Lebensdaten
1873 – 1935
Geburtsort
Leopoldsthal (Lippe)
Sterbeort
Konzentrationslager Papenburg-Esterwegen
Beruf/Funktion
Bergarbeiterführer
Konfession
reformiert
Normdaten
GND: 12442838X | OGND | VIAF: 220744283
Namensvarianten
  • Husemann, Fritz
  • Husemann, Friedrich
  • Husemann, Friedrich Ernst Karl
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Zitierweise

Husemann, Fritz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd12442838X.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Unehel.;
    V Henrik Becker (1837–88), Steinmetzmeister;
    M Marie Wilh. Henriette verw. Husemann geb. Günther (1842–97);
    Mathilde Nilson;
    1 S, 3 T.

  • Biographie

    Schulzeit und erst Steinmetz-, dann Maurerlehre ließen H. wegen der geringen Vermittlung von Kenntnissen unbefriedigt, so suchte er in Fortbildungskursen eine Ergänzung und zog nach Abschluß der Lehre nach Bielefeld. Dort schloß er sich 1891 den Freien Gewerkschaften an, trat am 1. Mai der SPD bei und engagierte sich zunehmend in der Agitation; wegen einer Maßregelung durch die Unternehmer siedelte er 1892 ins Ruhrgebiet über, wo er zuerst als Zechenmaurer, dann als Bergmann arbeitete.

    Der gescheiterte große Bergarbeiterstreik von 1893, der einen schweren Rückschlag für die gesamte Arbeiterbewegung im Ruhrgebiet zur Folge hatte, bestimmte H., sich noch intensiver der Agitations- und Bildungsarbeit zu widmen und zahlreiche Aufgaben zu übernehmen. Damit begann die stetige Funktionärslaufbahn des besonnenen und volkstümlichen Mannes, dessen Sorge sehr konkret den täglichen Lebensbedürfnissen seiner Kollegen galt, der für sie ein Mehr an sozialer Gerechtigkeit erkämpfen wollte, aber stets ein Gegner jeder Form von Radikalität blieb. Er war der prototypische Vertreter jenes sozialreformerischen Flügels der Arbeiterbewegung seiner, der Nach-Sozialistengesetz-Generation, der alle Kraft auf Ausbau und Festigung der eigenen Organisationen und auf eine schrittweise Ausweitung der Sozialgesetzgebung und der politischen Rechte der Arbeiter verwandte. Zudem ergab sich für H., der im Bergbau mit einer zersplitterten Gewerkschaftsbewegung der geschlossenen Front der Unternehmer gegenüberstand, die Notwendigkeit, stets zuerst in den eigenen Reihen um Ausgleich bemüht sein zu müssen; als er darin erfolgreich war, wählte ihn der Bergarbeiterverband 1904 zum Sekretär, 1911 zum 2. und 1919 zum 1. Vorsitzenden. Weltkrieg und Nachkriegszeit wiesen den Gewerkschaften in der Schlüsselindustrie Kohle neue Aufgaben zu, worunter H. verstand, sowohl für ausreichende Kohleförderung und Sicherung der Volksernährung wie für Ordnung und Abwehr aller radikalen Lösungsversuche zu sorgen. In dieser Haltung stand er im Kapp-Putsch 1920 und während des passiven Widerstandes bei der Ruhrbesetzung 1923 in vorderster Reihe. Als Abgeordneter vertrat er besonders die Interessen der Bergarbeiter in der Bochumer Stadtverordnetenversammlung (seit 1919), in der Preuß. Landesversammlung und im Preuß. Landtag (1919–24) und als Nachfolger Otto Hues im Reichstag (1924–33); er war seit 1920 Vorstandsmitglied der Bergarbeiter-Internationale, außerdem Mitglied des Reichs-Kohle- und Kali-Rates, Mitglied im Aufsichtsrat des Kohlesyndikats Essen (seit 1924) und 2. Vorsitzender des Internationalen Arbeitsamtes in Genf. In diesem Grade politisch exponiert – bis zuletzt hatte er die Unternehmer gewarnt, Hitler zu unterstützen –, wurde er am 11.3.1933 zum ersten Male von bewaffneter SA verhaftet; in der Hoffnung, trotz Bespitzelung, Verhören und weiteren Verhaftungen sich weiterhin für seine Kollegen einsetzen zu können, blieb er nach seinen Entlassungen in Deutschland; im März 1935 zum vierten Male verhaftet, wurde der 61jährige am 13.4. ins Konzentrationslager Papenburg-Esterwegen überführt und dort zwei Tage später von SS-Lagerwachen angeblich auf der Flucht erschossen.

  • Literatur

    Das Gewissen entscheidet, Bereiche d. dt. Widerstandes v. 1933-45 in Lb., hrsg. v. A. Leber u. a., 1957;
    F. Osterroth, Biogr. Lex. d. Sozialismus, 1960;
    W. Schulte, Westfäl. Köpfe, 1963 (P).

  • Autor/in

    Helga Grebing
  • Zitierweise

    Grebing, Helga, "Husemann, Fritz" in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 83-84 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd12442838X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA