Lebensdaten
1718 – 1782
Geburtsort
Zürich
Sterbeort
Potsdam
Beruf/Funktion
Bildhauer
Konfession
reformiert
Normdaten
GND: 129744441 | OGND | VIAF: 18311703
Namensvarianten
  • Camply, Melchior
  • Kambli, Melchior
  • Camply, Melchior
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Zitierweise

Kambli, Melchior, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd129744441.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Heinrich (1674–1727), Schlosser u. Uhrmacher in Schaffhausen, S d. Heinrich (1637–86), Pfarrer 1669 in Rehetobel, 1681 in Bonstetten, u. d. Anna Ott;
    M Anna (1684–1754), T d. Hans Jakob Schärer (1637- v. 1705), Obermeister d. Maurerzunft in Schaffhausen, u. d. Anna Koch;
    Om Joh. Jakob Schärer (1676–1746), Stuckbildhauer, Lehrer K.s (s. ThB);
    B Sixtus (1706–68), Kunstschmied in Z., schuf u. a. 1767 d. schmiedeeiserne Gitter d. 2flügeligen Toranlage d. Patrizierhauses „Seehof“ in Meilen, dem späteren Wohnsitz Conr. Ferd. Meyers (s. ThB);
    - Berlin 1744 Elisabeth (1723- n. 1785), T d. Peter Brisko, Guts- u. Schäfereipächter auf d. Schorfheide, u. d. Euphrosyne Korb;
    13 K, u. a. Joh. Melchior (* 1745), Bildhauer in Z., Heinrich Friedrich (1750–1801), seit 1785 preuß. Hof- u. Kabinettsbildhauer, schuf neben Bronzearbb., eingelegten Möbeln u. Tischplatten, den mit e. Weltkarte als Mittelstück eingelegten farbigen Marmorfußboden d. Eremitage im Neuen Garten (1794) sowie Gartenbänke aus schles. Marmor auf d. Pfaueninsel, versch. Holzbildhauerarbb. in d. Orangerie im Neuen Garten u. im Schloß auf d. Pfaueninsel (Zuschreibungen s. W; s. ThB), Karl Ludwig (1757- n. 1819), Polizeidir. in Glogau, Anna Charlotte (⚭ Adam Gf. v. Podewils, auf Varzin usw.), Auguste ( Christian Schulze, 1748–1831, Architekt, Oberregierungs- u. Baurat in Glogau, s. ThB), Marg. Angelika Dor. ( Konstantin Sartori, 1747–1812, Bildhauer u. Stukkateur in P., s. ThB);
    E Julius Schulze, Architekt in Breslau (s. ThB).

  • Biographie

    K. erhielt seine künstlerische Ausbildung in Schaffhausen durch den Holzbildhauer und Schreiner Johann Konrad Speißegger und seinen Onkel Johann Jakob Schärer. Anschließend absolvierte er noch eine Lehrzeit bei dem Goldschmied Johann Konrad Schalch. Über den weiteren beruflichen Werdegang K.s gibt uns nur seine Zugehörigkeit zur Zunft der Schmiede in Zürich Auskunft, der er als Kunstschmied angehörte. 1746 finden wir ihn als Steinbildhauer und Broncier am Schloß Sanssouci und der dazugehörigen Kolonnade unter Leitung Knobelsdorffs tätig. Neben Spiegelrahmen für die Kavalierszimmer dieses Schlosses und aufwendigen Rahmen für die Bildergalerie sind für ihn als früheste Möbel vergoldete Tafelstühle bezeugt.

    Bereits 1751 hatte K. seine Position so gefestigt, daß er seine eigene „fabrique von bronce doré Arbeit“ in Potsdam begründen konnte. Dennoch hat er seine Beziehungen zur Schweiz nicht abbrechen lassen. 1750 hatte er den laufenden Vertrag mit der Zunft der Schmiede erneuert und noch 1772 ließ er für sich und seine Söhne das Zürcher Bürgerrecht bestätigen. K. hat zu dieser Zeit nicht nur Aufträge für das Königshaus übernommen, sondern auch für die Stadt Potsdam, wo er 1753 an der nach dem Vorbild von S. Maria Maggiore in Rom gestalteten Schaufassade und den Kolonnaden der Nikolaikirche unter Boumann tätig war. Er arbeitete hier zusammen mit Glume, Benkert und Heymüller. Zur gleichen Zeit fand|seine Mitarbeit auch an dem von Knobelsdorff entworfenen Neustädter Tor und an dem großen Marmorobelisken auf dem Neuen Markt Erwähnung.

    Der Durchbruch vom vielseitigen Kunsthandwerker zu einem der bedeutendsten Künstler des friderizianischen Rokoko gelang K. in den späten 50er Jahren. Zu seinen hervorragendsten Leistungen aus dieser Zeit zählen das reiche feuervergoldete Gitter der Fahnentreppe am Potsdamer Stadtschloß und die bronzenen Wanddekorationen des Speisesaals (Bronzesaals) mit seinen bronzenen feuervergoldeten Spiegelrahmen, Konsoltischen und Supraporten, ein Höhepunkt europäischen Rokokos (im Krieg zerstört). K. hat dieses große Werk zusammen mit dem Ziseleur Geoffroy und dem Vergolder Morell 1754/55 geschaffen, während die Modelle auf den Bildhauer Schwyzer zurückgehen. Zusammen mit dem Goldschmied Kelly schuf K. 1761 zwei vergoldete verspiegelte Spieluhrgehäuse mit reichen Bronzezieraten und 4 silberne Spiegelrahmen, die als Präsente Friedrichs des Großen an den Hof des Sultans Mustapha III. gingen.

    Seit 1764, dem Zeitpunkt der Übersiedlung der Kunstschreiner Johann Friedrich und Heinrich Wilhelm Spindler von Bayreuth nach Potsdam, resultiert die fruchtbare Zusammenarbeit der auf hervorragende Holzintarsien spezialisierten Brüder mit K., der ihre farblich kontrastreich abgestimmten Möbel mit schweren versilberten oder vergoldeten Bronzen zu Prunkstücken zu steigern wußte. K.s Stil ist nun gekennzeichnet von einer Synthese aus Rokoko- und klassizistischen Elementen, wobei der ältere Stil noch die dominierende Rolle spielt. Ein Teil dieser aufwendigen Kommoden, Sekretäre und Standuhren, die hauptsächlich für das Neue Palais bestimmt waren, zeigt eine deutliche Abhängigkeit von den von Johann Wilhelm Meil gestochenen Möbelentwürfen Johann Michael Hoppenhaupts des Älteren, während sich einige spätere Möbel mit Stilmerkmalen Johann Christian Hoppenhaupts des Jüngeren in Verbindung bringen lassen, der die Innenausstattung des Neuen Palais leitete. Doch die formale Vehemenz seiner Bronzedekorationen erweist sich bei einer Reihe dieser Prunkmöbel von solch beherrschender Dimension, daß man K. zumindest in dieser fortgeschrittenen Phase eine gewisse eigene künstlerische Konzeption zubilligen muß. Seine Eigenständigkeit zeigt sich besonders bei den Möbeln, wo er entgegen der damaligen Mode die Flächen mit Schildpatt belegt. Entgegen der älteren Boulle-Tradition unterlegt er das Schildpatt hierbei nicht farbig und verzichtet auch auf Metalleinlagen, verwendet aber stattdessen gelegentlich Perlmuttereinlagen. Trotz der beträchtlichen Anzahl dieser hochwertigen Möbel hat K. weiterhin Zeit gefunden, große Aufträge in Marmor und Pietra dura auszuführen. Außer einer Kamineinfassung für das Schreibkabinett des Königs im Neuen Palais ist seine Mitarbeit an den eingelegten Marmorfußböden der Bildergalerie (1756 ff.), dem Marmorsaal und dem Grottensaal des Neuen Palais, wo er auch bei der Grottierung dieser Sala terrana zusammen mit Matthias Müller nachweisbar ist, gesichert.

    Zu seinen späten Aufträgen zählen die aus rotem schlesischen Jaspis und weißem Marmor ausgeführten Wandverkleidungen im unteren Saal des Belvedere von Sanssouci, die 1770 in Zusammenarbeit mit den Gebrüdern Calame entstanden, und die Wandverkleidungen des Jaspissaales der Neuen Kammern, die deutlich machen, daß auch in Potsdam der Klassizismus nicht mehr aufzuhalten war. Zu K.s spätesten Ausstattungsstücken gehört ein 5teiliger Vasensatz aus rotem schlesischen Jaspis mit vergoldeten Bronzen, der um 1775 entstand. Aus K.s letzten Lebensjahren sind keine Arbeiten mehr überliefert; seine Werkstatt war wohl zu diesem Zeitpunkt schon fest in den Händen seines Sohnes Heinrich Friedrich. K., der vielseitigste unter den friderizianischen Künstlern, hat sein größtes Können auf dem Gebiet der Bronzekunst und der Gestaltung von Möbeln bewiesen, die den Vergleich mit den besten Werken der Pariser Ebenisten nicht zu scheuen brauchen.

  • Werke

    ausführl. Verz. s. ThB. -
    Zu S Heinrich Friedrich: Zuschreibungen: Grabdenkmal Chrstn. Ewald v. Kleists in Frankfurt/O., 1778/79;
    Hauptaltar d. Nikolaikirche, ebd., 1783;
    kupferne Kolossalfigur d. triumphierenden Rel. auf d. Turmkuppel d. Franz. Kirche in Berlin sowie d. Rosetten an dieser Kuppel.

  • Literatur

    F. Sarre, Die Berliner Goldschmiedezunft v. ihrem Entstehen b. z. J. 1800, 1895;
    Ch. F. Foerster, Das Neue Palais b. Potsdam, 1923;
    Kat. Meisterwerke a. d. preuß. Schlössern, 1930, Nr. 92, 105, 112, 118, 142;
    H. Huth, Friderizian. Möbel, 1958;
    W. Kurth, Sanssouci, ein Btr. z. Kunst d. dt. Rokoko, 1964, S. 87, 157, 172;
    Kat. Das Neue Palais, Bauwerk u. Ausstattung um 1769, 1969, Nr. 31-33, 35 f., 38 f.;
    G. Dittrich, Sippenforschungen z. Fam. Kambli, 1974 (Ms., im Bes. v. Dr. Volker Dittrich, Hannover);
    ThB.

  • Porträts

    Fam.bild, Pesne-Nachfolge, um 1759 (1945 verschollen), vgl. Ausstellung e. Altpotsdamer Fam.-gem., in: Potsdamer Tagesztg. v. 13.6.1934.

  • Autor/in

    Winfried Baer
  • Zitierweise

    Baer, Winfried, "Kambli, Melchior" in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 77-78 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd129744441.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA