Lebensdaten
1794 – 1868
Geburtsort
Neuruppin
Sterbeort
Neuruppin
Beruf/Funktion
Verleger
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 136586481 | OGND | VIAF: 61433296
Namensvarianten
  • Kühn, Gustav
  • Kühn, Gustav
  • Cühn, Gustav

Porträt(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen im NDB Artikel

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Kühn, Gustav, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd136586481.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus alter märk. Fam.;
    V Joh. Bernhard (1750–1821), Buchbinder u. -drucker in N., S d. Buchbinders Joh. Christian in N. u. d. Dorothea Elisabeth Schumann;
    M Sabina Regina (1761–1803), T d. Kürschnermeisters Fretzdorf in N.;
    B Carl (1782–1860), Bes. e. Papiermühle in Pankow, Gründer d. Fa. Karl Kühn u. Söhne, Buchdruckerei u. Papierhandlung;
    - 1) 1815 Wilhelmine (1798–1833), T d. Arztes Wöhner in Berlin, 2) 1834 Antonie Lortzing (1805–56);
    6 K aus 1), u. a. Bernhard (1819–89), Nachf. K.s, Reinhold (1827–91), Verleger u. Drucker in Berlin, 1 S (früh †), 1 T aus 2).

  • Biographie

    Nach dem Besuch des Gymnasiums studierte K. an der Akademie der Künste in Berlin, wo er bei F. W. Gubitz Holzschnitt, Stahl- und Kupferstich erlernte. 1815 übernahm er die seit 1775 bestehende Druckerei seines Vaters. Dieser hatte u. a. schon die Herstellung von Bilderbogen nach Nürnberger Vorbild betrieben. K. baute diesen Zweig 1825 zu einem lithographischen Großbetrieb aus. Allerdings war für ihn die Produktion der Bilderbogen kein künstlerisches, sondern ein geschäftliches Unternehmen, was zur Folge hatte, daß er, anders als etwa die späteren Gründungen von K. Braun in München und von G. Weise in Stuttgart, keine bekannten Künstler zur Gestaltung heranzog. Zeichner und Textverfasser blieben stets anonym. Dementsprechend sind die sprachlichen und bildnerischen Mittel einfach, oft karikierend und drastisch. Die von Heimarbeitern mit Pappschablonen aufgebrachten Farben sind stets grell. Doch läßt sich den Autoren der Sinn für populäre pointierte Wirkung nicht absprechen. K. betrieb sein Unternehmen mit ebenso großem Geschick in der kaufmännischen Organisation wie mit Gespür für das, was im Volk ankommt, wobei seine Leser hauptsächlich unter der Landbevölkerung und im Kleinbürgertum zu suchen waren. Ihnen wurden in einer für die Phantasie dieser Schichten einprägsamen Weise sowohl die unmittelbaren Zeitereignisse nahegebracht, als auch witzig-moralisierende, unterhaltsame Bildergeschichten nach dem Prinzip „So geht es, wenn…“ geboten. Gerade mit diesen Bildergeschichten hatte K. auch beim jugendlichen Publikum ein starkes Echo. So fanden die Bogen steigenden Absatz, der sich bald weit über Deutschland hinaus bis nach Übersee erstreckte. Fontane hat diese „zivilisatorische Aufgabe“ der „Dreipfennigbogen“, die „über die Welt flattern“, in reizvollen Worten gewürdigt und dem Bogenvermerk „Bei Gustav Kühn in Neuruppin“ launisch eine Art Weltgeltung nachgesagt. Zum Vertrieb der Drucke konnte sich K. nicht nur auf Agenten, sondern auch auf fliegende Händler und Altwarensammler stützen, die sich der Bilderbogen als Tauschmittel bedienten. Bereits 1832 betrug die Jahresproduktion über eine Million Blätter. Die höchste Auflage erreichten die Bilderbogen nach K.s Tod in den Schlachtenbildern zum Krieg 1870/71, von denen bis zu drei Millionen im Jahr abgesetzt wurden. Gleichen Erfolg zeitigte freilich auch das 1835 in Neuruppin gegründete Konkurrenzunternehmen von Oehmigke & Riemschneider, das bis 1953 bestand und die K.sche Produktion in qualitativer Hinsicht sogar übertraf. Dennoch hat man auch weiterhin den Begriff Neuruppiner Bilderbogen vor allem mit K.s Namen in Verbindung gebracht. – Als Verleger hat sich K. seit 1819 auch durch die Produktion preiswerter Ausgaben von Kinderbüchern und Jugendschriften sowie einer lokalen Zeitung betätigt, die unter dem Titel „Märk. Zeitung“ bis zum Ende der Firma 1945 erschien.

  • Literatur

    Th. Fontane, Wanderungen durch d. Mark Brandenburg, T. I: Die Gfsch. Ruppin, 1861;
    H. Bauer, Der Neuruppiner Bilderbogen, in: Velhagen & Klasings Mhh. 12, 1904, S. 633-50;
    500 J. Chronik d. Fam. Kühn, hrsg. v. Herm. Kühn, 1914;
    W. Fraenger, Materialien z. Frühgesch. d. Neuruppiner Bilderbogens, in: Jb. f. hist. Volkskde. 1, 1925, S. 232-306;
    Johs. Schultze, Gesch. d. Stadt Neuruppin, 1932;
    J. Jaenicke-Nickel, Neuruppiner Bilderbogen, in: Jb. f. brandenburg. Landesgesch. 13, 1962, S. 136-45;
    W. Brückner, Populäre Druckgraphik Europas, Deutschland, 1969, S. 223 f.;
    L. Riedel, Neuruppiner Bilderbogen, hrsg. v. Mus. Neuruppin, 1970;
    G. Zaepernick, Neuruppiner Bilderbogen d. Fa. G. K., 1972;
    A. C. Baumgärtner, in: K. Doderer u. H. Müller, Das Bilderbuch, ²1975, S. 73 ff.;
    E. Hilscher, Die Bilderbogen im 19. Jh., 1977;
    Neuruppiner Bilderbogen, Ausst.kat. Cloppenburg, 1982.

  • Autor/in

    Hans Ries
  • Zitierweise

    Ries, Hans, "Kühn, Gustav" in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 193-194 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136586481.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA