Lebensdaten
1889 – 1967
Geburtsort
Maloja Kanton Graubünden
Sterbeort
Basel
Beruf/Funktion
Jurist ; Politiker
Konfession
reformiert
Normdaten
GND: 137877137 | OGND | VIAF: 86048507
Namensvarianten
  • Ludwig-Sprecher von Bernegg, Carl
  • Ludwig, Carl
  • Ludwig-Sprecher von Bernegg, Carl
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Zitierweise

Ludwig, Carl, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd137877137.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus e. seit 1554 nachgewiesenen Bauern-, später Pfarrer- u. Gel.fam. d. Gerichts Schiers in Graubünden;
    V Joh. Melchior (1847–89), Dr. med., Arzt in Pontresina, Klimatologe, S d. Joh. Melchior u. d. Catharina Nold;
    M Marie (1859–1934), T d. Friedrich Münger in Schüpfen u. d. Elisabeth Baumgartner;
    B Eugen (1887–1971), Prof. d. Anatomie in Basel (s. Fischer);
    - 1935 Amalie (* 1896), T d. Arthur Sprecher v. Bernegg (1852–1912), aus Graubünden, k. u. k. Gen. d. Inf., u. d. Helene geb. Sprecher v. Bernegg.

  • Biographie

    L. besuchte Schulen in Basel und studierte 1907-11 Jurisprudenz an den Universitäten Basel und Genf (Sommersemester 1909); hier beeindruckte ihn besonders der liberalkonservative Publizist und Politiker Horace Micheli, der ihn zu der sein ganzes späteres Handeln bestimmenden Überzeugung führte, daß die Politik in der Ethik verwurzelt sein müsse. Freunde fand er im Schweizer. Zofingerverein (Studentenverbindung), dem er 1910/11 als Zentralpräsident vorstand. Nach seiner Promotion zum Dr. iur. 1911 (Diss. „Die Geldstrafe“, ungedruckt) folgte ein rascher Aufstieg im Basler Staatsdienst: Untersuchungsrichter (1912), Erster Staatsanwalt (1919), Strafgerichtspräsident (1923). Er kämpfte u. a. gegen den Lebensmittelwucher im 1. Weltkrieg; eine Reihe von Presse- und Ehrbeleidigungsprozessen, die er zu präsidieren hatte, vertieften sein Interesse für das Presserecht. 1929 habilitierte er sich an der Univ. Basel für Straf- und Presserecht.

    Politisch gehörte L. der Liberalen Partei an, der Erbin der altbasler. Konservativen. In einer politisch stürmischen Zeit – in Basel standen sich die etwa gleich starken Blöcke der bürgerlichen und der sozialistischen Parteien schroff gegenüber – wurde er 1930 in den Regierungsrat des Kantons Basel-Stadt (die Exekutive) gewählt, dem er bis 1946 angehörte, zunächst als Vorsteher des Polizeidepartements, seit 1935 des Finanzdepartements. Er erwies sich als unerschrockener,|streng rechtlicher Politiker, der auch unpopuläre Maßnahmen nicht scheute. Sein hohes Ansehen bezeugt die Tatsache, daß er 1935 als Anwalt der Schweiz im Schiedsgerichtsverfahren um den von Agenten der Gestapo aus Basel entführten jüd. Emigranten Berthoid Jacob (Ps. f. Berthold Jacob Salomon, 1896–1944, Publizist, s. BHdE I) die Klage gegen das Deutsche Reich formulierte – mit Erfolg, denn Deutschland ließ Jacob zurückkehren, ohne daß es zu einer Verhandlung kam.

    Seit 1931 Ehrendozent und seit 1938 nebenamtlicher Extraordinarius, wurde L. 1949 persönlicher Ordinarius für Strafrecht, Strafprozeßrecht und Presserecht an der Univ. Basel (1951 Dekan, 1952 Rektor). Dem Gemeinwesen diente er ferner als Statthalter des Appellationsgerichts. Auch die Wirtschaft sicherte sich seine Dienste; so trat er 1946 in den Verwaltungsrat der Chemischen Fabrik CIBA ein. Überaus aktiv war er in karitativen Werken (Schweizer Spende, Europahilfe, Auslandshilfe, deren Präsident er 1948-59 war) und daher prädestiniert für die heikle Aufgabe, im Auftrag des schweizerischen Bundesrats einen ausführlichen und kritischen Bericht über die Flüchtlingspolitik der Schweiz 1933-55 zu verfassen. Dieser „Ludwig-Bericht“ wurde zur Grundlage einer neuen Asylpolitik der Schweiz. – Rasche Intelligenz, außergewöhnliche Arbeitskraft, ausgeprägtes Pflichtgefühl, trockener, bisweilen bissiger Humor zeichneten den Menschen wie den Juristen und Staatsmann L. aus; mit seiner Bündner Heimat fühlte er sich zeitlebens eng verbunden.

  • Werke

    u. a. Der Sühnegedanke Im schweizer. Strafrecht, 1952;
    Die Flüchtlingspol. in d. Schweiz in d. J. 1933 bis 1955, 1957, ²1966;
    Schweizer. Presserecht, 1964.

  • Literatur

    Gedr. Personalien mit Lebenslauf u. Ansprachen v. M. Imboden, E. Staehelin u. a., 1967 (P); Nekrologe zus.gestellt
    in: Basler Bibliogr. 1967, Nr. 991, u. 1968, Nr. 1073;
    J. N. Willi, Der Fall Jacob-Wesemann (1935/36), 1972.

  • Autor/in

    Andreas Staehelin
  • Zitierweise

    Staehlin, Andreas, "Ludwig, Carl" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 430-431 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137877137.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA