Lebensdaten
1884 – 1942
Geburtsort
Krumbach (Bayerisches Schwaben)
Sterbeort
Landesgefängnis Schwäbisch-Hall
Beruf/Funktion
Betrüger ; "Goldmacher"
Konfession
-
Normdaten
GND: 121227049 | OGND | VIAF: 78303070
Namensvarianten
  • Tausend, Franz Seraph
  • Tausend, Franz
  • Tausend, Franz Seraph
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Zitierweise

Tausend, Franz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd121227049.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Athanasius, Klempner, Wunderheiler in K., seit 1888 in Aubing b. München;
    M Maria Böller (* 1857);
    N. N.; 1 T.

  • Biographie

    Nach gescheiterten Bemühungen, Volksschullehrer oder Unteroffizier zu werden, erlernte T. bei seinem Vater das Klempnerhandwerk, doch ohne eine Gesellenprüfung abzulegen. In Hamburg trat er eine Drogistenlehre an, die er ebenfalls nicht abschloß. Nach seinem Kriegsdienst, über den nichts Näheres bekannt ist, arbeitete T. als Kontrolleur in einem kleinen chem. Betrieb. 1920 richtete er in einer Villa im Münchner Stadtteil Nymphenburg ein Laboratorium ein. Sein Interesse für Parawissenschaften wird durch ein Abonnement des „Zentralblattes für Okkultismus“ (1922) belegt. Ausgehend von naturwissenschaftlich nicht haltbaren Theorien (Kabbala, Astrologie, Alchemie) entwickelte T. eine neue Anordnungsweise der Elemente und publizierte 1922 im Selbstverlag eine kleine Broschüre „180 Elemente“, in der das musikalische Noten- und das chem. Elementensystem analog gesehen werden. Die hier angekündigte Schrift „Transmutation der Elemente“ erschien nie. T. konnte zahlreiche Geldgeber für verschiedene Firmengründungen gewinnen, so die „Rienhardt-Tausend chemische GmbH“ und die „Tausend-Chemische-Studiengesellschaft e.V.“. Als treibende Kraft wirkten dabei Exgeneral Erich Ludendorff (1865–1937) und der ehemalige völkische Münchner Stadtrat August Buckeley (* 1878). Die Idee der Gesellschafter, die Verankerung der Währungen im Gold durch ein Überangebot mit Hilfe von künstlich erzeugtem Gold zu lösen und dadurch den Verfall dieser Währungen zu bewirken, dürfte auf den NS-Wirtschaftsexperten und Buckeley-Vertrauten Gottfried Feder (1883–1941) zurückgehen. Zu den Gesellschaftern zählten ferner Industrielle wie Alfred Mannesmann, der Bankier Philipp v. Schoeller und der Textilfabrikant Johannes Küchenmeister, der 1922 den Wagen für das Attentat der|Geheimorganisation „Consul“ auf Walter Rathenau stellte. Mit einem Teil der Einlagen der Gesellschafter finanzierte T. seine Versuche und seinen sehr aufwendigen Lebensstil. Ein anderer Teil wurde von Ludendorff zur Förderung der von ihm herausgegebenen NS-Zeitung „Völkischer Kurier“ verwendet. 1928 gelang es dem ital. Chemiker Quirino Sestini, T. des Betrugs zu überführen: Ein Stück Blei, das in Gold umgewandelt werden sollte, war bereits mit Gold vermengt. Als für Nov. 1928 eine Gesellschafterversammlung in Berlin einberufen wurde, in der T. umfassend Rechenschaft ablegen sollte, floh dieser zunächst nach Holland, dann nach Wien, wo er eine „Gesellschaft für chemische Studien“ gründete. Anfang 1929 meldete T.s Unternehmen Konkurs an. In seinem Schloß Paschbach in Südtirol verhaftet, wurde T. im Juni 1929 nach Deutschland ausgeliefert. Bei dem 1931 in München stattfindenden Prozeß wurde der „Goldmacher des 20. Jh.“ wegen Betrugs zu 3 Jahren und 8 Monaten Gefängnis verurteilt. Später folgten weitere Betrügereien und Gefängnisaufenthalte. Sowohl Himmlers Astrologe Wilhelm Wulff als auch Adolf Eichmann erwähnten, T. habe für Himmler gearbeitet. Hierbei ist eine Verwechslung mit dem „Goldmacher“ Heinz Kurschildgen möglich.

  • Literatur

    H. Schleff, Der Goldmacher F. T., d. größte Abenteurer d. Gegenwart, 1929;
    A. Heiß, T. als Märtyrer, 1931;
    W. Richter, Der Prophet d. feinen Leute, Goldmacher T., in: R. Olden (Hg.), Propheten in dt. Krise, 1932, S. 107 ff.;
    W. Wulff, Tierkreis u. Hakenkreuz, 1968, S. 126 f.;
    E. Larsen, Hochstapler, 1984, S. 232–52;
    K. Hoffmann, Glitzerndes Geheimnis, Gauner, Gaukler, Gelehrte u. Großmachtpolitiker, Ein Kriminalreport über parawiss. Hochstapeleien, 1988, S. 155–70 (P);
    F. Wegener, Der Alchemist F. T., Alchemie u. NS, 2006 (P);
    Qu
    StA München;
    StadtA München.

  • Autor/in

    Franz Wegener
  • Zitierweise

    Wegener, Franz, "Tausend, Franz" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 810-811 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121227049.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA