Lebensdaten
1901 – 1990
Geburtsort
Mülheim/Ruhr
Sterbeort
Björnlunda (Schweden)
Beruf/Funktion
Automobilpionierin
Konfession
-
Normdaten
GND: 12335868X | OGND | VIAF: 191205178
Namensvarianten
  • Stinnes, Clärenore (geborene)
  • Stinnes-Söderström, Clärenore
  • Stinnes, Clärenore (geborene)
  • mehr

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Zitierweise

Stinnes-Söderström, Clärenore, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd12335868X.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Hugo S. (s. 2);
    M Cläre Wagenknecht;
    Ur-Gvv Mathias S. (s. 1);
    Tante-m Nora Wagenknecht ( Robert Dunlop, Automobilsportler, später techn. Dir. d. Dinos Automobilwerke, Berlin), aus Wiesbaden;
    London 1930 Carl-Axel Söderström (1893–1976, Photograph, Kameramann b. frühen Stummfilm, u. a. Filme mit Greta Garbo, S d. N. N. Söderström, Schmied, Spezialist f. Kreissägenbll. in Korsnäs b. Falun, später in Stockholm;
    2 S Björn Hjerpe Söderström (* 1934), Ulf Söderström (* 1938), 1 T Cläre Söderström-Svensson (* 1931), Ärztin.

  • Biographie

    S. erhielt in ihrem Elternhaus in Mülheim/Ruhr eine strenge Erziehung durch engl. Gouvernanten und besuchte nach der Grundschule das örtliche Lyzeum. Am Åsasee (Südschweden), wo ihre Eltern 1911 das Gut Åsa Gård erwarben, lernte sie die schwed. Sprache. Zum prägenden Erlebnis wurde ihre Tätigkeit als Hilfskrankenschwester in ihrer während des 1. Weltkriegs zum Lazarett umgerüsteten Schule. Seit 1917 lebte sie mit ihrer Familie auf einem Landsitz in Weißkollm (Niederlausitz), wo sie die Landwirtschaft erlernte, und seit 1919 bei ihrer Tante Nora Dunlop in Wiesbaden. Nach einem neunmonatigen Südamerikaaufenthalt nahm S. 1922 eine Stelle als Regieassistentin bei der von Hugo Stinnes neu gegründeten Filmgesellschaft „Westi-Film“ in Berlin an und wohnte im Haus des Vaters im Grunewald. Ihr Vorhaben, nach dem Tod des Vaters 1924 in dessen Firma einzutreten, wurde von ihrer Mutter verhindert und führte zum Bruch zwischen Mutter und Tochter.

    Seit früher Kindheit von ihrer Mutter und später vom Ehemann ihrer Tante Nora, dem Rennfahrer Robert Dunlop, für Automobile begeistert, begann S. 1924 mit Rennfahrten auf der AVUS. 1926 beteiligte sie sich mit einem AGA an einer Rallye von St. Petersburg über Tiflis nach Moskau und siegte in ihrer Klasse. 17 weitere Siege folgten bei Sonntagsrennen auf der AVUS und bei Bergrennen mit Dinos-, AGA- und Adler-Fahrzeugen. Seit 1926 strebte S. eine Weltumrundung mit einem Serienauto an, die sie gemeinsam mit der Firma Adler logistisch und medial durchplante. Von der Automobilindustrie, dem dt. Außenminister Gustav Stresemann sowie den Botschaftern Frankreichs, Englands und der Sowjetunion unterstützt, trat sie diese Fahrt 1927 mit einem Adler Standard 6 in Frankfurt an. Ihr späterer Ehemann Carl-Axel Söderström begleitete sie als Photograph und Kameramann, ein Lastwagen der Firma Adler unterstützte sie bis Moskau mit Ersatzteilen und zwei Mechanikern. Die Reise führte über den Balkan, die Türkei, Bagdad und Teheran durch den Kaukasus nach Moskau, dann weiter nach Peking, durch Sibirien über den gefrorenen Baikalsee und durch die Mongolei bis nach Japan und Hawaii. Von Lima aus suchte S. einen Weg durch die Anden; in den USA wurde sie am 16. 5. 1929 von Henry Ford begrüßt. Bei ihrer Rückkehr in Berlin am 24. 6. 1929 erzielte sie nach 47 000 zurückgelegten Kilometern ein Medienecho, das dem des Lindberghschen Transatlantikflugs vergleichbar war. Die Veröffentlichung ihres Reisetagebuchs 1929 (Im Auto durch zwei Welten, Die erste Autofahrt e. Frau um d. Welt 1927–1929, 1929, P, Neuausg. mit e. Vorwort v. G. Habinger, 1996, P) und Söderströms Kinofilm über die Weltumrundung 1931 trugen zu S.s großer Popularität bei.

    1930 zog sie sich mit ihrem Ehemann auf das Landgut Åsa Gård zurück, das sie als Ausgleich für Erbschaftsforderungen erhalten hatte. Hier betrieb sie Viehzucht und lebte von den Zinsen des ererbten Vermögensanteils. Nachdem sie das Gut in Folge der Stinnesschen Enteignungen nach 1945|zwangsverkaufen mußte, erwarb sie das kleinere Landgut Stora Valla Gård bei Björnlunda. 1968 kaufte sie von ihrem Bruder Otto eine Jagdhütte in Irmenach bei Traben-Trarbach im Hunsrück, die sie zu ihrem Sommerhaus („Schwedenhütte“) umbauen ließ und bis 1986 nutzte.

    Lange Zeit vergessen, wurde S. in ihrer Bedeutung als Automobilpionierin Ende der 1970er Jahre durch den Dokumentarfilmer Michael Kuball wiederentdeckt. Er stieß bei Recherchearbeiten auf Söderströms Tagebuch, das er gemeinsam mit S. herausgab (Söderströms Photo-Tagebuch 1927–1929, Die erste Autofahrt e. Frau um d. Welt, hg. v. M. Kuball u. S., 1981, P).

  • Literatur

    V. Roggenkamp, in: U. Becker u. I. Krüger (Red.), Frei u. Frau, Bd. 2: Außergewöhnl. Lb., 1994, S. 73–85 (P);
    G. D. Feldman, Hugo Stinnes, Biogr. e. Industr. 1870–1924, 1998 (P);
    M. Winter, Pferdestärken, Die Lebensliebe d. C. S., 2001 (P), Neuausg. 2004 (P);
    Rhdb. (P);
    Dokumentarfilme:
    Im Auto durch zwei Welten, 1931 (einzige Kopie im Dt. Filmarchiv, Wiesbaden, Filmdok. b. M. Kuball);
    Die Frau, d. um d. Welt fuhr, 1980 (Regie: M. Kuball);
    Fräulein S. fährt um d. Welt, WDR-Dokudrama, 2009 (Regie: E. v. Moeller);
    Radiofeature:
    M. Winter, SWR, 2000, u. C. Heissenberg, WDR, 2006;
    Nachlaß:
    Briefe d. Mutter, Fotos u. unveröff. Ms. d. Lebenserinnerungen 1905–75, in: Archiv f. Christl.-Demokrat. Pol. d. Konrad-Adenauer-Stiftung, St. Augustin.

  • Autor/in

    Michael Winter
  • Zitierweise

    Winter, Michael, "Stinnes-Söderström, Clärenore" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 357-358 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd12335868X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA