Lebensdaten
1873 – 1943
Geburtsort
Lessen Kreis Graudenz (Westpreußen)
Sterbeort
Müllrose (Mark)
Beruf/Funktion
Schriftsteller
Konfession
konfessionslos
Normdaten
GND: 137833326 | OGND | VIAF: 52053468
Namensvarianten
  • Salomon, Louis (eigentlich, Ludwig Lessen ist Pseudonym)
  • Lessen, Ludwig
  • Salomon, Louis (eigentlich, Ludwig Lessen ist Pseudonym)
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Objekt/Werk(nachweise)

Orte

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Zitierweise

Lessen, Ludwig, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd137833326.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Moritz Salomon, Kaufm.;
    M Johanna Borchard;
    London 1896 Selma Alma Mathilde Feldheim.

  • Biographie

    L. verließ vorzeitig das Gymnasium und absolvierte in Berlin eine Ausbildung zum Maschinenbauer sowie ein Praktikum (Modelltischlerei, Erzgießerei, mechan. Werkstatt). Hier knüpfte er die ersten Kontakte zur sozialdemokratischen Partei. Bald gab er seinen Beruf auf, studierte Geschichte, Philosophie und Literatur und begann zu schreiben. L. gehört zu denjenigen Arbeiterschriftstellern, die nicht als Arbeiter, sondern als Intellektuelle für Arbeiter schrieben. Die ersten Gedichte erschienen auf Fürsprache Bebels in „Die Neue Welt“, deren ständiger Mitarbeiter L. seit 1893 war. Er sah es als Aufgabe der zweiten Generation sozialdemokratischer Arbeiterdichter an, für eine im Vergleich zum 19. Jh. wesenlich veränderte soziale Wirklichkeit einen reformistischen Weg zwischen unpolitischer und klassenkämpferischer Arbeiterdichtung zu suchen. L. forderte den geistigen Emanzipationskampf der Arbeiter und kritisierte vom Standpunkt eines ethischen Sozialismus die lieblose Gestaltung der Arbeitsplätze, die ungenügende Betriebssicherheit der Maschinen, die wirtschaftliche Not der Werktätigen als für Körper und Seele des Menschen gleichermaßen bedrohlich. Demonstration, Streik, Aussperrung, Arbeitslosigkeit, Inflation sind Themen vor allem der Theaterstücke. L. kritisierte in ihnen nicht die Besitzverhältnisse oder die Politik, sondern rief zur Stärkung des Selbstbewußtseins in der Arbeiterschaft auf, deren schöpferische Dynamik die Grundlage einer neuen Gesellschaft werden sollte.

    L., der seine Werke meist im Arbeiterjugendverlag veröffentlichte, geriet dabei in die Nähe zur bürgerlichen Jugendbewegung. Natur bedeutete für ihn Leben in der Gemeinschaft, individuelle Freiheit, Aufbruchskraft. Viele seiner Gedichte sind reine Natur- oder Liebesgedichte. Den Einfluß des Frühexpressionismus auf seine Lyrik zeigt die emphatische Sprache ebenso wie die Übernahme von Begriffen aus dem Bereich der industriellen Produktion und die Mischung aus Technikkritik und Technikfaszination. Wie viele Intellektuelle sprach sich L. 1914/15 für die Vaterlandsverteidigung aus, schrieb aber später Gedichte, die das Grauen des Krieges und die Friedenssehnsucht der Bevölkerung wiedergeben wollen. L.s literarische Wirkung war relativ gering. Bedeutender war seine journalistische Arbeit. Sie begann 1896/97 mit Redakteurtätigkeit im „Volksblatt Halle“ und bei der „Chemnitzer Volksstimme“. 1900-19 war L. Leiter der sozialdemokratisch orientierten Zeitschrift „Die Neue Welt“. In diesem „illustrierten Unterhaltungsblatt für das Volk“ versuchte er, der Arbeiterschaft ein Gegengewicht gegen bürgerliche Geschmacks- und Wissensvermittlung zu bieten (populärwissenschaftliche, pädagogische und sozialpolitische Beiträge, Literatur der sozialdemokratischen Arbeiterschaft, realistische und naturalistische Prosa Europas sowie Unterhaltungsliteratur). Nach der Einstellung der Zeitschrift veröffentlichte L. als Redakteur im Vorwärts-Verlag regelmäßig Rezensionen von Arbeiterliteratur in der Wochenschrift „Die Neue Zeit“. 1933 erhielt L. als Jude und Sozialdemokrat Berufsverbot. Die ständigen Verfolgungen durch die Nationalsozialisten trieben ihn 1943 zum Selbstmord.

  • Werke

    Weitere W Gedichte: Vignetten, 1895;
    Komische Kränze, 1896;
    Fackeln d. Zeit, 1904;
    Die Perlenschnur d. Adria, 1906;
    Lebensmittag, 1910;
    Aus Tag u. Tiefe, 1911;
    Wenn Frieden würde …,|1918;
    Wir wollen werben, Wir wollen wecken …, Gedichte f. d. arbeitende Jugend, 1924. -
    Stücke: Achtung Bombe, Schwank in einem Akt, 1905;
    Die überlistete Polizei, ein Schwank in Reimen, 1909;
    Agitator wider Willen, 1908;
    Rotkoller od. Die mißglückte Demonstrationsvereitelung, 1913. -
    Allerlei vom Zeitroman, in: Die Neue Zeit 37, 1919, I, S. 400-04.

  • Literatur

    K. Zerges, Soz.demokrat. Presse u. Lit., Empir. Unterss. z. Lit.vermittlung u. soz.demokrat. Presse 1876-1933, 1982;
    Lex. Sozialist, dt. Lit., 1963, S. 327 f.

  • Autor/in

    Adalbert Wichert
  • Zitierweise

    Wichert, Adalbert, "Lessen, Ludwig" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 335-336 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137833326.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA