Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
Unternehmerfamilie
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 131765949 | OGND | VIAF: 1154141
Namensvarianten
  • Schwanhäußer

Orte

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Zitierweise

Schwanhäußer, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd131765949.html [18.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Gustav Adam (1840–1908), Sohn des Schweinfurter Gastwirts Georg Josua, dessen Vorfahren seit dem 16. Jh. in der Reichsstadt nachweisbar sind, absolvierte eine kaufmännische Ausbildung in einer Schweinfurter Kolonialwarenhandlung und war anschließend als Kaufmannsgehilfe in der Nürnberger „Tapeten- und Pinselfabrik Gonnermann“ beschäftigt. 1866 erwarb er dort die 1855 gegründete und in Konkurs gegangene Bleistiftfabrik „Großberger & Kurz“. Neben der erfolgreichen Bleistiftproduktion unter dem vom Familiennamen abgeleiteten Markenzeichen „Schwan“ entwickelte er 1875 ein neues Verfahren zur Herstellung farbiger Kopierstifte, errichtete Filialen in Wien (1884) und Berlin (1898) sowie Exportvertretungen in Europa und Übersee. Das um 1900 in „Schwan-Bleistift-Fabrik“ umbenannte|Unternehmen erreichte 1913 eine Jahresproduktion von 48 Mio. Stiften.

    Der Sohn Eduard (1871–1932) trat nach dem Studium der Nationalökonomie 1893 in die Firma ein. Gemeinsam mit seinem Bruder August (1872–1965), der 1896 das Studium der Chemie und Physik abgeschlossen hatte, leitete er seit 1908 das 1923 in eine familiengeführte Aktiengesellschaft umgewandelte Unternehmen (Schwan-Bleistift-Fabrik AG) mit 250 Beschäftigten, 1925 gelang die Entwicklung des Dünnkernfarbstifts mit bruchstabiler Mine (STABILO). Seit 1927 wurden auch Schminkstifte produziert.

    Nach dem Abschluß des Studiums der Nationalökonomie begann Gustav (1898–1979) 1924 die unternehmerische Tätigkeit und rückte 1932 als Nachfolger seines Vaters Eduard in den Vorstand auf. Gleichzeitig wirkten seine Brüder Herbert (1900–88) und Waldemar (1903–82) sowie (seit 1939) Rolf (1907–95) in leitenden Funktionen im Familienunternehmen. Erich (1902–2000), der Sohn Augusts, trat nach dem Studium der Chemie 1926 in die Firma ein und führte u. a. die Forschungsabteilung des Unternehmens, das in den 1930er Jahren seine Marktposition ausbaute und vor dem 2. Weltkrieg 400 Mitarbeiter beschäftigte.

    Im Zuge des Wiederaufbaus der 1945 völlig zerstörten Betriebsanlagen wurde am Standort eines 1941 bezogenen Ausweichlagers in Weißenburg (Bayern) 1948 die „Schwanhäußer GmbH Werk für Holzbearbeitung“ gegründet, die Büromöbel und Regalsysteme fertigte. Dieser Produktionszweig wurde 1984 veräußert. 1953 erfolgte die Umwandlung der Nürnberger Familien-AG in die „Schwan-Bleistift-Fabrik Schwanhäußer & Co“, die neben Bleistiften v. a. Faserschreiber und Buntstifte produzierte und 1968 einen Umsatz von 20 Mio. DM erzielte. 1950 trat der Jurist Otto (* 1914), der jüngste Bruder von Erich, in die Firma ein. 1960-80 verantwortete er als Geschäftsführer die Bereiche Finanzen und Verwaltung. Gleichzeitig übernahm Günter (* 1928), der älteste Sohn von Gustav, als Vertreter der vierten Generation unternehmerische Verantwortung. Seit 1969 leitete er das in der Folgezeit stark expandierende Unternehmen gemeinsam mit Otto und seinem Vetter Horst (1931–2002), der nach dem Studium der Betriebswirtschaft zunächst bei IBM berufliche Erfahrungen gesammelt und anschließend die Nachfolge seines Vaters Herbert in der Firma angetreten hatte.

    Die von Günter bis zum Rückzug aus dem operativen Geschäft 1994 geführte Schreibgerätesparte erzielte durch den Aufbau eines internationalen Vertriebsnetzes mit Niederlassungen in Frankreich (1964), England (1971), Spanien, Singapur (1982), den Niederlanden und Belgien (1991) sowie Produktionsstandorten in Malaysia (1967) und Tschechien (1992) hohe Wachstumsraten, 1971 zeichnete Günter für die Entwicklung des Leuchtmarkierstifts verantwortlich, der neben Faserstiften bis heute die zentrale Säule des Sortiments bildet. Unter der Leitung von Horst erfolgte seit den 1970er Jahren der forcierte Ausbau des Kosmetiksektors zum umsatzstärksten Bereich. Das 1976 in „Schwan-STABILO“ umbenannte Unternehmen rückte in den 1990er Jahren mit Produktionsstandorten in den USA, China, Tschechien und Brasilien als Entwickler und Hersteller für alle führenden Kosmetikkonzerne mit einem Marktanteil von zuletzt 40% zum Weltmarktführer bei Kosmetikstiften auf. 1995 wurde der Nürnberger Standort aufgegeben, der Firmensitz mit der Kosmetikproduktion nach Heroldsberg verlagert und die Schreibgerätefertigung am Standort Weißenburg und den Auslandstöchtern in Malaysia und Tschechien konzentriert. Gleichzeitig erfolgte die Verselbständigung der Sparten Schreibgeräte und Kosmetik unter dem Dach der 1996 gegründeten „Schwanhäußer Industrie Holding GmbH & Co“, die bis 1999 von Horst geführt wurde. 2004 erzielte der Konzern mit weltweit 2900 Beschäftigten einen Umsatz von 280 Mio. €. Seit 1998 leitet Sebastian (* 1963), der Sohn von Günter, die Schreibgerätesparte.

  • Auszeichnungen

    Schwanhäußerstraße in Nürnberg (1959)

  • Literatur

    K. Fischer. Die Gesch. d. Fam. S. v. 15. bis z. 20. Jh., 1959;
    Chronik d. Schwan-Bleistift-Fabrik Schwanhäußer & Co. in Nürnberg u. ihrer Tochterwerke in Wien u. Weißenburg v. ihrer Gründung 1855 an, 1962 (P);
    Schwan-Stabilo bringt Farbe ins Gesicht, in: Handelsbl. v. 27.9.2004;
    M. Bauernfeind. 150 J. S. in Nürnberg, Der Grundbes. d. Fam. im Stadtteil Gärten hinter d. Veste u. Umgebung, 2005 (P);
    dies., in: Fränk. Lb. 21, 2007, S. 279-94;
    150 J. Schwan-STABILO 1855-2005, Eine Untern.-gesch. im Zeichen d. Schwans, 2005 (P).

  • Autor/in

    Richard Winkler
  • Zitierweise

    Winkler, Richard, "Schwanhäußer" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 784-785 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd131765949.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA