Lebensdaten
1891 – 1967
Geburtsort
Deutsch-Lissa bei Breslau
Sterbeort
Wentorf bei Hamburg
Beruf/Funktion
pharmazeutischer Chemiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 141744383 | OGND | VIAF: 137962605
Namensvarianten
  • Kindler, Karl
  • Kindler, Hermann Julius Karl
  • Cindler, Carl
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Orte

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Zitierweise

Kindler, Karl, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd141744383.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Carl (1860–98), Dr. med., Arzt in D.-L.;
    M Hedwig Pauli (1861–1939);
    Hamburg 1924 Margarethe Kübel (* 1897);
    1 S, 1 T.

  • Biographie

    K. studierte 1912-16 Naturwissenschaften, insbesondere Chemie, in Breslau und Innsbruck und wurde 1916 mit einer von J. von Braun angeregten Arbeit über das Opiumalkaloid Codein in Breslau zum Dr. phil. promoviert. Anschließend arbeitete er im Chemischen Staatsinstitut Hamburg als Assistent bei P. Rabe, der mit kriegswichtigen Untersuchungen von gegen Malaria wirkenden Chinarinden-Alkaloiden beschäftigt war. Hieraus resultierte als herausragende wissenschaftliche Leistung K.s die endgültige Strukturaufklärung des Alkaloids Chinin und die Synthese von Hydrochinin. K. übernahm nach seiner Habilitation für das Fach Chemie (1923) die Ausbildung der Pharmazeuten an der 1919 gegründeten Universität Hamburg und wurde 1928 zum Leiter der 1938 wieder geschlossenen Abteilung für Pharmazeutische Chemie am Chemischen Staatsinstitut und außerordentlicher Professor. 1929 zum Wissenschaftlichen Rat ernannt. 1941 nahm er einen Ruf an die Universität Innsbruck als ordentlicher Professor und Direktor des Pharmazeutischen Institutes an, das er trotz der schwierigen Kriegsverhältnisse in Forschung und Lehre modernisierte. Als Reichsdeutscher 1945 zum Verlassen Innsbrucks gezwungen, kehrte K. nach Hamburg zurück. Er erhielt 1946 – nach kurzer Tätigkeit in einem Industrielaboratorium – von der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Hamburg den Auftrag, für die Wiederaufnahme des Pharmazieunterrichts ein neues Institut zu schaffen, das mit einer Kapazität von 120 Arbeitsplätzen für Studenten und Doktoranden in mühsamer Arbeit im Schloß Reinbek entstand. K. wurde 1950 zum Direktor und erneut zum ordentlichen Professor ernannt und 1959 emeritiert. Seine Forschungen auf dem Gebiet der heterogenen Katalyse betrieb er auch als Emeritus weiter. K.s Schaffen auf dem Gebiet der Pharmazeutischen Chemie weist zwei Schwerpunkte auf: Die Aufklärung chemischer Reaktionsmechanismen und die Nutzanwendung der hierbei gewonnenen Erkenntnisse zur Ausarbeitung neuer beziehungsweise verbesserter Synthesewege für pharmakologisch interessante Verbindungen (Amine, Phenole, Amide, Diphenylmethanderivate). So schuf K. vor allem unter Verwertung der durch die katalytische Hydrierung gebotenen Möglichkeiten beachtliche Synthesen für sympathikomimetisch wirksame Phenylalkylamine und erweiterte den Anwendungsbereich der katalytischen Hydrierung durch Entwicklung hochaktiver, spezifisch aktivier- beziehungsweise hemmbarer Katalysatoren. Zwei wichtige chemische Reaktionen, die Synthese von Thioamiden sowie die Hydrierung von Nitrilen in Gegenwart primärer und sekundärer Amine, tragen seinen Namen. Die von K. bei Arzneistoffen erzielten grundlegenden Befunde über die Bedeutung der physikalischchemischen Eigenschaften für die pharmakologische Wirkung stellen Pionierleistungen der neuzeitlichen Arzneimittelforschung dar.

  • Werke

    Unterss. üb. Morphium-Alkaloide, in: Berr. d. dt. chem. Ges. 49, 1916 (Diss.;
    mit J. v. Braun);
    Über d. partielle Synthese d. Chinins, ebd. 51, 1918 (mit P. Rabe);
    Über d. Synthese d. Dihydrochinins u. d. β-(γ'-Piperidyl) -propionsäure, ebd. 52, 1919 (mit dems.);
    Reduktion d. Thioamide zur primären Aminen (Zur Kenntnis d. Thioamide II), ebd. 54, 1921 (mit W. Dehn);
    Zur Kenntnis d. Chinaalkaloide XIV: Über d. Synthese vinylfreier Chinatoxine u. Chinaketone, ebd. 55, 1922 (mit P. Rabe u. O. Wagner);
    Über d. Reduktion unter Mitwirkung v. Metallhydriden, ebd. 56, 1923;
    Studien üb. d. Mechanismus chem. Reaktionen, 1.-24. Mitt., in: Liebigs Ann. d. Chemie 431, 1923, -707, 1967 (z. T. mit L. Blaas, E. Brandt, E. Gehlhaar, W. Hansen, B. Hedemann, H.-G. Helling, P. Henrich,). Koebke, D. Kwok, K. Lührs, D. Matthies, G. Melamed, H. Oelschläger, W. Peschke, E. Schärfe, K. Schrader, E. Sussner);
    Ortho-Effekt u. Reaktionsfähigkeit: Über Größe u. Ursachen d. Ortho-Effektes b. d. Hydrolyse aromat. Ester, ebd. 464, 1928;
    Über neue u. verbesserte Wege z. Aufbau v. pharmakolog. wichtigen Aminen, 1. -
    14. Mitt., in: Archiv d. Pharmazie 265, 1927, -283, 1950 (z. T. mit E. Brandt, F. Hesse, B. Middelhoff, W. Peschke, G. Plüddemann, K. Schrader);
    Über Beziehungen zw. chem. Konstitution u. pharmakolog. Wirkung, ebd. 266, 1928;
    Über neue u. verbesserte Wege z. Aufbau v. pharmakolog. wichtigen Karbonsäuren, 1.-5. Mitt., ebd. 271, 1933 (5. in: Berr. d. dt. chem. Ges. 76, 308, 1943) (z. T. mit E. Gehlhaar, D. Kwok, T. Li, W. Metzendorf, W. Peschke);
    Azidität, Basizität, Löslichkeit u. physiolog. Wirkung, ebd. 277, 1938.

  • Literatur

    R. Schmilz, Die dt. pharmazeut.-chem. Hochschulinstitute, 1969, S. 171-75;
    W. Lindner, in: Dt. Apotheker-Ztg. 96, 1956, S. 822 f.;
    H. Oelschläger, in: Arzneimittel-Forschung 6, 1956, S. 572 f. (P);
    ders., in: Chemiker-Ztg. 80, 1956, S. 680;
    ders., in: Mitt. d. Dt. Pharmazeut. Ges. 301, 1968 (P);
    Pharmazeut. Ztg. 112, 1967, S. 1474;
    Pogg. VI, VII a.

  • Autor/in

    Herbert Oelschläger
  • Zitierweise

    Oelschläger, Herbert, "Kindler, Karl" in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 619-620 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd141744383.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA