Lebensdaten
um 1175 – 1258
Beruf/Funktion
Bischof von Passau
Konfession
-
Normdaten
GND: 136905412 | OGND | VIAF: 81172252
Namensvarianten
  • Rudiger
  • Rüdiger von Bergheim
  • Rudiger
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Zitierweise

Rüdiger von Bergheim, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd136905412.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus d. weitverzweigten Ministerialenfam. d. Itzling – Fischach – Zaisberg – Bergheim – Radeck, deren Gesch. eng mit Salzburg verbunden ist u. deren Hauptsitz seit 1190 d. Hof zu Bergheim war; nicht zeitgenössisch ist der auch in moderner Forschung noch gängige Beiname „von Radeck“, denn erst R.s Neffe Gerhoch nannte sich nach dieser nördl. v. Salzburg gelegenen Burg; – V Rüdiger v. B.;
    B Gerhoch v. B., Marchward v. B.

  • Biographie

    Seit 1198 ist R. als Mitglied des Salzburger Domkapitels, 1215 auch als Domherr von Passau belegt; 1208-11 ist er als Pfarrer von Salzburghofen, bis 1215 auch als Propst des Augustinerchorherrenstifts Zell am See bezeugt. 1216 betraute ihn Ebf. Eberhard II. ( 1246) mit der Leitung des neu gegründeten Salzburger Suffraganbistums Chiemsee. Papst Honorius III. erteilte ihm am 20.4.1220 den Auftrag, zusammen mit dem Bischof von Seckau und dem Salzburger Dekan die Regularkanoniker der Kirchenprovinz Salzburg zu einer einheitlichen Observanz zurückzuführen.

    Nach der Resignation Bf. Gebhards (reg. 1221/22-32) und einer einjährigen Vakanz wurde R. von Papst Gregor IX. als Nachfolger nach Passau transferiert, da sich das Domkapitel nicht auf einen Kandidaten hatte einigen können, und mit Mandat vom 1.7.1233 angewiesen, die Leitung der Kirche von Passau zu übernehmen. Hier zunächst mit den Problemen der Tilgung der von Gebhard hinterlassenen Schulden befaßt, setzte R. dann aber die aufwendige Territorialpolitik seiner Vorgänger – v. a. durch den Erwerb von Burgen – fort, zu deren Finanzierung er sich auch der Unterstützung der Bürger bediente. Die kommunale Bewegung hat allerdings in seiner Regierungszeit keine Fortschritte gemacht; die bfl. Stadtherrschaft war unbestritten. In der Klosterpolitik setzte er keine neuen Akzente. Er förderte die Spitäler in seiner Stadt und trug Sorge für die Ausstattung des Domes; den Dominikanern stand er aufgeschlossen, den Minoriten eher ablehnend gegenüber.

    Der größte Teil seines Pontifikates war überschattet von den schweren politischen Auseinandersetzungen der Zeit. Von Anfang an stand R. dabei auf der Seite Friedrichs II., dem er bis zu seiner Absetzung unbedingte Loyalität wahrte. Dafür nahm er auch die erbitterte Feindschaft der kurialen Partei in Kauf, als deren kämpferischer Exponent in seiner Diözese der mehr und mehr an Einfluß gewinnende Passauer Kanoniker und Lorcher Archidiakon Albert Behaim ( 1260) in Erscheinung trat. Im Konflikt des Kaisers mit dem österr. Hzg. Friedrich II. ( 1246) 1236/37 geriet der Bischof zeitweise in die Gefangenschaft des Babenbergers. Mehrfach wurde er in den folgenden Jahren durch Behaim (1240) und die päpstl. Legaten Philipp von Ferrara (1246) und Petrus Capocci, Kardinaldiakon von S. Giorgio in Velabro (1248), exkommuniziert. Mit der Absetzung des Kaisers auf dem Konzil von Lyon am 17.7.1245 verschärfte sich der Konflikt; von den Bischöfen der Salzburger Kirchenprovinz hielt allein R. dem Staufer die Treue. Im Passauer Domkapitel formierte sich eine Opposition, die den Bischof in Lyon vor Innozenz IV. des Totschlags, der Simonie und der Entfremdung von Kirchengut anklagte. Der Papst unterstützte darüber hinaus die Pläne Hzg. Friedrichs, Wien zum Sitz eines Landesbistums zu machen. Behaim betrieb von Lyon aus den Sturz des Bischofs und versuchte, als seinen Kandidaten den aus dem poln. Herzogshaus der Piasten stammenden Hzg. Konrad auf die Passauer cathedra zu erheben. Nachdem letzte Ausgleichsversuche gescheitert waren, wurde R. am 17.2.1250 in einem öffentlichen Konsistorium vor Innozenz IV. durch Petrus de Collemedio, Kardinalbf. von Albano, abgesetzt. Am 11. März bestätigte der Papst in einem Mandat an den Dekan Albert Behaim und das Passauer Domkapitel dieses Urteil; R. verharrte im Widerstand, konnte aber die Wahl eines Nachfolgers (Berthold, reg. 1250-54) nicht verhindern. Aus dem Bistum vertrieben, verbrachte er seine letzten Lebensjahre an unbekanntem Ort (vielleicht in Stift Mattsee, in dessen Nekrolog R. aufgenommen wurde).

  • Quellen

    Qu Die Regg. d. Bischöfe v. Passau, II: 1206-1254, bearb. v. E. Boshof, 1999, S. 131-245, Nr. 1629-1955 (L); Das Brief- u. Memorialbuch d. Albert Behaim, hg. v. Th. Frenz u. P. Herde, 2000.

  • Literatur

    A. Erhard, Gesch. d. Stadt Passau, I, 1862, S. 89-91;
    E. Wallner, Das Bistum Chiemsee im MA (1215–1508), 1967, S. 88 f.;
    J. Lenzenweger, Kultanerkennung f. Berthold v. Garsten, in: StMBO 82, 1971, S. 409-25;
    A. Leidl, Die Bischöfe v. Passau 739-1968 in Kurzbiogrr., ²1978, S. 27;
    K. Amann, Die landesherrl. Residenzstadt Passau im spätma. Dt. Reich, 1992, S. 29 f., 231;
    W. Wagner, Prosopogr. d. Passauer Domkap. bis z. Mitte d. 13. Jh., in: Ostbair. Grenzmarken 37, 1995, S. 57 Nr. 230;
    J. Englberger, Bf. R. v. Passau (1233–1250) u. d. Schulden seines Vorgängers Gebhard (1221/22-1232) b. ital. Kaufleuten, ebd. 38, 1996, S. 19-24;
    W. Hechberger, Der Sturz d. Bf. R. v. Passau (1233–1250) u. d. Elekt Konrad (1248/49), ebd. 39, 1997, S. 27-44;
    E. Boshof, in: Gesch. d. Stadt Passau, hg. v. dems. u. a., 1999, S. 74, 85 f., 88-91;
    ders., Bayern u. Österr. in d. Schlußphase d. Herrschaft Friedrichs II., in: ZBLG 63, 2000, S. 415-43;
    Gatz IV.

  • Autor/in

    Egon Boshof
  • Zitierweise

    Boshof, Egon, "Rüdiger von Bergheim" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 213-214 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136905412.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA