Lebensdaten
1812 – 1869
Geburtsort
Olbersdorf bei Reichenbach (Schlesien)
Sterbeort
Brieg
Beruf/Funktion
Politiker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 139048731 | OGND | VIAF: 95643259
Namensvarianten
  • Reichenbach, Eduard Graf von
  • Reichenbach, Eduard von

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Reichenbach, Eduard Graf von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd139048731.html [26.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Heinrich (1780–1817), preuß. Rittmeister, S d. Fabian (1746–1828), auf Zessel, Buselwitz u. Poln.-Würbitz, u. d. Ulrike Luise Elisabeth Gfn. v. Burghauß (1752–83);
    M Caroline (1796–1854), T d. Carl Ferdinand Sigismund Frhr. v. Seherr-Thoß (1754–1814), u. d. Johanna Henriette Eleonore v. Wunsch;
    Ur-Gvv Heinrich Leopold Frhr. v. R. (1705-75, 1730 böhm. Gf.), Freier Standesherr auf Goschütz usw., seit 1741 (seit 1752 erbl.) Gen.postmeister in Niederschlesien;
    B Oskar (1815–93), 1839-49 Bes. d. Ritterguts Dometzko b. Oppeln, wiss. Schriftst., Mitgl. d. Rumpfparl., Mitinitiator e. Deputation an d. preuß. Kg., um Urwahlen zu fordern, Vf. v. Flugschrr., 1851 wg. Hochverrats verurteilt, emigrierte nach London, wo er weiterhin pol. tätig blieb, 1853-63 Bes. e. Farm in Philadelphia (Pennsylvania, USA), seit 1863 wieder in London (s. L);
    Schw Emilie (1773–1855, Friedrich Ludwig Gf. v. Pfeil u. Klein-Ellguth, 1769–1844, auf Wildschütz);
    Weigelsdorf 1835 Bertha (1810–91), auf Golkowitz (Oberschlesien), T d. Friedrich Ludwig Gf. v. Pfeil u. Klein-Ellguth (Schwager s. o.) u. d. Emilie Gfn. v. Reichenbach;
    3 S u. a. Eduard (1837–89), Woldemar (1846–1914), Kunstmaler in Wachwitz b. Dresden, sächs. Prof. (s. DBJ I, Tl.), 5 T u. a. Marie Mathilde (1855–1938, Eduard Otto Schulze, 1856–1933, seit 1899 Prof. f. Volkswirtsch.lehre an d. Handelsak. [Handelshochschule] in St. Gallen, 1907-20 Rektor, s. HBLS).

  • Biographie

    R. besuchte das Maria-Magdalena-Gymnasium in Breslau und studierte dort und in Jena seit Herbst 1831 insbesondere Botanik. 1832 in Breslau durch Wilhelm Wolff in die Burschenschaft aufgenommen, wurde er 1833 deshalb exmatrikuliert und 1835 zu sechs Jahren Festung verurteilt. Nach Begnadigungsgesuch wurde die Strafe auf ein Jahr herabgesetzt. 1835 kaufte R. das Rittergut Waltdorf/Neiße, das er seitdem bewirtschaftete, lebte seit 1845 als Gutsbesitzer in Mahlendorf (Kr. Falkenberg) und 1855-69 auf dem offiziell seiner Frau gehörenden Rittergut Golkowitz (Kr. Rybnik).

    Im Vormärz war sein Gut Treffpunkt der politischen Opposition (u. a. August Heinrich Hoffmann v. Fallersleben, Johannes Ronge, Michail Bakunin). R., seit seiner Burschenschafterzeit überzeugter Republikaner, beteiligte sich an Zusammenkünften und politischen Initiativen des von Adam v. Itzstein begründeten Hallgartenkreises, korrespondierte für Robert Blums „Sächs. Vaterlandsblätter“ und unterstützte nach dem Krakauer Aufstand 1846 poln. Flüchtlinge und Emissäre. Im März 1848 agierte er an der Spitze der Volksrevolution in Breslau. Er war Mitglied des Frankfurter Vorparlaments und Abgeordneter in der preuß. konstituierenden Versammlung seit Mai 1848. Zu deren äußerstem linken Flügel gehörend, initiierte er Anträge im Sinne einer demokratischen Lösung der Agrarfrage (entschädigungslose Aufhebung feudaler Abgaben, d. Frondienste u. d. gutsherrl. Jagdprivilegs). R. rief im Sept. 1848 in einem offenen Brief an seine Wähler zur Weiterführung der Revolution auf, indem er gegen König, Gutsbesitzer und Kapitalisten polemisierte und vor parlamentarischen Illusionen warnte. Auf dem 2. Demokratenkongreß 26.-31.10.1848 wurde er zum Mitglied des dreiköpfigen Zentralausschusses der Demokraten Deutschlands gewählt. Im Nov. 1848 versuchte er in der preuß. Provinz Sachsen den Widerstand gegen das Reaktionsministerium Brandenburg in einen Volksaufstand überzuleiten. R. entging einer strafrechtlichen Ahndung seiner politischen Aktivitäten in der Revolution. Der Aufschwung der Oppositionsbewegung Ende der 50er Jahre eröffnete ihm neue Möglichkeiten politischen Wirkens. 1863 errang er für die Fortschrittspartei ein Abgeordnetenmandat der zweiten preuß. Kammer, ohne es – wegen der erfolgten Kammerauflösung – wahrnehmen zu können.

  • Werke

    Zur Grundsteuer-Regulirungs-Frage, 1859;
    Betrachtungen e. ev. Christen über d. Eindringen d. Freimaurer in d. hohen Rat d. Kirche in Preußen, 1860.

  • Literatur

    Heinrich Gf. Reichenbach, Urkundl. Gesch. d. Grafen R. in Schlesien. 2 Bde., 1907;
    H. Nathan, Aus d. Leben e. Achtundvierzigers, in: Zs. d. Ver. f. Gesch. Schlesiens 48, 1914, S. 174-240;
    H. Bleiber, E. R.s Angebot z. Mitarbeit an d. „Neuen Rhein. Ztg.“ im April 1849, in: Marx-Engels-Jb. 9, 1986, S. 313-26;
    ders., Gf. E. v. R., Schles. Rittergutsbes. u. revolutionärer Demokrat, in: ders. u. a. (Hg.), Männer d. Rev. v. 1848, II, 1987, S. 183-225 (P); – zu Oskar:
    N. Nathan, Gf. O. v. R., in: Zs. f. d. Gesch. Schlesiens 49, 1915;
    P. Wentzcke. Ideale u. Irrtümer d. ersten dt. Parl., 1959;
    S. Sundermann, Dt. Nationalismus im engl. Exil, Zum soz. u. pol. Innenleben d. dt. Kolonie in London 1848-1871, 1997;
    Biogr. Hdb. Frankfurter NV;
    zur Fam.:
    Gotha. Geneal. Tb., Gräfl. Häuser, 1942, S. 434.

  • Autor/in

    Helmut Bleiber
  • Zitierweise

    Bleiber, Helmut, "Reichenbach, Eduard Graf von" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 302 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd139048731.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA