Putbus, von
- Lebensdaten
- unbekannt
- Beruf/Funktion
- Adelsfamilie
- Konfession
- -
- Normdaten
- GND: 128846682 | OGND | VIAF: 20746190
- Namensvarianten
-
- Putbus, von
Vernetzte Angebote
Verknüpfungen
Personen im NDB Artikel
Orte
Symbole auf der Karte
Geburtsort
Wirkungsort
Sterbeort
Begräbnisort
Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.
-
Putbus
Herren, Grafen (seit 1723) und Fürsten (seit 1807) von
-
Biographie
Für das slaw. Adelsgeschlecht, das auf den 1193 urkundlich erwähnten Stoislaw zurückgeführt wird, ist eine enge Verwandtschaft mit den Fürsten von Rügen sehr wahrscheinlich. Zunächst rechtlich in ihrem Besitz dem Fürstengeschlecht gleichgestellt, wurden die P. im ausgehenden 13. Jh. zunehmend von diesem lehensabhängig. Zentren ihres umfangreichen Besitzes auf der Insel Rügen und dem gegenüberliegenden Festland waren die Kirchspiele Vilmitz und Brandshagen, die noch Borante I. (erw. 1209-48), Borante II. (erw. 1249-85), Stoislaw II. (erw. 1253-67) und Pridbor II. (erw. 1278-1321) im Namen führen. Die Bezeichnung „Putbus“ erscheint erstmals 1286 im Namen der beiden jüngeren Brüder Pridbors, bis ihn Mitte des 14. Jh. alle Familienmitglieder führen.
1309 verzichteten die P. gemeinsam mit den Herren von Gristow, einer weiteren Nebenlinie der rügischen Fürsten, gegenüber Kg. Erich Menved von Dänemark auf die Eventualsukzession im Fürstentum. Obwohl sie im Rat der Fürsten von Rügen eine herausgehobene Stellung einnahmen, traten sie in der|Auseinandersetzung Wizlaws III. mit dem Markgrafen von Brandenburg und der Stadt Stralsund 1314 auf die Seite der letzteren; Pridbor II. hatte maßgeblichen Anteil an der Niederlage Wizlaws III. und dem Frieden vom 2.7.1317. Nach dem Aussterben der Fürsten von Rügen traten die P. in ein Lehensverhältnis zum neuen Landesherrn, Hzg. Wartislaw IV. von Pommern-Wolgast, und erhielten gemeinsam mit Reinfried v. Pent 1327 die Insel Rügen als Pfand von Hzg. Barnim III.; Henning I. (erw. 1310-57) bekleidete 1329-38 das Amt eines Hauptmanns von Rügen.
Seit dem 13. Jh. knüpften die P. enge verwandtschaftliche Beziehungen zu dän. Adligen. Eine besondere Rolle spielte hierbei Henning II. (erw. 1336, † 1388), der 1360 erstmals urkundlich als Mitglied des kgl. Rats erwähnt wird und zum wichtigsten Berater und Vertrauten Kg. Waldemars IV. Atterdag aufstieg und bald als Statthalter von Schonen eines der vier hohen dän. Staatsämter bekleidete. Als Waldemar in der gefährlichen Konstellation eines Zweifrontenkriegs Dänemark verlassen mußte, vertraute er die Reichsgeschäfte seinem Drosten Henning II. an, der mit der Hanse am 24.5.1370 zu Stralsund einen Frieden schloß. Die vier an die Hanse abgetretenen dän. Schlösser auf Schonen verwaltete nun Henning II., wofür er ein Sechstel der Einnahmen erhielt. Nach dem Tod Waldemars führte er über ein Jahr lang die Staatsgeschäfte und behielt seine herausragende Stellung auch im Rat Kg. Olufs und seiner Mutter Margarete, deren Anerkennung als Königin er nach dem Tode Olufs am 22.8.1387 durchsetzte. Als er Anfang 1388 verstarb, besaß er ein umfangreiches Vermögen und zahlreiche kgl. Lehen, vor allem in Seeland (s. L).
Der Einflußnahme seines Vetters Henning II. dürfte Waldemar I. (erw. 1337, † 1392) die Wahl zum Bischof von Odense 1375 verdankt haben. Waldemar hatte als Kind bereits 1337 von Papst Benedikt XII. die Anwartschaft auf eine Pfründe in Kammin erhalten und ist 1353 erstmals als Domherr von Kammin belegt. 1361 wurde er Archidiakon von Demmin und 1365 genoß er weitere Pfründen auf Rügen und im Domkapitel Köln, die er der Intervention Waldemars IV. von Dänemark bei Papst Urban V. verdankte. In päpstl. Auftrag unternahm er zahlreiche Missionen – wie 1375 die Untersuchung der Wunderberichte über die hl. Birgitte. Mehrfach ist er am dän. Hof belegt, so nahm er am Slagelseer Reichstag teil und wirkte an den Verhandlungen mit Albrecht von Mecklenburg in Kopenhagen 1376 mit. 1386 zog er sich in das Franziskanerkloster in Aalevad auf Laaland zurück, wo er am 28.4.1392 beigesetzt wurde. Auf dem Bischofsstuhl von Odense folgte ihm 1386 sein Neffe Tetz V. (erw. 1378, † 1401), ein Sohn Hennings II. Nach dem Studium 1378 in Prag Domherr zu Lund und Roskilde, war er mehrfach in wichtigen Missionen der Kgn. Margarete unterwegs. Nach seinem Tod Anfang 1401 wurde er in der Kirche zu Skibby beigesetzt.
Da sich ihre wirtschaftliche Situation verschlechterte, mehrten sich im 15. Jh. die Verkäufe der Familie auf Rügen; am 25.7.1483 kam es zu einer Erbteilung zwischen Pridbor V. (erw. 1479, † 1545) und Waldemar II. (erw. 1479-1521); ersterer erhielt die dän. Besitzungen mit Schloß Voßberg auf Jütland und Kjorup auf Fünen, letzterer die rügischen Güter mit Schloß Putbus; das Haus Putbus zerfiel in eine dän. (pridborsche) und eine rügische (waldemarsche) Linie. Mitglieder der waldemarschen Linie, die mit Georg († vor März 1553) zur Reformation übertrat, standen in kaiserl. und pomm. Diensten. Im Dreißigjährigen Krieg leitete Volkmar Wolf (20.7.1583-24.7.1637) als hzgl. Statthalter die pomm. Regierung. 1652 ging das pomm. Erbmarschallamt auf die P. über. Vergleichbare Stellungen in dän. Kriegsdiensten und im dän. Reichsrat nahmen Mitglieder der pridborschen Linie ein, die nach dem Erlöschen der waldemarschen Linie mit dem Tod Ernst Ludwigs II. (17.12.1649-6.10.1702) das Erbe ihrer Vettern auf Rügen antraten. Malte I. (12.4.1671-23.2.1750), am 13.12.1723 von Ks. Karl VI. in den Reichsgrafenstand erhoben und 1728 mit der erblichen Würde eines Landmarschalls von Vorpommern und Rügen bedacht, überließ die Herrschaft Putbus 1723 seinem Sohn →Moritz Ulrich I. (1699–1769). Vom schwed. König 1772 zum Präsident der kgl. Regierung in Stralsund und des Hofgerichts in Greifswald ernannt, veräußerte dessen Sohn Malte Friedrich (20.12.1725-8.2.1787) 1780 die dän. Besitzungen zur Entschuldung der Herrschaft Putbus.
1787 trat Wilhelm Malte I. (1.8.1783-26.9.1854) unter der Vormundschaft seiner Mutter Sophie Wilhelmine, geb. Gräfin v. der Schulenburg, die Nachfolge seines Vaters an. Nach dem Studium in Greifswald und Göttingen widmete er sich dem Umbau des Schlosses und des von ihm zum ersten Badeort auf Rügen ausgebauten Ortes Putbus, der Arrondierung seiner Herrschaft durch den Ankauf von Schloß Spycker und der Errichtung des Jagdschlosses Granitz, das er gemeinsam mit Schinkel und dem mit ihm eng befreundeten|Kg. Friedrich Wilhelm IV. von Preußen entwarf. 1807 in den Reichfürstenstand erhoben, erhielt er 1813 die Ernennung zum Generalgouverneur von Schwed. Pommern und zum Kanzler der Univ. Greifswald. Nach dem Übergang von Schwed. Pommern an Preußen behielt er diese Ämter bei. Von Friedrich Wilhelm III. wurde er mit diplomatischen Missionen betraut; so vertrat er Preußen als Sonderbotschafter bei der Krönung der engl. Kgn. Victoria. Malte I. bemühte sich um eine soziale Absicherung des Bauernstandes, indem er 655 ha. Land parzellieren ließ, neue Dörfer anlegte und Bauernstellen unteilbar und unverkäuflich in Erbpacht ausgab. Mit ihm erlosch das Geschlecht in männlicher Linie (s. L).
Die Nachfolge ging auf seine Tochter Clotilde über, die mit dem preuß. General Friedrich Gf. v. Wylich und Lottum (16.4.1833-18.4.1907) vermählt war, der den Namen Wilhelm Malte II. annahm (s. BJ XII, Tl.). Als Rittmeister Malte zu Veitheim (* 3.1.1889) 1934 die Herrschaft Putbus übernahm, genehmigte ihm das Innenministerium die Führung des Namens „von und zu Putbus“ (1938). Zunächst dem Nationalsozialismus zugeneigt und Mitglied der SA, geriet er nach den Judenpogromen in scharfen Gegensatz zu den Nationalsozialisten. Bereits zuvor zweimal inhaftiert, wurde er einen Tag nach dem Attentat auf Hitler vom 20. Juli 1944 festgenommen, ins KZ Sachsenhausen-Oranienburg verbracht und dort am 10.2.1945 erschossen. Im Mai 1945 enteignet, strebte sein Sohn, der Chemiekaufmann Franz (* 28.5.1927), nach 1990 in einem mehrjährigen Prozeß erfolglos die Rückerstattung umfangreicher Liegenschaften auf Rügen an (s. L).
-
Literatur
ADB 26;
V. Loebe, Mitt. z. Geneal. u. Gesch. d. Hauses P., 1895;
ders., Putbus, Gesch. d. Schlosses u. d. Entstehung u. d. Entwicklung d. Badeortes, 1910;
D. Kausche, Gesch. d. Hauses Putbus u. seines Besitzes im MA, 1937;
J. v. Roy, Zur Geneal. d. einheim. Herren v. Rügen (de Ruya), in: Dt. Fam.archiv 86, 1985, S. 195-245;
Franz v. u. zu Putbus, Die Fürsten zu P. in Vorpommern, in: Burgen, Schlösser, Gutshäuser in Mecklenburg-Vorpommern, hg. v. B. J. Sobotka, 1993, S. 118-122;
GHdA Fürsten XII. 1980. - Zu Henning II.: R.-G. Werlich, H. v. P, des dän. Reiches Hauptmann u. Drost, in: Der Stralsunder Frieden v. 1370, Prosopograph. Stud., hg. v. N. Jörn u. a., 1998, S. 151-205. – Zu Wilhelm Malte I.:
L. Spreer, M. Fürst u. Herr zu P., Ein Lb., 1886;
A. Haas, Die Granitz auf Rügen, in: Balt. Stud. NF 20, 1917, S. 1-72;
ders., in: Pomm. Lb. 1, hg. v. A. Hofmeister u. a., 1934, S. 61-70 (L, P);
A. Farin, W. M. zu P. u. seine Residenz, 1998 (P);
ders., W. M. zu P. u. seine Fürstenresidenz auf d. Insel Rügen, 2001 (P). - Zu Franz: Jens Schneider, in: SZ v. 30.7.1997 (P);
ders., ebd. v. 6.8.1997 (P);
D. Wenz. in: FAZ v. 11.8.1997 (P). | -
Quellen
Qu Landesarchiv Greifswald; D. Kausche, Regg. u. Urkk. z. Gesch. d. Herren v. P. u. ihres Besitzes im MA, 1940.
-
Autor/in
Martin Schoebel -
Zitierweise
Schoebel, Martin, "Putbus" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 16-18 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd128846682.html#ndbcontent