Lebensdaten
1879 – 1947
Geburtsort
Hersfeld
Sterbeort
Starnberg
Beruf/Funktion
Publizist
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 122553438 | OGND | VIAF: 15655450
Namensvarianten
  • Rechberg, Arnold

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Zitierweise

Rechberg, Arnold, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd122553438.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Fam. seit Mitte d. 14. Jh. in H. nachweisbar;
    V Adam (1837–87), Tuchfabr., Vizebgm. v. H. (s. L);
    S d. Philipp (1801–70), Tuchfabr. in H., KR (s. L);
    M Ida Elise Sunkel;
    Ur-Gvv Georg Wilhelm (1762–1817), Kaufm. in H.;
    5 Geschw u. a. Fritz (1868–1939), Industr., Hauptinh. d. Tuchfabriken „A. Rechberg G.m.b.H u. Georg Braun G.m.b.H“, Hersfeld, KR (s. Rhdb.; Wenzel; L);
    N Burghardt, Industr.

  • Biographie

    Nach dem Besuch des Gymnasiums, einer kaufmännischen Ausbildung in der von seinem Bruder geleiteten väterlichen Firma und einem abgebrochenen Studium der Handelswissenschaften in Leipzig wandte sich R., der als Miteigentümer des Familienunternehmens finanziell abgesichert war, seinen künstlerischen Neigungen zu; seine bildhauerischen Arbeiten sind vom Jugendstil geprägt. In Florenz und seit 1904 in Paris fand er Anschluß an Künstler- und Adelskreise und entwickelte zunehmend Interesse für Politik. Er setzte sich nun journalistisch für eine gegen England gerichtete dt.-franz. Verständigung ein. Im 1. Weltkrieg diente R. als Ordonnanzoffizier im Stab der 5. Armee. Ermuntert von seinen Vorgesetzten, verfolgte er seine Vorstellungen von einer Annäherung an Frankreich weiter. Während er nach Unterredungen mit Gf. Hertling, Staatssekretär v. Jagow und Reichskanzler Bethmann Hollweg davon überzeugt war, in offiziellem Auftrag die Möglichkeiten eines Separatfriedens mit Frankreich zu sondieren, zweifelten dt. Militärbehörden dies an. Im Frühjahr 1915 deshalb verhaftet, kam er Ende August erst dank der Intervention politischer und militärischer Fürsprecher wieder frei. Die Rückkehr in den Militärdienst blieb ihm verwehrt, doch wurde ihm das Eiserne Kreuz I. Kl. verliehen.

    Nach dem Krieg verstärkte R. sein journalistisches Engagement für eine Verständigung Deutschlands mit dem Westen. Er publizierte zunächst in konservativen Blättern wie der „Täglichen Rundschau“, seit 1922 zunehmend in liberalen Organen wie dem „12-Uhr-Blatt“ und der „Vossischen Zeitung“. Sein macht- und wirtschaftspolitisch motiviertes Konzept, das mittlerweile England einschloß, zielte darauf ab, die Reparationsfrage einvernehmlich zu lösen und den „Bolschewismus“ mit militärischen Mitteln zu besiegen. Von Matthias Erzberger abgesehen,|konnte er keine Kontakte zu einflußreichen Politikern knüpfen. Größere Resonanz erzielten seine Pläne für eine wirtschaftliche Verflechtung Deutschlands und Frankreichs mittels einseitiger franz. Beteiligungen an dt. Unternehmen. Kritik äußerten insbesondere Ruhrindustrielle wie Hugo Stinnes, die R.s Grundgedanken der Entschärfung politischer Gegensätze durch wirtschaftliche Zusammenarbeit zwar teilten, aber auf wechselseitigen Kapitalbeteiligungen bestanden. Das dt.-franz. Kali-Abkommen vom Dez. 1926 wertete R. als Schritt in die richtige Richtung. Nach dem Regierungsantritt der Nationalsozialisten zog er sich aus dem öffentlichen Leben zurück. Als er nach dem Münchener Abkommen an seine früheren Aktivitäten anknüpfen wollte, wurde er mehrmals inhaftiert.

    R.s Verdienst liegt in seinem unermüdlichen Einsatz für die dt.-franz. Verständigung, die er allerdings nicht als Kern einer Einigung Europas begriff. Diese private „Nebenaußenpolitik“ brachte ihn mit prominenten Persönlichkeiten im In- und Ausland in Berührung, entbehrte aber der Unterstützung durch die amtliche Außenpolitik und maßgebliche Wirtschaftskreise. Erst nach dem 2. Weltkrieg griffen Politiker und Industrielle beiderseits des Rheins auf Ideen dieser Art zurück.

  • Werke

    Reichsniedergang, Ein Btr. zu dessen Ursachen aus meinen persönl. Erinnerungen, 1919;
    Was kostet d. Friedensvertrag d. Entente?, 1922.

  • Literatur

    E. v. Vietsch, A. R. u. d. Problem d. pol. West-Orientierung Dtld.s nach d. Ersten Weltkrieg, 1958;
    ders., Die Hersfelder Tuchfabrikanten Rechberg, in: Lb. Kurhessen VI, 1958, S. 264-76 (zu Philipp, Adam u. Fritz);
    W. Bührer, in: Biogr. Lex. z. Weimarer Rep., hg. v. W. Benz u. H. Graml, 1988, S. 265 f.;
    ThB. |

  • Nachlass

    Nachlaß: BA Koblenz.

  • Autor/in

    Werner Bührer
  • Zitierweise

    Bührer, Werner, "Rechberg, Arnold" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 228-229 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd122553438.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA