Lebensdaten
1646 – 1710
Geburtsort
Kreuzburg bei Preußisch Eylau (Ostpreußen)
Sterbeort
Königsberg
Beruf/Funktion
Dichter
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 12672668X | OGND | VIAF: 25604368
Namensvarianten
  • Prutenio (Pseudonym)
  • Kongell, Michael
  • Kongehl, Michael
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen im NDB Artikel

Verknüpfungen auf die Person andernorts

Aus dem Register von NDB/ADB

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Kongehl, Michael, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd12672668X.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Michael, Mälzenbräuer;
    M Barbara Marquart;
    1) Anna Maria Hoffmann, T e. kurfürstl. Kanzleitaxators, 2) Helena Dorothea Feyerabend, Bgm.-T;
    10 K aus 1) (alle jung †), 3 K aus 2).

  • Biographie

    K. erhielt seine Schulbildung in Creuzburg und in Königsberg, studierte dort seit 1661 Theologie und unternahm dann eine Bildungsreise, die ihn nach einem vorübergehenden Aufenthalt in Jena für drei Jahre nach Nürnberg führte. Schon 1671 wurde er durch Georg Neumark zum Dichter gekrönt, zwei Jahre später unter dem Gesellschaftsnamen „Prutenio“ in den Pegnesischen Blumenorden aufgenommen. Bei seiner Rückkehr erhielt er in Königsberg die Stelle eines kurbrandenburgischen Kanzlisten. Vergeblich bewarb er sich um die Nachfolge Simon Dachs für die Professur der Poesie an der Universität. Als kneiphöfischer Stadtsekretär trat er 1683 in die städtische Verwaltungslaufbahn ein, wurde 1696 zum Ratsherrn gewählt und 1710 Bürgermeister auf dem Kneiphof. Wenige Monate nach seiner Amtsübernahme starb er, angeblich an den Nachwirkungen beruflicher Überanstrengung während des Pestjahres 1709. Zu dem Kreis dichtender Freunde in Königsberg gehörten K., Christian Donatus, Martin von Kempe, Gertrud Moller, Johann Röling, Friedrich von Derschau und an Auswärtigen vor allem Daniel Bärholtz aus Elbing.

    K. besaß ein stets verfügbares, bewegliches Formtalent, das ihm auf dem Gebiet der|Kasualpoesie die Fortführung der Tradition des älteren Königsberger Dichterkreises in großem Umfang gestattete, ohne daß jedoch seine Hochzeits- und Begräbnisgedichte wie bei Dach zu einem Ton von persönlicher Wärme gefunden hätten. Gleiches gilt für seine vielen Lobgedichte, die in der Mehrzahl nur orts- und zeitgeschichtliches Interesse beanspruchen können. K.s geistliche Lyrik sowie seine erzählenden und dramatischen Dichtungen zeigen ihn als Zunftgenossen der Nürnberger. In kantatenartigen Hirtengesängen und Hirtenspielen feierte er Geburt, Leiden und Auferstehung des Erlösers. Ebenso diente ihm das schäferliche Kostüm in dem pseudohistorischen Heldenroman „Surbosia“ als unentbehrliches Requisit. Den für Harsdörffers „Gesprächspiele“ bezeichnenden Wechsel von Prosa und Vers behielt K. auch bei, wenn er ein getreues Zeitbild anstrebte, wie in dem lehrhaften, aktuelles Kriegsgeschehen novellistisch schildernden „Ungeratenen Sausewind“, einer Modernisierung der Parabel vom verlorenen Sohn. Für die Bühne bevorzugte er das „Mischspiel“ nach italienischem und französischvorcorneilleschem Muster, in dem bei zuletzt immer glücklichem Ausgang Komik und Tragik sich gegenseitig ablösen oder gleichzeitig wirksam sind, ohne jedoch ineinander überzugehen. Dieser Technik bediente sich K. in dem mythologischen Festspiel „Andromeda“ und vorher in zwei Intrigenstücken, von denen „Die vom Tode erweckte Phönizia“ die gleiche Novelle Bandellos zur Grundlage hat wie Shakespeares „Viel Lärm um nichts“, wobei K. aber wohl nur die dramatische Bearbeitung durch Jakob Ayrer kannte. Als Spätling des Schuldramas kann die 1691 von Schülern der Domschule aufgeführte Komödie „Prinz Tugendhold“ gelten, die sich mit ihren von Johann Sebastiani komponierten Musikeinlagen dem Singspiel näherte.

  • Werke

    u. a. Surbosia/Das ist Geschichtmäßiges Helden-Gedicht …, 1676;
    Das v. d. Ungeratenen Sausewind/Versuchte u. Verfluchte Kriegs-Leben, 1675;
    Hirten-Gedicht Auff Das Anmuthseelige u. Freuden-volle Geburts-Fest Des Allergetreuesten Erz-Seelen-Hirten Jesu Christi …, 1680;
    Der unschuldig beschuldigten Innocenzien Unschuld, e. nachdenkl. Genues. Geschicht in e. Misch-Spiel, 1680;
    Die vom Tode erweckte Phönizia, Eine Anmuthige Sicilian. Geschieht, In e. Misch-Spiel (Tragico-Comoedia), o. J.;
    Belustigung bei d. Unlust aus allerhand Geist- u. Weltl. Gedicht-Arten, 1683, 2. T.: Aus Helden-, Hochzeit- u. andern Glückwünschungs-Gedichten, o. J.;
    Der verkehrte u. wiederbekehrte Prinz Tugendhold, 1691;
    Immergrünender Cypressen-Hayn, 1694;
    Lust-Quartier, neben d. Cypressen-Hayn, 1694;
    Die Unvergleichlich-schöne Princeszin Andromeda, In e. Misch-Spiel (Tragico-Comoedia), 1695;
    Sieg-Prangender Lorbeer-Hayn, 1700;
    Eines vortreffl. Poeten Geist- u. Weltl. Gedichte, 1715. -
    Auswahl: A. Fischer u. W. Tümpel, Das dt. ev. Kirchenlied d. 17. Jh., V, 1911, S. 150-57;
    Dt. Literatur … in Entwicklungsreihen, R. Barock, Barocklyrik, hrsg. v. H. Cysarz, II, S. 163 ff.

  • Literatur

    ADB 16;
    Goedeke III;
    Kosch, Lit.-Lex.;
    C. v. Faber du Faur, German Baroque Literature, A cat. of the collection in the Yale Univ. Libr., 1958;
    Altpr. Biogr. (d. hier angeführte Diss. v. 1939 ist nicht nachweisbar).

  • Porträts

    Kupf. (Dresden, Staatl. Kupf.kab.).

  • Autor/in

    Adalbert Elschenbroich
  • Zitierweise

    Elschenbroich, Adalbert, "Kongehl, Michael" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 487-488 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd12672668X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Kongehl: Michael K., auch Kongell genannt, wurde am 18. oder 19. August 1646 zu Kreuzburg in Preußen geboren. Nachdem er seine juridischen Studien beendet, erhielt er im J. 1672 eine Anstellung an der brandenburgischen Kanzlei zu Königsberg, wurde 1681 Notarius des Consistoriums daselbst, 1682 Stadtsecretarius und 1696 Mitglied des Rathes. Im J. 1710 ward er Bürgermeister auf dem Kneiphof zu Königsberg, starb aber wenige Monate danach am 1. November desselben Jahres. Im J. 1673 war er unter dem Namen „Prutenio“ Mitglied des Blumenordens an der Pegnitz geworden. Unter seinen zahlreichen Dichtungen befindet sich u. a. ein geschichtsmäßiges Heldengedicht: „Surbosia“ (Umstellung von Borussia), eine Art Roman in Prosa und Versen; dieses und ähnliche Machwerke sind nach Goedeke als „flach und schaal" zu bezeichnen. Einen besseren Ton weiß er in seinen geistlichen Liedern zu treffen, die, wie so manchmal bei den Dichtern seiner Zeit, sich von seinen weltlichen Dichtungen höchst vortheilhaft durch Wahrheit der Empfindung und verhältnißmäßige Einfachheit der Darstellung unterscheiden. Sein Kreuz- und Trostlied: „Nur frisch hinein, es wird so tief nicht sein“, wol das verbreitetste und beste seiner Lieder, findet sich schon in dem „Poetischen Andachtsklang von denen Blumengenossen“, Nürnberg 1673; andere seiner Lieder erschienen zuerst in seiner „Belustigung bei der Unlust, bestehend aus allerhand geist- und weltlichen Gedichtarten“, Stettin 1683 (anonym erschienen); hier findet sich unter andern sein vielfach gerühmtes Lied: „So bleibt dennoch ein gut Gewissen das schönste Kleinod von der Welt“. Einzelne seiner Lieder haben namentlich in pietistischen Gesangbüchern weitere Verbreitung gefunden. Freylinghausen nahm nur das Lied: „Nur frisch hinein“ von ihm in den ersten Theil seines Gesangbuches auf.

    • Literatur

      Amarantes (J. Herdegen), Nachricht von des. —. Blumenordens ... Anfang und Fortgang, Nürnberg 1744, S. 438. — Jöcher, Band 2, Sp. 2146. —
      Rotermund. Bd. 3, Sp. 724. —
      Jördens, Lexikon deutscher Dichter und Prosaisten, Bd. 6, Lpz. 1811, S. 420 ff. —
      Rambach. Anthologie, Bd. 3. S. 305 (vgl. Bd. 4, S. XV). —
      Goedeke S. 519, Nr. 338.|— Koch, Geschichte des Kirchenliedes u. s. f. 3. Aufl., Bd. 3, S. 500 f.; Bd. 4. S. 564. — Fischer, Kirchenliederlexilon, 2. Hälfte, S. 132.

  • Autor/in

    l. u.
  • Zitierweise

    l. u., "Kongehl, Michael" in: Allgemeine Deutsche Biographie 16 (1882), S. 503-504 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd12672668X.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA