Lebensdaten
1880 – 1971
Geburtsort
Oberkirchberg bei Ulm (Württemberg)
Sterbeort
Garmisch-Partenkirchen
Beruf/Funktion
Generalfeldmarschall
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 128569697 | OGND | VIAF: 72447754
Namensvarianten
  • List, Wilhelm

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Zitierweise

List, Wilhelm, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd128569697.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Walter (1853–1907), Arzt, S d. Pfarrers Wilhelm u. d. Auguste Bühelen;
    M Christine (1845–1937, kath.), T d. Christian Schorn, Kaufm. u. Landwirt in Lahm b. Coburg, u. d. Katharina Schmelzing;
    Kitzingen 1911 Hedwig (1886–1971), T d. Adam Kleinschroth (1851–1940), Ökonomierat u. Brauereibes., u. d. Henriette Roth;
    1 S, 2 T.

  • Biographie

    L. kam als Zehnjähriger mit seinen Eltern nach München, wo er das Luitpoldgymnasium besuchte. Im Juli 1898 trat er als Zweijährig-Freiwilliger (Fahnenjunker) in das selbständige Pionier-Detachment in München, das spätere 3. Pionierbataillon, ein (1900 Leutnant, 1903 Oberleutnant). 1904 wurde er Adjutant des 1. Bataillons. Im Okt. 1908 begann für ihn mit dem Kommando zur Kriegsakademie in München die Generalsstabslaufbahn. Nach dem erfolgreichen Abschluß der Akademie (1911) Zugführer im 1. Infanterieregiment, probeweise im Generalstab und Kompaniechef im 1. Pionierbataillon, wurde L. am 19.3.1914 in die Zentralstelle des Generalstabs in München versetzt (1913 Hauptmann). Während des Weltkriegs war er 4. Generalstabsoffizier des II. Bayer. Armeekorps (1914/15) und der Armeeabteilung v. Strantz (1916/17, beide im Westen), 1917/18 1. Generalstabsoffizier der 8. Bayer. Reservedivision in Siebenbürgen und Flandern. Das Kriegsende erlebte L. im Münchener Kriegsministerium; er arbeitete noch an der Aushandlung der bayer. Sonderrechte in der Reichswehr mit und wollte dann seinen Abschied nehmen. Er stieß aber nach Eisners Ermordung zum Freikorps Epp und nahm an der Niederschlagung der Räterepublik teil (1919 Major). Als Kommandeur des III. (Jäger-)Bataillons/19. Infanterie-Rgt. in Kempten wirkte er an der Niederschlagung des Hitlerputsches im Nov. 1923 mit. 1924-33 widmete sich L. ganz dem Ausbildungssektor: Bis 1926 war er Leiter der geheimen Generalstabs-(„Führergehilfen-“)ausbildung in der 7. Division, danach Referent und seit 1.3.1927 als Oberst Chef der Heeres-Ausbildungsabteilung (T 4) im Berliner Reichswehrministerium als Nachfolger Blombergs. Am 1.2.1930 wurde L. Kommandeur der Infanterieschule in Dresden, der einzigen Offizierschule des Heeres (1930 Generalmajor, 1932 Generalleutnant). In dieser erfolgreichen Zeit erwarb er sich internationales Ansehen; 1929-34 führten ihn Dienstreisen nach Ungarn, Rußland, Finnland, Schweden, in die Schweiz und nach Italien.

    Im Okt. 1933 wurde L. Kommandeur der Dresdener 4. Division, die im Juni 1935 zum IV. Armeekorps aufwuchs (1.10.1935 General d. Inf.), und im Febr. 1938 Oberbefehlshaber der Heeresgruppe 2 in Kassel, zwei Monate später der neuen Heeresgruppe 4 in Wien (1.4.1939 Generaloberst). Im Polenfeldzug 1939 führte er die 14. Armee (Vormarsch Krakau – Lemberg), im Westfeldzug 1940 – wiederum im Rahmen der Heeresgruppe Rundstedt – die 12. Armee, die bei Mézières und Sedan die Maginotlinie durchbrach, sich bei Rethel an der Aisne neu gruppierte und nach Südosten über das Plateau von Langres zur Schweizer Grenze vorstieß (19.7.1940 Generalfeldmarschall). Der Balkanfeldzug vom April 1941 bildet den Höhepunkt von L.s militärischer Tätigkeit im 2. Weltkrieg: Am 6.4. rückte seine 12. Armee von Bulgarien aus gegen den Südteil Jugoslawiens und gegen Saloniki vor, gewann so die Operationsfreiheit für den Vormarsch in Griechenland und zwang die griech. Armee zur Kapitulation am 21.4. in Larissa. Mit Rücksichtnahme auf Mussolini ließ Hitler die Kapitulation zwei Tage später unter ital. Beteiligung wiederholen, was einer Desavouierung des siegreichen Feldherrn gleichkam. Danach wurde L. zusätzlich Wehrmachtbefehlshaber Südost; eine Blinddarmoperation Mitte Oktober lieferte den Vorwand, ihn dieser Posten zu entheben. Hitler schickte ihn lediglich im Frühjahr 1942 nach Norwegen und Nordfinnland, um über die Maßnahmen gegen eine englische Landung zu berichten. Erst im Juli 1942 erhielt er auf Drängen Halders und Keitels wieder ein Kommando: den Oberbefehl über die neue Heeresgruppe A auf dem Südflügel der Ostfront. Jedoch kam es schon zwei Monate später wegen der Weiterführung der Operationen im Kaukasus zu tiefgreifenden Meinungsverschiedenheiten mit Hitler, in deren Folge L. am 10.9. und Halder am 24.9. abgelöst wurden. L. zog sich nach Wien, später nach Garmisch zurück, wo er Ende April 1945 von den Amerikanern verhaftet wurde. 1947/48 stand er in Nürnberg vor Gericht (Fall VII, „Südostprozeß“). Wegen angeblicher Kriegsverbrechen wurde er am 19.2.1948 zu lebenslanger Haft verurteilt, Weihnachten 1952 jedoch aus Landsberg entlassen.

    L. gehörte nach der Rangfolge vom Okt. 1937 zu den zehn ältesten und angesehensten Generalen des Heeres. Im Kaiserreich und von den Nachkriegswirren geprägt und unter den strengen Auswahlbedingungen der Reichswehr für höhere Dienststellungen|qualifiziert, gewann er in seiner militärisch sicheren, selbstbewußt-entschiedenen und dennoch zurückhaltenden Art ein eigenes Profil. Als Protestant in kath. Milieu aufgewachsen, vertrat er ein immanentes Christentum, dem das Bekenntnis weniger wichtig war als die Grundhaltung, die das Leben bestimmt. L. ist stets für die Militärseelsorge eingetreten. Himmlers Kinderzeugungserlaß vom 20.10.1939 bezeichnete er in einem Brief an die vorgesetzte Heeresgruppe als „Einbruch in das größte Sittengesetz des Menschen“. Dem Nationalsozialismus stand er sehr distanziert gegenüber. Beim Röhmputsch 1934 war L.s Dresdener Wehrkreis außer dem Münchener (General Adam) der einzige, der scharf gegen die Erschießungen der SS protestierte. In Polen sah sich L. durch die starke Unruhe im Bereich seiner Armee wegen der Tätigkeit der Einsatzgruppe Woyrsch dazu veranlaßt, im Tagesbefehl vom 1.10.1939 von der „offensichtlichen Missstimmung … gegenüber allen Persönlichkeiten, die SS-Uniform tragen“, zu sprechen. Vor allem über Olbricht, L.s langjährigen Chef des Stabes (1933–38), haben Vertreter des Widerstandes mehrmals Kontakt mit ihm gesucht: 1938 während der Fritsch-Krise, 1939/40 vor dem Westfeldzug und nochmals 1942. Hitlers Verhältnis zu L. war kühl.; seit Sept. 1942 war jeder Kontakt zwischen den beiden abgebrochen. L. bat nicht mehr um eine Wiederverwendung und schickte nach dem 20. Juli auch kein Ergebenheitstelegramm. Eine Dotation erhielt er nicht.

  • Werke

    Studie üb. d. Gen.stab d. dt. Heeres, 1951 (Ms., Study P-031 b, 14. T.;
    Freiburg i. Br., Mil.-geschichtl. Forschungsamt).

  • Literatur

    Personalakte u. Nachlaß (Freiburg, Bundesarchiv-Mil.archiv);
    - U. v. Hassell, Vom anderen Dtld., Aus d. nachgelassenen Tagebüchern 1938–44, 1946 u. 1964;
    H. Laternser, Verteidigung dt. Soldaten, Plädoyers vor alliierten Gerichten, ²1950, S. 111 ff.;
    G. Ritter, Carl Goerdeler u. d. dt. Widerstandsbewegung, 1954 u. 1964;
    O. E. Moll, Die dt. Generalfeldmarschälle 1935–45, 1961, S. 113 ff.;
    F. Halder, Kriegstagebuch, bearb. v. H.-A. Jacobsen, 3 Bde., 1962/64;
    K.-J. Müller, Das Heer u. Hitler, Armee u. nat.sozialist. Regime 1933–40, 1969;
    P. Hoffmann, Widerstand, Staatsstreich, Attentat, Der Kampf d. Opposition gegen Hitler, ²1971;
    H. Groscurth, Tagebücher e. Abwehroffiziers 1938–40, Mit weiteren Dokumenten z. Mil.opposition gegen Hitler, hrsg. v. H. Krausnick u. H. C. Deutsch, 1970;
    R. Stumpf, Die Wehrmacht-Elite, Rang- u. Herkunftsstruktur d. dt. Generale u. Admirale 1933–45, 1982.

  • Autor/in

    Reinhard Stumpf
  • Zitierweise

    Stumpf, Reinhard, "List, Wilhelm" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 698-699 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd128569697.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA