Lebensdaten
erwähnt 1163, gestorben 1201
Beruf/Funktion
Herzog von Oppeln ; Herzog von Schlesien
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 137698178 | OGND | VIAF: 298461203
Namensvarianten
  • Boleslaw I.
  • Boleslaw der Lange
  • Boleslaw I. der Lange
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Zitierweise

Boleslaus, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd137698178.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Wladislaw II. ( 1159), Fürst von Krakau und Schlesien, von seinem B Boleslaw ( 1173) vertrieben, S des Boleslaw, Herzog von Polen;
    M Agnes, T des Markgrafen Leopold III. von Österreich (Halbschw des deutschen Königs Konrad III.);
    B Mesko ( 1211), Herzog von Ratibor und Oppeln, Konrad ( 1203), erwählter Bischof von Bamberg;
    1) 1163 Wenzlawa, 2) Adelheid, T des Pfalzgrafen Berengar von Sulzbach;
    S aus 1) Jaroslaw ( 1201), mit Teilgebiet Oppeln abgefunden, 4 S, 2 T aus 2), u. a. Heinrich I. ( 1238), Herzog von Schlesien.

  • Biographie

    Erst nach dem Tode des Vaters wurde 1163 Boleslaw und seinen Brüdern durch Vermittlung Friedrichs I. von ihrem Onkel, Herzog Boleslaw IV. von Polen, Großfürst von Krakau, die Möglichkeit gegeben, nach Schlesien zurückzukehren. Boleslaws weiteres Leben war ausgefüllt mit Auseinandersetzungen innerhalb seiner Familie, nach dem Tode seines Oheims vor allem mit solchen mit seinen Brüdern, mit denen er sich in das Herzogtum teilen mußte. Er erhielt Breslau, Mesko Oppeln; damit waren Ober- und Niederschlesien für Jahrhunderte getrennt. Seit dem erfolgreichen Eingreifen Friedrichs I. 1163 und noch einmal 1172 fanden die schlesischen Herzöge Rückhalt beim deutschen König und lösten sich allmählich von Polen. Durch die Neubesetzung des Klosters Leubus mit Zisterziensern aus Pforta in Sachsen (1163) leitete Boleslaw die deutsche Kolonisation in Schlesien ein. Wie kräftig und umfangreich diese Kolonisation war, läßt sich noch nicht abschätzen, da die Echtheit der Stiftungsurkunde für das Kloster von 1175 von vielen angezweifelt wird. Deutsche Adlige kamen im Gefolge seiner zweiten Gemahlin, und deutsche Bergleute wurden durch das Goldvorkommen, vor allem bei Goldberg, angezogen.

  • Literatur

    ADB III;
    R. Holtzmann, Üb. d. Polenfeldzug Friedr. Barbarossas v. J. 1157 u. d. Gründung d. schles. Herzogtümer, in: Zs. d. Ver. f. Gesch. Schlesiens 56, 1922;
    A. Kutscha, Die Stellung Schlesiens z. Dt. Reich im MA, = Hist. Stud. 159, 1924;
    V. Seidel, Die Dt. Besiedlung Schlesiens im MA, in: Jbb. f. Kultur u. Gesch. d. Slaven, NF 9, 1933;
    Gesch. Schlesiens, hrsg. v. H. Aubin, Bd. 1, 1938: F. Schilling, Ursprung u. Frühzeit d. Deutschtums in Schlesien u. im Lande Lebus, 1938 (L);
    Dictionnaire d’Histoire et de Géographie Ecclésiastiques IX, 1937, Sp. 610 f.

  • Autor/in

    Hans Jürgen Rieckenberg
  • Zitierweise

    Rieckenberg, Hans Jürgen, "Boleslaus" in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 430 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137698178.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Boleslaw, der Lange, der erste Herzog von Schlesien, 7. oder 8. Dec. 1201, Sohn des von seinem Bruder Boleslaw IV. vertriebenen Herzogs von Polen, Wladislaw II., der als Gemahl einer Halbschwester Kaiser Konrads III., Agnes, an des letzteren Hofe Zuflucht und Hülfe suchte. B. erscheint uns dann zum ersten Male neben seinem Vater als Zeuge in einer zu Regensburg ausgestellten Urkunde Konrads III. im Juni 1151. (Stumpf Nr. 3852.) Wladislaw stirbt 1159 in der Verbannung, obwol Konrad und noch mehr Friedrich I. sich lebhaft für seine Zurückführung interessirten und der letztere sogar 1157 einen siegreichen Feldzug nach Polen unternimmt; später dann nach dem Tode Wladislaws 1163 läßt sich der Polenherzog auf des Kaisers Vermittlung bereit finden, den Söhnen seines Bruders Schlesien in den Grenzen des damaligen Bisthumssprengels von Breslau als besonderes Herzogthum zu geben, aber unter Fortdauer der Abhängigkeit von dem Inhaber des Seniorats, dem polnischen Großfürsten, dessen Oberherrlichkeit erst am Anfange des 13. Jahrhunderts unter Heinrich I. erlischt, und zwar erhält der älteste, B., den größeren und besseren Theil, Mittel- und Niederschlesien mit dem Oppelner Gebiet, der zweite, Mesko, das Herzogthum Ratibor, ein dritter, Konrad, noch unmündig und damals in einem deutschen Kloster erzogen, soll dem geistlichen Stande sich widmen. Der Polenherzog behält nach der Uebergabe des Landes noch einige|schlesische Burgen besetzt, um welche sich dann noch einmal Kämpfe entspinnen und ein erneutes Einschreiten des Kaisers herbeiführen 1172. In den Jahren 1177—78 erhebt sich zwischen den Brüdern, von denen jetzt auch Konrad, herangewachsen, ein Erbtheil verlangt, Streit, wol nicht ohne Zusammenhang mit den gleichzeitigen Thronkämpfen in Polen zwischen Mesko dem Alten und dessen Bruder Kasimir dem Gerechten. B. wird von seinem Bruder Mesko vertrieben, flüchtet nach Deutschland, doch vermittelt der in den polnischen Kämpfen siegreich gebliebene Kasimir bald einen gütlichen Austrag, der B. sein Land zurückgibt mit Ausschluß des zur Abfindung für Konrad bestimmten Glogauer Gebietes. Ob damals zu Konrads Antheil auch das Lebuser Land gekommen sei, bleibt zweifelhaft, gewiß aber scheint, daß Kasimir jetzt den mit seinem verkürzten oberschlesischen Landtheil unzufriedenen Mesko aus eigenen Mitteln durch Auschwitz, Zator, Pleß, Siewierz (das Stück Oberschlesiens, das fort und fort zur Diöcese Krakau gehörte) entschädigt hat. Neue Streitigkeiten entstanden über das durch den Tod des kinderlosen Konrad bald wieder erledigte Glogauer Land und dazu kommen Zerwürfnisse in Boleslaws eigenem Hause. Dieser hatte von seiner ersten Gemahlin, einer russischen Prinzessin Wenceslawa, einen Sohn Jaroslaw, der, als der Vater zu einer zweiten Ehe mit einer deutschen Prinzessin (Adelheid von Sulzbach wird sie gewöhnlich genannt, von älteren Todtenbüchern aber auch Christine) schritt und mit dieser mehrere Kinder zeugte, sich mehr und mehr diesem entfremdete und seinem Oheim Mesko anschloß. An dessen Seite kämpft er 1195 an der Mozgawa für den alten Polenherzog Mesko gegen die Söhne des 1194 verstorbenen Kasimir. Von Mesko unterstützt tritt er dem Vater in offener Empörung entgegen und erzwingt von ihm die Abtretung des Herzogthums Oppeln einschließlich des Neisse-Ottmachauer Gebietes für seine Lebenszeit, nachdem er der Möglichkeit legitimer Nachkommenschaft durch seinen Eintritt in den Priesterstand mit der Hoffnung, auf dem bischöflichen Stuhle von Breslau zu succediren, entsagt hat. Dieses Abkommen war geschlossen, ehe Herzog B. (um 1195) seinem Verwandten, dem deutschen Kaiser Heinrich VI., mit einem Heerhaufen zuzog, um denselben auf dessen letztem Römerzuge zu begleiten. Als er nach dreijähriger Abwesenheit in sein Land zurückkehrt, findet er dasselbe von den Nachbarfürsten, mit denen sein Sohn Jaroslaw, wie es scheint, im Einverständnisse stand, bedroht, während Papst Innocenz III. die geistlichen Gewalten zu seinem Schutze aufgerufen hat. Er erlebt noch Jaroslaws Tod 1202 (22. März) und den Heimfall des Herzogthums Oppeln, dessen sich jedoch bei seinem Tode (7. oder 8. Dec. 1202) sein Bruder Mesko bemächtigt. Sein Hauptverdienst ist die Begründung der deutschen Colonisation, die unter seiner Regierung in Niederschlesien namentlich in den Gebieten um Liegnitz und Goldberg und wol auch auf den Gütern des Sandstifts am Zobten schon vielfach Boden gegriffen hat. Seine enge Verbindung mit Deutschland und die Einwanderung deutscher adlicher Familien im Gefolge seiner zweiten Gemahlin haben dies begünstigt, vor allem aber die Stiftung des Klosters Leubus, das er 1175 (nach anderen Angaben schon früher) gründete, reich dotirte und deutschen Mönchen aus Kloster Pforta, dem vorzugsweise Ackerbau treibenden Cistercienserorden angehörig, überwies. Auch die Ersetzung der polnischen Benedictiner im Vincenzkloster bei Breslau durch deutsche Prämonstratenser hat er befördert. Er liegt in der Kirche von Leubus begraben, wo ihm im 14. Jahrhundert ein noch erhaltenes Hochgrab errichtet worden ist, während der ursprüngliche Grabstein zu einem anderen Epitaph verarbeitet wurde, jedoch so, daß noch Umrisse des früheren erkennbar sind.

    • Literatur

      Vgl. Luchs, Schlesische Fürstenbilder. Heft I und Alwin Schultz, Klosterkirche zu Leubus, Abhandlungen der vaterländischen Gesellschaft. 1870. Haurtquellen für Boleslaws Leben sind Grünhagen's Regesten zur schlesischen Geschichte im Cod. dipl. Siles. VII. Vgl. auch den Aufsatz dess. Verf. über B. Schles. Zeitschr. XI. 399.

  • Autor/in

    Grünhagen.
  • Zitierweise

    Grünhagen, Colmar, "Boleslaus" in: Allgemeine Deutsche Biographie 3 (1876), S. 98-100 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137698178.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA