Lebensdaten
1887 – 1970
Geburtsort
Bethlehem bei Wain (Württemberg)
Sterbeort
(Ost-)Berlin
Beruf/Funktion
KPD-Funktionär
Konfession
konfessionslos
Namensvarianten
  • Schwab, Jim (Pseudonym)
  • Walcher, Jacob
  • Schwab, Jim (Pseudonym)
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Zitierweise

Walcher, Jacob, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz138358.html [26.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Friedrich (1841–1905), Kleinbauer;
    M Susanne Wegmann (1854–99), Kleinbäuerin;
    22 Geschw u. Halb-Geschw u. a. Elisabetha Scherle;
    New York 1941 Hertha Gordon (1894–1990), aus Königsberg (Pr.), Stenotypistin, 1920–25 Sekr. v. Clara Zetkin, emigrierte 1933 n. Paris, arbeitete bis 1939 in d. SAP-Auslandsltg., emigrierte 1940 in d. USA, kehrte Ende 1946 mit W. n. Dtld. zurück, trat 1947 d. SED bei, freischaffende Übers., Medaille „Kämpfer gegen den Faschismus“ 1958, „Clara-Zetkin-Medaille“ 1963 (s. L);
    kinderlos.

  • Biographie

    W. absolvierte nach der Volkschule in Wain 1901 / 02–06 eine Lehre als Dreher in Stuttgart, wurde 1906 Mitglied des Dt. Metallarbeiterverbands (Bezirksvors. bis 1913), der SPD und Vorsitzender der Freien sozialistischen Jugend (bis 1910). Er hatte persönliche Verbindungen zu Käte (1871–1953) und Hermann Duncker (1874–1960). Seit 1910 besuchte er die SPD-Parteischule in Berlin, wo er Rosa Luxemburg (1871–1919) kennenlernte, auf deren Vorschlag hin er 1911 Redakteur des Stuttgarter SPD-Organs „Schwäbische Tagwacht“ wurde; nach Kriegsausbruch setzte ihn der SPD-Landesvorstand Württemberg wegen seiner Antikriegsposition ab. W. schloß|sich der Spartakusgruppe an, siedelte nach Berlin über, wurde 1914 und 1916 beim Militär wegen Untauglichkeit ausgemustert und zeitweise verhaftet. Im Nov. 1918 wurde er von Rosa Luxemburg nach Stuttgart entsandt. Hier war er an der Gründung der dortigen KPD beteiligt und Führungsmitglied des Arbeiter- und Soldatenrats. Im Dez. 1918 Delegierter und mit Wilhelm Pieck (1876–1960) Vorsitzender des Gründungsparteitags der KPD in Berlin, gehörte er deren Zentrale von Okt. 1919 bis 1923 als Anhänger Heinrich Brandlers (1881–1971) an. 1924 nicht mehr in die Zentrale gewählt, flüchtete W., wegen Beteiligung an den revolutionären Kämpfen vom Herbst 1923 von Verhaftung bedroht, nach Moskau, wo er 1924–26 der Exekutive der „Roten Gewerkschafts-Internationale“ angehörte. Seit 1925 agitierte er gegen die KPD-Vorsitzende Ruth Fischer (1895–1961).

    1926 kehrte W. nach Berlin zurück, war seit 1927 Mitarbeiter der Gewerkschaftsabteilung des ZK und trat als einer der Führer der Parteirechten hervor, v. a. während der Unterschlagungsaffäre in der KPD-Führung (Wittorf-Affäre); er wandte sich entschieden gegen die linkssektiererische Politik und zunehmende Stalinisierung der KPD unter Ernst Thälmann (1886–1944). Im Dez. 1928 aus der KPD ausgeschlossen, gehörte W. zu den Mitbegründern der „Kommunistischen Partei Opposition“ (KPO), war bis 1931 Mitglied ihrer engeren Reichsleitung, wechselte nach seinem Ausschluß 1932 zur „Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands“ (SAPD) als deren hauptamtlicher Sekretär und war nach seiner Emigration nach Frankreich 1933 das einzig besoldete Mitglied in deren Auslandsleitung. Bei Kriegsausbruch interniert, entkam W. 1941 in die USA, lebte in New York, wo er als Dreher arbeitete, und war Mitarbeiter im „Council for a Democratic Germany“.

    Nach seiner Rückkehr Ende 1946 schloß W. sich dem FDGB und der KPD bzw. SED an und war seit 1946 Chefredakteur der Gewerkschaftszeitung „Tribüne“ in Ost-Berlin. Im Zuge einer Säuberungskampagne der SED wurde W. im Febr. 1951 als Chefredakteur entlassen, arbeitete im Archiv des Deutschen Instituts für Zeitgeschichte und wurde im Mai 1951 unter dem Vorwurf, 1923 zur Gruppe um Brandler und Thalheimer gehört zu haben, aus der SED ausgeschlossen. 1956 wieder in die SED aufgenommen, erhielt W. einen Honorarvertrag am Institut für Marxismus-Leninismus und durfte 1959 zu Forschungszwecken nach Stuttgart reisen. Er arbeitete bis zuletzt an einer Geschichte der Sozialdemokratie Stuttgarts von 1906 bis 1914 (unpubl.). Bis zu seinem Tod lebte er zurückgezogen mit seiner Frau in Berlin-Hohenschönhausen.

    W. gehörte bis 1928 zu den führenden Funktionären der KPD. Als Opfer der Parteisäuberungen der SED Anfang der 1950er Jahre blieb W. bis zu seinem Tod die Würdigung als einer der Mitbegründer der KPD versagt.

  • Auszeichnungen

    |Medaille f. d. „Teilnahme an d. bewaffneten Kämpfen d. dt. Arb.klasse in d. J. 1918 / 23“ (1958);
    Medaille „Kämpfer gegen d. Faschismus“ (1958);
    Fritz-Heckert-Medaille (1960);
    VVO in Bronze (1962), Silber (1965) u. Gold (1967).

  • Werke

    |Ford oder Marx, Die prakt. Lösung d. soz. Frage, 1925;
    Arb.gemeinschaft oder Klassenkampf, 1928;
    Das rote Gewerkschaftsbuch, 1932 (mit A. Enderle, H. Schreiner u. E. Weckerle);
    Zum II. KI-Kongreß delegiert, in: Btrr. z. Gesch. d. Arb.bewegung, 1970, H. 1, S. 86–92;
    Mithg.: Gegen d. Strom, 1928–32.

  • Literatur

    |E. Stock u. K. Walcher, J. W. (1887–1970), Gewerkschafter u. Revolutionär zw. Berlin, Paris u. New York, 1998;
    BHdE I;
    Biogr. Hdb. SBZ/ DDR;
    Dt. Kommunisten;
    Wer war wer DDR;
    Qu BA Berlin: Nachlaß J. u. Hertha W.(hier auch unpubl. Buchms.);
    Kaderakte J. W.

  • Porträts

    |Photogrr. (BA Berlin, Bilddatenbank).

  • Autor/in

    Andreas Herbst
  • Zitierweise

    Herbst, Andreas, "Walcher, Jacob" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 276-277 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz138358.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA