Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
Industriellenfamilie
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 139797440 | OGND | VIAF: 102643214
Namensvarianten
  • Schicht

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Zitierweise

Schicht, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd139797440.html [23.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Die Familie ist mit Andreas und dessen Sohn Georg (1706–81) erstmals in Ringelshain (Böhmen) faßbar. Georgs Enkel Anton (1783–1846) war Metzger in Ringelshain, ebenso sein Sohn Georg d. Ä. (1820–87). Dieser heiratete Theresia. Tochter des Handwerkers Wenzel Sänze, und richtete sich 1848 zur Verwertung des Nebenprodukts Tierfett eine kleine Seifensiederei und später eine Kerzenzieherei ein. Georgs unternehmerisches Geschick u. a. beim preisgünstigen Erwerb der Rohstoffe ermöglichte die Entwicklung des kleingewerblichen Unternehmens zur Fabrik. Sein ältester Sohn Georg d. J. (1849–1913) studierte an der TH Wien Bauwesen und errichtete 1883 in Wien die „Chemische Fabrik Georg Schicht, Wien“ zur Herstellung des Waschmittels Kristallsoda, die 1884 nach Leopoldau bei Wien verlegt wurde und seit 1892 auch Ätznatron, Chlorkalk, Laugenessenz, Wasserglas und Waschblau herstellte. Nach dem 1. Weltkrieg führten seine Söhne, die Diplomingenieure Georg (1889–1959) und Richard (1880–1958). das Unternehmen weiter. Georgs d. J. Bruder Johann (1855–1907) spielte die wichtigste Rolle im Ringelshainer Unternehmen. 1868 absolvierte er eine kaufmännische Lehre in Reichenberg und arbeitete seit 1872 in Wien im „Fettwarenhandlungshaus Leopold Bachmayr, das mit der Firma Schicht in Geschäftsverbindung stand. Dort erhielt er Einblick in deren umfangreiche Geschäfte und plante bereits die Errichtung einer eigenen Seifensiederei in Aussig (Böhmen). 1878 übergab Georg d. Ä. die Leitung seines Unternehmens seinen Söhnen Josef (1851–1923), Franz (1853–1924) und Johann; später kam der fünfte Sohn Heinrich (1857–1929) hinzu. Die Brüder steigerten den Absatz durch Einrichtung von Verkaufsfilialen in Reichenberg, Teplitz und Aussig und dem Bau eines neuen Werks in Obersedlitz bei Aussig 1882. Johann übersiedelte 1883 nach Aussig, Heinrich leitete bis 1887 das Werk in Ringelhain. Die Nutzung des Eurich-Zeitlerschen Patents zur Produktion von Kaliseifen, verbunden mit intensiver Werbung, machte die Produkte, v. a. die „Hirschseife“, in der ganzen Habsburgermonarchie bekannt. Johann erkannte bald die Bedeutung tropischer Öle für die Seifenerzeugung und richtete weitere Produktionsstätten in Obersedlitz ein, so 1887 zur Spaltung von Palmkernen und zur Herstellung des Konservierungsmittels Wasserglas, 1891 und 1896 für Stearin, 1896 für Glyzerin; 1894 war schon die Feinseifenerzeugung aufgenommen worden. Aufgrund der Butterknappheit 1903 produzierte Johann aus Kokosnüssen das Ceres-Speisefett und wandte sich damit auch der Lebensmittelindustrie zu. Um 1900 begann eine Phase größter Expansion, für die das Familienkapital nicht mehr ausreichte. 1906 wurde das Unternehmen auf Initiative Johanns und mit Unterstützung der Anglo-Österr. Bank in die „Georg Schicht AG“ mit Johann als erstem Präsidenten umgewandelt, an der die Familie Schicht 80% des Kapitals hielt. Nach Johanns Tod übernahmen seine Söhne Heinrich (1880–1959) als Präsident – er hatte das Waschpulver „Frauenlob“ entwickelt – und Georg (1884–1961) als Vizepräsident und kaufmännischer Direktor der Schichtwerke AG die Leitung des Unternehmens. Ihre Marktdominanz führte 1911 zur Einverleibung des größten Konkurrenten in Österreich-Ungarn, der 1839 gegründeten „Apollo-Werke“ in Wien. Deren Eigentümer, Felix und Max Fischer, erhielten Aktien der Georg Schicht AG und wurde in deren Vorstand aufgenommen. 1912 wurde die Firma Khuner, die Kokosfett erzeugte, von der Schicht AG gekauft und unter Leitung von Paul und Georg Khuner als „Konerolwerke Atzgersdorf AG“ weitergeführt. Während des 1. Weltkriegs wurde 1916 eine Verkaufsgesellschaft gegründet, die unter der Bezeichnung „Elida“ Feinseifen und kosmetische Artikel der Georg Schicht AG vertrieb. 1917 gründete Georg die „Limmat“ in Zürich als Finanzierungszentrum und die „Heima“ in Amsterdam zur Rohstoffbeschaffung des Schicht-Konzerns, deren Gewinne sich für das Gesamtunternehmen als lebenswichtig erwiesen. Nach dem Zerfall der Habsburgermonarchie entstand zur Wahrung der Interessen des Schicht-Konzerns die „Österr. Georg Schicht AG.“ mit Werner (1898–1968) und Kurt, Söhne Heinrichs, des fünften Sohnes von Georg d. Ä., sowie Franz (1891–1972), Sohn von dessen Bruder Franz, im Vorstand und mit ihrem Vetter Heinrich, sowie mit Erich (1891–1982), Bruder von Kurt und Werner, im Aufsichtsrat. 1925 übernahm die Georg Schicht AG die von Karl Sarg (1832–95) zum Großunternehmen entwickelte „F. A. Sargs' Sohn & Co.“, die mit ihren „Millykerzen“, den Glycerinseifen und v. a. mit der Zahnpasta „Kalodont“ einen besonderen Ruf genoß. Infolge des Verlustes von Märkten nach 1918 kam es 1928 zur Fusion der Georg Schicht AG mit zwei holländ. Margarinefirmen und 1929 zum Zusammenschluß mit „Lever Brothers Ltd.“ zum Unilever-Konzern. Georg und Franz wurden in die Zentrale nach London berufen, Werner und Kurt übernahmen die kaufmännische Leitung der Schicht- und Lever-Unternehmungen in Mitteleuropa, Erich erhielt die technische Oberleitung aller Schichtfabriken.

  • Literatur

    Die Ind. v. 5.10.1907, S. 7;
    Die Großind. Österr.s. III, 1898, S. 289-93, III, 1908, S. 258 f. (P);
    F. Bernt, Johann S., sein Leben u. sein Wirken, 1909 (P);
    Schicht-Kal., Jub.ausg. 1848-1923, o. J., S. 16-23;
    Ch. Wilson, The Hist. of UNILEVER, 1954, S. 213-30;
    J. Mentschl. Österr. Wirtsch.pioniere, 1959, S. 107-12;
    F. J. Umlauft, Gesch. d. dt. Stadt Aussig, 1960, S. 392;
    ders. u. G. Otruba, Österr. Industrielle u. Bankiers, 1965, S. 106-69;
    W. Markl, Die Entwicklung v. Organisation u. Management d. Österr. Unilever, Diss. Wien 1978, S. 9-21;
    Aussiger Bote 12, 1979, 1, 1980, 1, 1983;
    Firmenschr. Georg Schicht Wien, 100 J. 1883-1983, o. J. (P);
    F. Mathis, Big Business in Österr., 1987, S. 97, 321 ff.;
    J. Mentschl, Österr. Unternehmertum d. 19. Jh. in seiner Selbstdarst., in: Unternehmer u. Unternehmen, FS f. Alois Brusatti, hg. v. d. Österr. Ges. f. Unternehmensgesch., 1989, S. 141;
    A. Brusatti. Gesch. d. Unilever Österr., 1995, S. 24-27 (P);
    W. Dobresch, Triest-Aussig, Wirtschaftl. Modernisierung u. bürgerl. Entwicklung in „peripheren Zentren“ (1815-1914), in: U. Burz u. a., Brennpunkt Mitteleuropa, 2000, S. 234;
    J. Jetschko, Skoda, Gablonz, Budweiser & Co, 2001, S. 109-32 (P);
    ÖBL;
    Hist. Lex. Wien;
    Biogr. Lex. Böhmen;
    J. Geršlová u. M. Sekanina, Lex. našich hospodářských dějn, 2003; |

  • Quellen

    Qu Österr. StA, Kriegsarchiv; Wiener Stadt- u. Landesarchiv; Friedhof Wien-Stammersdorf; Mitt. v. Elisabeth Engelähringer-Schicht, Wien.

  • Autor/in

    Josef Mentschl
  • Zitierweise

    Mentschl, Josef, "Schicht" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 722-723 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd139797440.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA