Lebensdaten
1783 – 1867
Geburtsort
Mühlhausen (Thüringen)
Sterbeort
Hamburg
Beruf/Funktion
Kaufmann ; Politiker ; Bankier in Hamburg
Konfession
lutherisch?
Normdaten
GND: 124837247 | OGND | VIAF: 72337025
Namensvarianten
  • Lutteroth, Ascan
  • Lutteroth, Ascan Wilhelm
  • Lutteroth, Ascan
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Zitierweise

Lutteroth, Ascan Wilhelm, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd124837247.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Christian (1744–1815), Kaufm. u. Tuchfabr., Ratsherr d. Freien Reichsstadt Mühlhausen, S d. Christian (1715–86), Kaufm. u. Tuchfabr., u. d. Eleonore Weiß;
    M Charlotte (1756–1825), T d. sächs. Hof- u. Legationsrats Friedrich Hauswald (1710–61) u. d. Charlotte Bockel;
    Berlin 1808 Charlotte (1786–1872), T d. preuß. Gen.-Majors Karl v. Legat (1735–1811, s. Priesdorff III, S. 175 f.) u. d. Johanna v. Fuchs;
    4 S, 5 T;
    E Ascan (s. 2), Arthur (1846–1912), Bankier, 1879-82 Präses d. Handelskammer Hamburg (wirkte hier erfolgreich f. d. Zollanschluß Hamburgs an d. Dt. Reich);
    Ur-E Ascan (1874–1960), Richter, Genealoge (s. L).

  • Biographie

    Nach Privatunterricht und dem Besuch einer Handelsschule in Magdeburg erhielt L. seine Ausbildung im Handelshaus seines Vaters. Ein zweijähriges kaufmännisches Volontariat in Ouchy, dem Vorort und Hafen von Lausanne, und eine längere Reise durch die Schweiz, Frankreich und Norditalien beschlossen die Lehrzeit. Mit 21 Jahren trat L. in die väterliche Firma ein, doch die Beschränktheit des Platzes (Mühlhausen hatte 1802 die Reichsstandschaft verloren) und die 1806 verkündete Kontinentalsperre zwangen zur Neuorientierung. Nach Erkundung der preuß. Ostseehäfen ließ L. sich in Königsberg nieder und zog von hier aus den Import von Kolonialwaren in die Heimat in großem Stil auf, wobei Falschdeklaration, Bestechung und andere zeitgebotene Praktiken bei großen Risiken hohe Gewinne brachten. Nach der Besetzung Ostpreußens wich L. nach St. Petersburg aus, und erst als Napoleon den Krieg auch nach Rußland hineintrug, ging er daran, seine weitverzweigten Hangelsgeschäfte zu liquidieren. In Hamburg gründete er 1815 das Handelshaus „Lutteroth & Comp.“, dessen Tätigkeit (nach seinen Worten) „weit weniger auf das Erwerben, als auf das Erhalten des Erworbenen gerichtet“ war. Gleichwohl entwickelte sich die Firma unter den Vorzeichen des wiedererstarkenden Außenhandels binnen kurzer Zeit zu einem der führenden Merchant-Banking-Häuser der Stadt.

    Dieser solide Wohlstand war Voraussetzung dafür, daß L. sich fortan mit ungewöhnlicher Intensität für die öffentlichen Belange seiner zweiten Heimat einsetzen konnte. Nachdem er 1833/34 das einflußreiche Amt des Präses der Commerzdeputation (der späteren Handelskammer) ausgeübt hatte, wurde er 1835 in den Rat gewählt. Mehrere diplomatische Missionen haben L. schließlich zu einem der einflußreichsten Mitglieder des hamburg. Regierungskollegiums werden lassen. 1839 erreichte er in Berlin die Gleichstellung des Stadtstaates mit den Niederlanden bei der Anwendung des preuß.-niederländ. Handelsvertrages. 1847 war er als Vertreter der Stadt an der Leipziger Konferenz über eine allgemeine deutsche Wechselordnung beteiligt; das dort verabschiedete Wechselrecht, das in seinen Grundzügen noch heute gilt, bildete die Grundlage für das einzige in Frankfurt zustande gekommene Reichsgesetz. 1848 wirkte L. als hamburg. Bevollmächtigter zum Bundestag, und zwar als erster und einziger Kaufmann in der Bundesversammlung. Seine ausgeprägten juristischen Neigungen haben ihn wiederholt in Ämter und zu Aufgaben geführt, in denen formales Denken und praktische Anschauung gleichermaßen verlangt wurden; so hat er 1845-60 auch dem aus Ratsmitgliedern gebildeten Obergericht angehört. Trotz seines aristokratischen, im Alter nicht selten schroffen Auftretens war L. zeitlebens volkstümlich. Diese Popularität fand Ausdruck in seiner 1848 erfolgten Wahl in die verfassunggebende Versammlung (Konstituante), als deren Vizepräsident der als gemäßigt liberal geltende Ratsherr wirkte. 1850 vertrat er, von der Erbgesessenen Bürgerschaft in das Staatenhaus gewählt, die Stadt im Erfurter Parlament. Seine wichtigste und wohl auch schwierigste politische Aufgabe erhielt L. übertragen, als er im Sept. 1849 vom Rat in die „Neuner-Kommission“ gewählt wurde, die die ins Stocken geratene Verfassungsreform abschließen sollte. Es hat eines Jahrzehnts entsagungsvoller Vermittlungstätigkeit bedurft, um die Fülle hochpolitischer, im Spannungsfeld zwischen Staatsstreich|und Bundesexekution liegenden Probleme aus dem Weg zu räumen. L.s viermalige Wahl in das Amt des 2. Bürgermeisters der Freien Hansestadt Hamburg – die höchste Ehre, die ein kaufmännisches Ratsmitglied erlangen konnte – war die Krönung seiner politischen Laufbahn.

  • Literatur

    Dt.GB 18, 1910, u. 171, 1975;
    P. E. Schramm u. A. W. Lutteroth, Verz. d. gedr. Qu. z. Gesch. Hamburg. Familien, 1921, S. 68 f.;
    A. Heskel, Bgm. A. W. Lutteroth-Legat z. Gedächtnis, in: Hamburg. Gesch.- u. Heimatbll. 2, 1927/28;
    E. Baasch, Die Handelskammer zu Hamburg 1665-1915, II, 1915. |

  • Quellen

    Qu.: A. L., Notizen aus meinem Leben (1844, m. Nachtrr. 1849 u. 1851), in: Mathilde Lutteroth, Das Geschl. L., 1902, S. 350-86. - Zu Ur-E Ascan: F. Schwender, in: Fam. u. Volk 9, 1960, S. 243 f.

  • Porträts

    Ölgem. v. F. C. Gröger, 1828 (Hamburg, Rathaus), Abb. in: Hamburger Bildnisse, 1913, S. 36;
    Gruppenbild d. Senats im J. 1860 v. C. C. Magnussen, 1887-95 (Hamburg, Rathaus), Abb. b. Mathilde Lutteroth, s. L, S. 379;
    Lith. v. A. Honeck, d. 1847 sämtl. Mitglieder d. Wechselkonferenz porträtierte, Abb. ebd., S. 348.

  • Autor/in

    Gerhard Ahrens
  • Zitierweise

    Ahrens, Gerhard, "Lutteroth, Ascan Wilhelm" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 564-565 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd124837247.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA