Lebensdaten
1884 – 1942
Geburtsort
Karlsruhe
Sterbeort
Lemberg
Beruf/Funktion
Generalfeldmarschall
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 123390699 | OGND | VIAF: 52595613
Namensvarianten
  • Reichenau, Walter von
  • Reichenau, Walther von

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Zitierweise

Reichenau, Walter von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd123390699.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus nassau. Beamtenfam., deren Stammreihe mit Hans Reichmann ( 1658), aus Ebersbach, 1634 als Schöffe in Dillenburg, beginnt, 1724 in d. Kurpfalz nobilitiert;
    V Ernst (1841–1919), preuß. Gen.lt., S d. Karl (1800–62), nassau. Forstmeister in Braubach (s. Nassau. Biogr.), u. d. Christine Gerber (1809–88);
    M Elisabeth Greve (* 1853, kath.), aus Flatow (Westpreußen), T e. RA aus Münster (Westfalen);
    Ur-Gvv August Christian Heinrich (1764–1819), nassau. Major;
    Ov Wilhelm (1847–1925), Naturwiss., seit 1879 Kustos am Naturhist. Mus. in Mainz, Dr. phil. h. c., Prof. (s. Wi. 1914; Nassau. Biogr);
    B Egon (* 1887), ghzgl. hess. Hptm., Ernst-Leuchtmar (* 1893), Schriftst.;
    Schw Hella (* 1880, Karl Roehl, preuß. Major, Verw.dir. d. kgl. Pulverfabrik in Spandau);
    Militsch 1919 Alexandrine (Alix) (* 1895), T d. Andreas Gf. Maltzan, Frhr. zu Wartenberg u. Penzlin (1863–1921), auf Militisch u. a., erbl. Mitgl. d. preuß. Herrenhauses, u. d. Elisabeth (Else) Gfn. v. der Schulenburg (1869–1934);
    1 S, 2 T.

  • Biographie

    R. trat 1903 nach dem Abitur in das 1. Garde-Feldartillerie-Rgt. ein, besuchte 1908 mit seinem Vater Südamerika, 1913 mit dem Dt. Olympischen Komitee die USA und diente im 1. Weltkrieg als Front- und Generalstabsoffizier. In die Reichswehr übernommen, arbeitete er 1932 als Chef des Stabes des ostpreuß. Wehrkreises I unter Generalleutnant Werner v. Blomberg, der ihn 1933 als Chef des Ministeramtes im Reichswehrministerium auf eine einflußreiche Schaltstelle zwischen Politik und Militär berief (Chef d. Wehrmachtamts). 1932 hatte R. durch die Vermittlung seines Onkels Hitler persönlich kennengelernt. An der Ermordung der SA-Führung am 30.6./1.7.1934 („Röhm-Putsch“) war er organisatorisch beteiligt. Neben seinen professionellen Fähigkeiten beim Aufbau der Reichswehr dürfte die stete Hervorhebung seiner NS-Gesinnung bewirkt haben, daß Hitler ihn 1934 und 1938 als neuen Oberbefehlshaber des Heeres ins Auge faßte. Hindenburg und Papen bzw. Rundstedt verhinderten jedoch die erhoffte Beförderung. R.s Pläne zum Aufbau eines Wehrmachtgeneralstabs scheiterten an den Vorbehalten der Teilstreitkräfte, so daß er sich über entsprechende Truppenkommandos zu qualifizieren suchte (1935 Kommandeur d. 7. Armee in München, 1938 d. 4. Armee in Leipzig). Im Krieg gegen Polen führte R. erfolgreich die 10. Armee, wurde am 30.9.1939 zum Generaloberst befördert und mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet. Trotz seiner Nähe zum Nationalsozialismus protestierte er gegen Greueltaten der SS an der poln. Zivilbevölkerung. Wie andere Generäle wandte er sich gegen Hitlers Befehl zum Angriff auf Frankreich und nahm sogar konspirative Kontakte zu den Niederlanden auf. Im Frühjahr 1940 konzentrierte er sich wieder auf seine militärischen Aufgaben als Befehlshaber der 6. Armee. Am 19.7.1940 wurde der 56jährige R. zum jüngsten dt. Feldmarschall ernannt, obgleich intern auch Kritik an seiner Operationsführung in Belgien geäußert worden war.

    Im Krieg gegen Rußland trat R. weniger durch die Erfolge seiner am Südabschnitt eingesetzten Armee als vielmehr durch seine schillernde Persönlichkeit hervor. Er selbst führte mehrere Sturmangriffe seiner Truppen in vorderster Linie an, widersetzte sich oftmals den Befehlen seiner Vorgesetzten und ging brutal gegen die Zivilbevölkerung vor. Am 10.10.1941 erließ R. den berüchtigten Armeebefehl, in dem er u. a. zur „Sühne am jüd. Untermenschentum“ aufrief. In der neueren Forschung wird hierin v. a. ein Versuch des operativ nur durchschnittlich begabten R. gesehen, sich bei Hitler ideologisch hervorzutun. Dieser lehnte ihn nach der Entlassung Walther v. Brauchitschs im Dez. 1941 als neuen Oberbefehlshaber des Heeres ab, weil er „zu politisch“ sei und übernahm selber diesen Posten. R. erhielt am 3.12.1941 das Kommando über die Heeresgruppe Süd. Nur wenige Wochen später erlitt er einen Schlaganfall und verstarb auf dem Rücktransport nach Deutschland.

  • Literatur

    „Ich stehe hier auf Befehl!“, Lebensweg d. GFM Friedrich Paulus, hg. v. W. Görlitz, 1960;
    ders., in: C. Barnett (Hg.), Hitler's Generals, 1989 (L, P);
    R. O'Neill, The German Army and the Nazi Party, 1933–1939, 1966;
    Klaus-Jürgen Müller. Das Heer u. Hitler, Armee u. nat.soz. Regime 1933-1940, 1969;
    K.-H. Janßen u. F. Tobias, Der Sturz d. Generäle, Hitler u. d. Blomberg-Fritsch-Krise 1938, 1994;
    B.|Simms, in: R. Smelser u. E. Syring (Hg.), Die Mil.-elite d. Dritten Reiches, 1995, S. 423-45 (L, P);
    Rößler-Franz.

  • Autor/in

    Sönke Neitzel
  • Zitierweise

    Neitzel, Sönke, "Reichenau, Walter von" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 301-302 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd123390699.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA