Lebensdaten
1912 – 2000
Geburtsort
Wanne (Westfalen)
Sterbeort
Tübingen
Beruf/Funktion
Virologe
Konfession
-
Normdaten
GND: 139495606 | OGND | VIAF: 101228735
Namensvarianten
  • Schäfer, Werner
  • Schäfer, Werner

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Schäfer, Werner, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd139495606.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Wilhelm (1878–1959), Finanzbeamter;
    M Margarete N. N. 1879-1960);
    1939 Emma Gräbe (1912–2001);
    1 S, 2 T.

  • Biographie

    S. studierte nach dem Abitur 1931 am humanist. Landesgymnasium in Korbach (Hessen) an der Univ. Gießen Veterinärmedizin. Nach der Promotion zum Dr. med. vet. 1938 bei Hugo Keller (Unterss. über d. Wasserstoffionenkonzentration verschiedener Organe u. Gewebe d. Rindes) nahm er eine Assistentenstelle im dortigen Institut für Veterinärhygiene und Tierseuchen bei Karl Beller an. Hier begann er, sich mit virusbedingten Tiererkrankungen zu beschäftigen. Bei Kriegsausbruch befand er sich auf einer Forschungsreise in Ostafrika. Es folgten Internierung, Rückkehr in die Heimat über einen Gefangenenaustausch und Kriegsdienst als Veterinäroffizier an der Ostfront und an der „Reichsforschungsanstalt Insel Riems“. Nach Kriegsende betrieb S. eine tierärztliche Praxis in Usseln (Waldeck). 1948 wurde er von Adolf Butenandt (1903–95) als Abteilungsleiter für Virologie an das MPI für Biochemie in Tübingen gerufen.

    1954 wurde hier unter der Leitung von S., Gerhard Schramm (1910–69) und Hans Friedrich-Freksa (1906–73) das MPI für Virusforschung gegründet. S., dessen Arbeiten rasch weltweite Anerkennung fanden, beschäftigte sich zunächst mit einer Gruppe von Viren, zu denen die Erreger von Influenza, Masern und Mumps gehören. Ihm gelangen die Reindarstellung der Viruspartikel, die Aufklärung ihrer Feinstruktur und wichtige Einblicke in die Vermehrungsmechanismen. Von großer Bedeutung war die Entdeckung der nahen Verwandtschaft des Virus der klassischen Geflügelpest mit dem Influenza-A Virus des Menschen. Er leitete daraus die Hypothese ab, daß Viren gelegentlich ihren Wirt wechseln und neue Grippeepidemien möglicherweise ihren Ursprung in Tieren haben, die eng mit dem Menschen zusammenleben. Diese Vorstellung wurde später mehrfach bestätigt, z. B. bei der Epidemie der Hongkong-Grippe 1997. Die Aufklärung der Virusstruktur erlaubte es, aus den Viruspartikeln diejenigen Komponenten zu isolieren, die für den Infektionsprozeß besonders wichtig sind. Es stellte sich heraus, daß sich solche Präparate hervorragend für Immunisierungen eignen. Wegen ihrer guten Verträglichkeit finden sie heute bei der Influenza- und Masernschutzimpfung breite Anwendung.

    Auf S.s Betreiben wurde 1952 die „Bundesforschungsanstalt für Viruskrankheiten der Tiere“ in Tübingen angesiedelt. Mitarbeiter und Schüler wurden auf Lehrstühle für Virologie berufen oder nahmen leitende Positionen im Gesundheitswesen ein. S. begründete so in den Nachkriegsjahren eine neue Ära der Virologie in Deutschland. Mitte der 60er Jahre änderte sich der Schwerpunkt seiner Forschungen. Das Interesse galt nun den Retroviren, einer Klasse von Erregern, die Leukämien und Immundefizienzen auslösen. Molekulare und zellbiologische Aspekte der Virusvermehrung wurden intensiv bearbeitet und neue Ansätze für die Immuntherapie dieser Erkrankungen entwickelt, die in der Medizin mit großem Interesse aufgenommen wurden. S. war einer der bedeutendsten Virologen seiner Generation und trug maßgeblich dazu bei, daß die dt. Forschung nach dem Krieg wieder internationale Bedeutung gewann.|

  • Auszeichnungen

    Carus-Medaille d. Leopoldina (1957);
    Mitgl. d. brit. Royal Soc. of Medicine (1959);
    Emil v. Behring-Preis d. Univ. Marburg (1965);
    Ludwig Schunk-Preis d. Univ. Gießen (1965);
    Mitgl. d. Leopoldina (1969);
    Dr. med. vet. h. c. (Tierärztl. Hochschule Hannover, 1972);
    Aronson-Preis (Berlin 1972);
    Award d. World Committee for Comparitive Research on Leukemia and Related Diseases (1975);
    Robert-Koch-Medaille in Gold d. Robert-Koch-Stiftung (1991);
    Ehrenmitgl. d. Dt. Ges. f. Hygiene u. Mikrobiol. (1981) u. d. Ges. f. Virol. (1994).

  • Werke

    Geflügelpest (Sammelreferat), in: Dt. Tierärztl. Wschr. 59, 1952, S. 25-27;
    Eine infektiöse Komponente v. Ribonucleinsäure-Charakter aus d. Virus d. amerik. Pferdeencephalomyelitis, in: Zs. f. Naturforsch. 12 b, 1957, S. 415-17 (mit E. Werker);
    Onkogene Viren, Ein Überblick, in: Zbl. f. Bakteriol. u. Hygiene, R. A, 220, 1972, S. 3-26;
    Modellstudien über virusbedingte Tumoren u. deren immunolog. Behandlung, in: Klin. Wschr. 55, 1978, S. 835-46;
    Role of antibodies to murineleukemia virus p15E transmembrane protein in immunotherapy against AKR-leukemia, a model for studies in human acquired immunodeficiency syndrome, in: Proceedings of the Nat. Ac. of Sciences 84, 1987, S. 5893-97 (mit H.-J. Thiel, H. Schwarz, P. Fischinger u. D. Bolognesi).

  • Literatur

    R. Rott, H.-J. Thiel u. V. Moennig, W. S., Ein Leben als Forscher u. Lehrer, in: Dt. Tierärztl. Wschr. 107, 2000, S. 282-87;
    FAZ v. 27.4.2000;
    P. Hausen, in: MPG, Jb. 2001, S. 879 f. (P);
    Pogg. VII a.

  • Autor/in

    Peter Hausen
  • Zitierweise

    Hausen, Peter, "Schäfer, Werner" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 514-515 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd139495606.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA