Lebensdaten
1897 – 1967
Geburtsort
Sankt Petersburg
Sterbeort
Benidorm (Spanien)
Beruf/Funktion
Tropenmediziner
Konfession
lutherisch?
Normdaten
GND: 13212856X | OGND | VIAF: 13461753
Namensvarianten
  • Nauck, Ernst
  • Nauck, Ernst Georg
  • Nauck, E. G.
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Zitierweise

Nauck, Ernst, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd13212856X.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V August (1860–1912), Dr. med., Arzt, S d. August (s. 1);
    M Mathilde Freiin v. Krüdener (1865–1918), T d. Wilhelm v. Krüdener (1806–67), russ. Gen., Kdt. v. St. P. (s. NDB 13, Fam.art), u. d. Sophie Scalon (1833–1918);
    ⚭ Renate Brüning (* 1917).

  • Biographie

    N. wuchs in St. Petersburg auf und bestand dort 1914 sein Abitur. Unmittelbar nach Ausbruch des 1. Weltkriegs floh er nach Deutschland und begann im Wintersemester 1914/15 in Leipzig das Studium der Medizin, das er 1920 in Greifswald abschloß (Approbation 1920, Promotion 1921). Er war zunächst als Assistent am Pathologischen Institut des Städtischen Krankenhauses Berlin-Neukölln tätig. 1921/22 nahm er an der Expedition des Deutschen Roten Kreuzes in die Hunger- und Seuchengebiete Rußlands teil. Die Begegnung mit Peter Mühlens, dem Leiter der Expedition und einem der führenden Mediziner am Hamburger Tropeninstitut, war entscheidend für seine weitere berufliche Laufbahn. N. arbeitete von April 1923 bis Oktober 1924 in der Bakteriologischen Abteilung des Hamburger Tropeninstituts. Bevor er sich jedoch endgültig in der Hansestadt niederließ, hielt er sich 1924-27 zu Lehr- und Forschungszwecken in China auf (Wuhan, Tschangscha, Shanghai, Peking) und leitete 1927-29 die Pathologische Abteilung am Hospital San Juan de Dios in San José (Costa Rica). Im Januar 1930 übernahm er die Leitung der Pathologisch-Anatomischen Abteilung des Hamburger Tropeninstituts. 1931 führte ihn eine Studienreise nach Transkaukasien.

    Im Februar 1933 habilitierte sich N. an der Hamburgischen Universität für das Fach Tropenmedizin. Im selben Jahr arbeitete er auch einige Wochen am Deutsch-Russ. Laboratorium für Pathologische Geographie in Moskau. 1934 wurde ihm eine ao. Professur übertragen. 1936 reiste N. nach Brasilien und untersuchte zusammen mit Gustav Giemsa die Lebens- und Gesundheitsverhältnisse bei den deutschstämmigen Siedlern in Espírito Santo. Grundlegend für sein Interesse an Akklimatisations- und Siedlungsfragen war die am Hamburger Tropeninstitut handlungsleitende Vision von der Wiedererlangung der ehemaligen deutschen Kolonien. Auch eine Informationsreise in die Dominikanische Republik und nach Kolumbien 1937/38 muß vor dem Hintergrund kolonialrevisionistischer Zielsetzungen gesehen werden und trägt darüber hinaus kulturpropagandistische Züge. Im September 1939 wurde N. zum|apl. Professor ernannt. Außerdem wurde eine kurz nach Beginn des 2. Weltkriegs am Tropeninstitut eingerichtete Fleckfieber-Forschungsabteilung seiner Leitung unterstellt. Zwischen Mai und September 1940 arbeitete er mit dieser Abteilung am Staatlichen Institut für Hygiene in Warschau. Im Auftrag der deutschen Besatzungsverwaltung übernahm N. für diesen Zeitraum kommissarisch auch die Gesamtleitung des Warschauer Instituts. Indem er Krankheit und „Rasse“ in einen kausalen Zusammenhang stellte, rechtfertigte er Anfang der 40er Jahre unter „seuchenhygienischen“ Gesichtspunkten die Zwangsgettoisierung der Juden in den besetzten poln. Gebieten. Vortragsreisen führten N. 1941 nach Madrid und 1944 nach Barcelona und Lissabon. 1942/43 war er als Beratender Hygieniker der Marine-Sanitätsinspektion in Südosteuropa eingesetzt (Ukraine, Krim, Kaukasus). Im September 1943 wurde N., seit 1937 Mitglied der NSDAP, zum kommissarischen Direktor des Hamburger Tropeninstituts ernannt. 1944 wurde ihm auch die Vertretung des Ordinariats für Tropenmedizin übertragen. Im Dezember 1947 folgte die offizielle Ernennung zum Institutsdirektor und zum o. Professor. Die brit. Militärregierung hatte ihn im Oktober 1946 zunächst als apl. Professor bestätigt und im Oktober 1947 als entlastet eingestuft. 1953/54 war N. Dekan der Medizinischen Fakultät, 1958/59 Rektor der Univ. Hamburg. Nach 1945 trat er häufig als Repräsentant der deutschen medizinischen Wissenschaft im Ausland auf. N. war mehrfach deutscher Delegationsleiter bei internationalen Fachtagungen (V. Internationaler Kongreß für Mikrobiologie in Rio 1950, V. und VII. Internationaler Kongreß für Tropenmedizin und Malaria in Istanbul 1953 bzw. Rio 1963). Sein besonderes Interesse galt den wissenschaftlichen Beziehungen zu Süd- und Mittelamerika. 1949/50 führte ihn eine mehrmonatige Studien- und Vortragsreise nach Costa Rica und Venezuela. 1954 hielt er Vorträge in Rio de Janeiro, São Paulo und anderen brasilian. Städten. Als Ehrengast medizinischer Kongresse besuchte er 1955 Caracas und 1957 Lima.

    N. war ein außerordentlich vielseitiger Tropenmediziner. Er hat sich in erster Linie mit der pathologischen Anatomie der Tropenkrankheiten beschäftigt, außerdem mit tropischen Hautkrankheiten (vor allem Dermatomykosen), mykologischen und parasitologischen Fragen, immunbiologischen und epidemiologischen Studien, Malariaforschung, Virologie, Gewebezüchtung und Elektronenmikroskopie. N.s Lebenswerk als Tropenmediziner ist außergewöhnlich, der Wert seiner wissenschaftlichen Veröffentlichungen unzweifelhaft. Seine Anpassung jedoch an die Bedingungen der Nazidiktatur ist die Kehrseite einer äußerlich glänzenden Wissenschaftlerkarriere. – Mitgl. d. Komités f. internationale Quarantäne d. WHO; dt. Delegierter bei d. Vollversammlung d. WHO (1955–1962); Dr. med. vet. h. c. (Tierärztl. Hochschule Hannover 1957); Dr. h. c. (Univ. Dakar 1959); Komturkreuz d. Ordens „Stern v. Afrika“ (Liberia 1956); franz. Ehrenlegion (1960); Ehrenprof. d. Univ. Lima (1957).

  • Werke

    Framboesia tropica (Framboesie), in: Hdb. d. Haut- u. Geschlechtskrankheiten, hrsg. v. J. Jadassohn, Bd. 12/1, 1932, S. 1-83 (mit M. Mayer);
    Leishmaniosen d. Haut u. Schleimhäute (Orientbeule u. amerikan. Leishmaniose), ebd., S. 119-79 (mit dems.);
    Die Dermatomykosen in d. Tropen, ebd., S. 243-365;
    Tropenkrankheiten, in: Hdb. d. inneren Medizin, begr. v. L. Mohr u. R. Staehelin, hrsg. v. G. v. Bergmann u. R. Staehelin, I, ³1934, S. 1098-1212 (mit C. Hegler);
    Trop. Viruskrankheiten, ebd., I/1, ⁴1952, S. 593-637;
    Cholera asiatica, ebd., I/2, S. 61-99;
    Viruskrankheiten, Rickettsiosen u. Bartonellosen, in: Krankheiten u. Hygiene d. warmen Länder, Ein Lehrb. f. d. Praxis, begr. v. R. Ruge, P. Mühlens u. M. zur Verth, bearb. v. P. Mühlens, E. N., H. Vogel u. H. Ruge, ⁵1942, S. 250-303;
    Protozoen als Krankheitserreger, in: Hdb. d. allg. Pathol., hrsg. v. F. Büchner, E. Letterer u. F. Roulet, XI/2, 1965, S. 54-171;
    Rickettsien, ebd., S. 272-314;
    Hrsg.:
    Lehrb. d. Tropenkrankheiten, 1956, ³1967, fortgeführt v. W. Mohr, H.-H. Schumacher u. F. Weyer, ⁴1975;
    Zs. f. Tropenmed. u. Parasitol., 1949/50 ff. (Begründer u. Mithrsg.).

  • Literatur

    W. Kikuth, in: Zs. f. Tropenmed. u. Parasitol. 8, 1957, S. 2 f. (P);
    F. Trautmann, in: Berliner Med. 12, 1961, S. 280 f. (P);
    W. Mohr, in: Hamburger Ärztebl. 22, 1968, S. 32 f. (P);
    H.-H. Schumacher, in: Verhh. d. Dt. Ges. f. Pathol., 52. Tagung, 1968, S. 602-07 (W, P);
    S. Wulf, Das Hamburger Tropeninst. 1919 bis 1945, Auswärtige Kulturpol. u. Kolonialrevisionismus nach Versailles, 1994 (P). – Eigene Archivstud.

  • Porträts

    Phot. (Bernhard-Nocht-Inst. f. Tropenmed., Hamburg, Archiv).

  • Autor/in

    Stefan Wulf
  • Zitierweise

    Wulf, Stefan, "Nauck, Ernst" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 759-760 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd13212856X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA