Lebensdaten
1786 – 1854
Geburtsort
Ismannsdorf bei Ansbach
Sterbeort
Nürnberg
Beruf/Funktion
Maschinenfabrikant
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 137476035 | OGND | VIAF: 81662254
Namensvarianten
  • Späth, Johann Wilhelm
  • Spaeth, Wilhelm
  • Späth, Johann Wilhelm
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Quellen(nachweise)

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Zitierweise

Spaeth, Wilhelm, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd137476035.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann Michael (1749–1827), Müllermeister in I., S d. Christian Michael (1717–92), Müllermeister in Merkendorf b. Gunzenhausen;
    M Maria Apollonia (1762–1827), T d. Georg Leonhard Ficke, Schmiedemeister in Seligenstadt;
    2 B Johann Michael (1788–1838), Müllermeister in Dutzendteich b. N., Christian Michael (* 1798), Müllermeister, 3 Schw;
    Nürnberg 1815 Helena Wilhelmina (1788–1861), aus N., Kramkäufelin, T d. Johann Conrad Schöberlein (1731–1806), Herrendiener, Hochzeitslader in N.;
    2 T Elisabetha Maria (1816–42, Wilhelm Haevel, 1812–55, Mechaniker, Maschinenmeister d. Kgl. Eisenbahnzentralwerkstätte in N. u. München), Susanne Friederike (1821–53, Johannes Falk, 1822–1907, Müllermeister, Mechaniker, Maschinenfabrikbes., KR);
    Ur-E Johannes Hammerbacher (1866–1924, Luise Freiin v. Feilitzsch, 1877–1974, T d. Ferdinand Frhr. v. Feilitzsch, 1843–1911, bayer. Gen.major, s. NDB V*), 1894–1905 Teilh. d. Fa. „Maschinenfabrik, Eisengiesserei u. Brückenbauanstalt Joh. Wilh. Spaeth“ in N.-Dutzendteich, dann Fabrikbes. in Friedrichshafen, KR, Otto Hammerbacher (1872–1950), Dipl.Ing., 1900–17 Teilh., danach Alleininh. u. Leiter d. Fa. „Maschinenfabrik, Eisengiesserei u. Brückenbauanstalt Joh. Wilh. Spaeth“ in N.-Dutzendteich, Ehrenbürger d. TU München, KR (s. Wenzel; Rhdb.);
    Urur-E Hertha Hammerbacher (1900–85, Hermann Mattern, 1902–71, Gartenarchitekt, s. NDB 16), Prof. f. Gartenarchitektur an d. TU Berlin.

  • Biographie

    S. erlernte vom Vater das Müllergewerbe in dessen Mühle im ansbach. Ismannsdorf, wo er auch zeitweise eine Schule besuchte. Seit 1804 arbeitete er als Müllerbursche und -geselle in Nürnberg und Schwabach. Die lange Wanderschaft 1806–13 führte ihn bis Hamburg und durch Preußen, wo er die fortschrittliche, angelsächs. geprägte Maschinenindustrie kennenlernte und sich wohl autodidaktisch Kenntnisse im Maschinenbau erwarb. 1813–15 arbeitete er als Maschinenmeister in der Schwabacher Kattunfabrik von Johann Caspar Stirner. 1815 wurde ihm eine Ansässigmachung als „Mühlarzt“ in Nürnberg verwehrt; bis 1820 gestaltete er in der Region Nürnberg bei diversen Betrieben den Wasserbau neu. 1820 erhielt er eine bedeutende Aufgabe in der Einrichtung der ersten Tuchfabrik Bayerns für Johann Philipp Lobenhofer in Wöhrd. Er baute die Triebwerke, installierte hochspezialisierte Textilmaschinen aus den Niederlanden und wartete diese nicht nur, sondern konstruierte bald zweckdienlichere. Aus der in Wöhrd von S. als selbständigem Unternehmer geführten Werkstätte entstand 1827 die rasch florierende Firma „Spaeth & Comp.“. S. verlegte sie 1831–35 in ein altes Hammerwerk am Dutzendteich. Seine mechanische Werkstatt stand am Übergang vom Handwerks- zum Industriebetrieb, die anfangs noch eher eine Genossenschaft von einzelnen Meisterwerkstätten als ein geschlossenes Unternehmen darstellte. Dennoch kann sie als erste Maschinenbauanstalt Bayerns gelten. Eine eigene Eisengießerei richtete S. 1842 ein, nachdem er die Konzession zum Betrieb einer Maschinenfabrik erhalten hatte, die er seitdem allein unter dem Namen „Maschinenfabrik und Eisengiesserei Joh. Wilh. Spaeth“ führte (Mitte d. 1840er Jahre ca. 100 Arbeiter).

    Im Nov. 1835 wurde in S.s Werkstatt im Auftrag der „Kgl. privilegirten Ludwigs-Eisenbahn-Gesellschaft“ binnen weniger Wochen die Lokomotive „Adler“ aus Einzelteilen montiert. S. lieferte auch Fahrgestelle für die Waggons sowie Drehscheiben für die am 7.12.1835 eröffnete erste dt. Eisenbahn zwischen Nürnberg und Fürth. Seit 1836 nahmen die Arbeiten für Schleusen, Wehre, Schlagbrücken und Hafenkräne am Ludwig-Donau-Main-Kanal über zehn Jahre lang fast die volle Kapazität der Firma in Anspruch. Zur Überwindung der größten Juraerhebung, des Dörlbacher Einschnitts bei Burgthann, konstruierte S. für den Erdaushub eine Baggermaschine und Förderbänder für eine wandernde Baustelle. Das Angebot der Firma umfaßte in den 1840er Jahren alle bekannten „technisch-mechanischen“ Maschinen, wie Mühleinrichtungen, Transmissionen, Pumpen, Drahtziehtische und Plätt- bzw. Spinnmühlen für die leonische Drahtindustrie, Werkzeugmaschinen, Hopfen- und Lithographiepressen, Kräne und Aufzüge.

    Für seine voll automatisierten „Kunstmühlen“ nach „engl.-amerik. System“ erhielt S. 1830 einen Staatspreis. In der Gießerei entstanden Baueisen und Maschinenteile aller Art, aber auch Schmuckelemente von Brücken- und Treppengeländern über Säulenkapitelle und Balustraden, bis hin zu Grabkreuzen, Ofenplatten und Pianoforte-Rahmen. Geliefert wurde von Zürich bis St. Petersburg. In zahlreichen Branchen führte S. die Mechanisierung ein. Er schuf komplette Fabrikeinrichtungen, wie 1828–32 für die „Kattundruckerei Schöppler & Hartmann“ in Augsburg und 1835–37 für die „Drahtfabrik Johann Balthasar Stieber & Sohn“ in Mühlhof an der Rednitz. Das seit etwa 1900 als „Maschinenfabrik, Eisengießerei und Brückenbauanstalt Joh. Wilh. Spaeth“ geführte Unternehmen, in dem S. bis zu seinem Tod als einziger Konstrukteur arbeitete, blieb über weitere vier Generationen ohne Fremdkapital in Familienbesitz, bis es 1969 verkauft wurde (heute bei der „Pfleiderer AG“).

  • Literatur

    L. C. Beck, Der Dutzendteich in Natur-, Orts- u. Industriegeschichtl. Beziehung, 1898;
    Dt. Ind., Dt. Kultur, „S.-Nr.“, Jg. 7, Berlin o. J. [1902];
    U.-E. u. K.-R. Trott, J. W. S. (1786–1854), Vom Müllergesellen z. Ind.pionier, 2004 (P);
    P. Metzger, Die ersten Nürnberger Fabrikarbeiter, Die Lebenswelt d. Arbeiterschaft d. Maschinenbauanstalt J. W. S. im Spiegel d. Fabrikordnung v. 1838, in: Jb. f. fränk. Landesforsch. 66, 2006, S. 285–99;
    Berühmte Nürnberger;
    Stadtlex. Nürnberg;
    Qu
    Firmenarchiv Spaeth im StadtA Nürnberg (E 9/379) (P);
    Fam.archiv Hammerbacher (Privatbes.).

  • Porträts

    Lith. v. L. Gebhardt, um 1854 (Fam.archiv Hammerbacher).

  • Autor/in

    Pascal Metzger
  • Zitierweise

    Metzger, Pascal, "Spaeth, Wilhelm" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 612-613 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137476035.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA