Lebensdaten
1811 – 1888
Geburtsort
Lauscha (Thüringer Wald)
Sterbeort
Lauscha (Thüringer Wald)
Beruf/Funktion
Glasaugenfabrikant
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 127804587 | OGND | VIAF: 77347855
Namensvarianten
  • Müller, Ludwig (bis 1872)
  • Müller-Uri, Ludwig
  • Müller, Ludwig (bis 1872)
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Zitierweise

Müller-Uri, Ludwig, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd127804587.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Die Fam. betrieb seit 1607 in Schmalenbuche b. Neuhaus (Rennsteig) e. Glashütte. – V Johann Andreas M. (1770–1849), Glasmacher in Schmalenbuche, seit 1807 in L., S d. Johann Nickel (1729–1803), Glasmeister u. Schultheiß zu Schmalenbuche, u. d. Anna Elisabeth Greiner (1734–1804);
    M Christina Rosina Maria (1778–1848), T d. Johann Simon Greiner (1752–1800), Glasmacher in L., u. d. Margaretha Barbara Müller (1754–1813);
    B Friedrich (1809–79), Glasmacher, dann Metzgermeister, Schultheiß v. L., 1854-74 MdL v. Sachsen-Meiningen;
    Lauscha 1842 Ida Eleonore (1810–85), T d. Johann Christian Simon Karl Greiner (1783–1851), Glasmacher u. -Schleifer in L., u. d. Johanna Christiane Rosine Greiner (1783–1862) aus L.;
    2 S Reinhold (1845–1900), Albin (1847–1941), beide Glasaugenfabr. in L., später in Coburg, Leipzig u. Berlin;
    E Werner (1884–1914), Otto, Ludwig, Dorothea Albine (* 1896), alle Glasaugenfabr.;
    N Friedrich Adolf (1838–79), Glasaugenfabr. in L., verlegte seine 1860 gegr. Werkstatt 1875 nach Wiesbaden, wo sie unter d. Fa. „F. Ad. Müller Söhne“ noch heute besteht (s. Nassau. Biogr.);
    Gr-N Friedrich Adolf (1862–1939), Dr. med. h. c., Albert Carl (1864–1923), beide Hersteller v. Glasaugen u. Kontaktschalen in Wiesbaden.

  • Biographie

    M. arbeitete nach dem Besuch der Dorfschule ein Jahr lang als Glasmacher in der 1829 gegründeten Tafelglashütte Marienthal nahe Lauscha. Danach stellte er in der väterlichen Werkstatt gläserne Tier- und Puppenaugen her. Anfang der 30er Jahre fragte der Würzburger Arzt Prof. Adelmann an, ob man nicht einen besonders geschickten Lauschaer Glasbläser dazu anleiten könne, künstliche Menschenaugen von einer Art und Qualität anzufertigen, wie man sie damals nur zu enormen Preisen aus Paris beziehen konnte. M. erklärte sich zu einem Versuch bereit und konnte tatsächlich bald ausgezeichnete Musterstücke vorweisen. Bereits 1835 brachte er unter seinem Namen mit selbstentwickelter Technik aus heimischem Glas hergestellte Augenprothesen auf den Markt. 1844 und 1845 erhielt er für seine anatomisch richtig geformten, dem natürlichen Glanz des menschlichen Auges erstaunlich nahekommenden Glasaugen Auszeichnungen auf Gewerbe- und Industrieaustellungen in Berlin und München. Bei seiner Arbeit wurde M. von seinem Schwiegervater, einem erfahrenen Glasschmelzer und -Schleifer, unterstützt. In der Annahme, das von franz. Glasaugenmachern verwendete Rohglas eigne sich besser als das aus der Lauschaer Dorfglashütte bezogene, unter Zusatz von Knochenasche (Calciumphosphat) als Trübungsmittel hergestellte sog. Beinglas, reiste M. Ende 1849 nach Paris, wo ihm ein Geschäftsfreund eine Werkstatt zur Verfügung stellte. Allerdings stellte er hier fest, daß sich das von seinem franz. Hauptkonkurrenten Boisseneau verwendete Glas wegen seiner Bleihaltigkeit noch weniger für Kunstaugen eignete als das Lauschaer Beinglas, da die durch das Tragen der Prothese hervorgerufene Tränenabsonderung die Augapfelhaut schwärzlich färbte und rauh machte. Er lernte jedoch einen von dem Pariser Glasaugenmacher Noël angewandten Kunstgriff. Während er selbst bisher die Schmelzfarben auf die Iris aufgemalt und dann eingebrannt hatte, benutzte Noël gedrehte Stäbchen aus verschiedenfarbigem Drahtglas. Anfang 1850 kehrte M. nach Lauscha zurück, um sich wieder ganz dem in der Zwischenzeit von seinem älteren Bruder Friedrich geleiteten Geschäft zu widmen. Dessen Sohn Friedrich Adolf wurde in den folgenden Jahren sein wichtigster Mitarbeiter.

    M.s künstliche Augen, die seit 1868 aus Fluornatrium- und Kryolithglas gefertigt wurden, standen schon bald den franz. nicht mehr nach, wurden in viele Länder exportiert und auf internationalen Industrie- und Gewerbeausstellungen (Wien 1873, Philadelphia 1876, Sydney 1880, Melbourne 1881) ausgezeichnet. Nach M.s Tod übernahm 1888 sein Sohn Reinhold das Unternehmen, dessen Sitz 1893 nach Coburg, nach der Jahrhundertwende unter der Leitung des jüngeren Sohnes Albin nach Leipzig und 1912 nach Berlin verlegt wurde. Nach dem 2. Weltkrieg bestand auch eine Filiale in Zürich. Eine weitere selbständige Firma für künstliche Augen errichtete M.s Neffe Friedrich Adolf 1875 in Wiesbaden, wo sie von dessen Nachkommen noch heute betrieben wird.|

  • Auszeichnungen

    Goldene Verdienstmedaille d. Sachsen-Ernestin. Hausordens (1887).

  • Literatur

    E. Tiedt, Die Glasindustrie, in: FS z. 300j. Jubiläum v. Lauscha u. seiner Glasindustrie, 1897, S. 41 f.;
    H. Kühnert, UB z. thür. Glashüttengesch., 1934, S. 320;
    F. Müller-Uri, 100 J. dt. Kunstaugen aus Glas, in: Lauschaer Ztg. v. 2.8.1935;
    W.|Huschke, Forschungen üb. d. Herkunft d. thür. Unternehmerschicht d. 19. Jh., 1962, S. 34;
    FS z. Verleihung d. Stadtrechts, hrsg. v. d. Stadt Lauscha, 1957, S. 23 f. (P). – Zu Friedrich Adolf ( 1879): H. Müller-Werth, in: 100 J. Augenheilanstalt Wiesbaden, 1956, S. 34 f. – Zu Friedrich Adolf ( 1939): Opt. Rdsch. 1925, S. 687;
    Orpho 1932, S. 190;
    Dt. opt. Wschr. 1925, S. 634;
    A. Staehelin, Professoren d. Univ. Basel aus 5 Jhh., 1960, S. 256 (P).

  • Autor/in

    Herbert Kühnert
  • Zitierweise

    Kühnert, Herbert, "Müller-Uri, Ludwig" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 511-512 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd127804587.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA