. Dt. chem. Ges. 60, 1927, S. 704–06;
    Neue Synthese d. Nicotins, ebd. 61, 1928, S. 327–34;
    Konstitution d. Curins, ebd., S. 1698–1709;
    Konstitution d. Cytisins, ebd. 65, 1932, S. 1526–35;
    Synthese v. l-Anabasin u. d-Anabasin, ebd. 70, 1937, S. 70–72;
    Gesch. d. Chemie in Österr., 1927;
    Neuere Ergebnisse d. Alkaloidchemie, in: Zs. f. Angewandte Chemie 41, 1928, S. 1234–39 u. 1257–62;
    Hg.:
    Mhh. f. Chemie.

  • Literatur

    F. Wessely, in: Alm. d. Ak. d. Wiss. Wien 97, 1947, S. 304–17;
    ders., in: Österr. Chemiker-Ztg. 48, 1947, S. 57–65;
    ders., in: Österr. Naturforscher u. Techniker, 1950, S. 55–57;
    H. Michl, Gesch. d. Studienfaches Chemie an d. Univ. Wien in d. letzten 100 J., Diss. Wien 1950, S. 271–88 u. 381;
    F. Eiden, Zur Gesch. d. Tabakalkaloide, in: Pharmazie in unserer Zeit 5, 1976, S. 5 f.;
    E. Cermak, Btrr. z. Gesch. d. Lehrkörpers d. Phil. Fak. d. Univ. Wien 1938–45, Diss. Wien 1980, S. 306 f.;
    G. Pohl, R. Rosner u. R. W. Soukup, in: P. Markl (Hg.), Chemie in Österr., 100 J. Ges. Österr. Chemiker, 1997, S. 115 f.;
    R. W. Soukup (Hg.), Die wiss. Welt v. gestern, 2004, S. 209–16;
    Kürschner, Gel.-Kal. 1935 u. 1941;
    Teichl;
    Pogg. V–VII a;
    ÖBL.

  • Porträts

    Ölgem. v. E. Ozlberger (Wien, Österr. Ak. d. Wiss.);
    Zeichnungen (Wien, Bildarchiv d. Österr. Nat. Bibl.);
    Büste v. H. Zita, 1961 (Wien, Arkadenhof d. Univ.), Abb. in: Th. Maisel, Gelehrte in Stein u. Bronze, 2007, S. 50, Abb. 41;
    Abguß (Wien, Aula d. Inst. f. Organ. Chemie d. Univ.);
    Foto (Wien, Archiv d. Österr. Ak. d. Wiss.).

  • Autor/in

    Rudolf Werner Soukup
  • Zitierweise

    Soukup, Rudolf Werner, "Späth, Ernst" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 610-611 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd1035441403.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA