Lebensdaten
1751 – 1829
Geburtsort
Pohnstorf (Mecklenburg)
Sterbeort
Rostock
Beruf/Funktion
Kameralist ; Landwirtschaftsreformer ; Landwirtschaftslehrer ; Agrarwissenschaftler ; Hochschullehrer
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 120604396 | OGND | VIAF: 64842001
Namensvarianten
  • Karsten, Franz Christian Lorenz
  • Karsten, Franz
  • Karsten, Lorenz
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Karsten, Lorenz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd120604396.html [03.10.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joh. Christoph (1704–74), Ratsapotheker in Neubrandenburg, durch Brand verarmt, dann Güterverwalter, S d. Schneidermeisters Johann in Neubrandenburg u. d. Anne Margaretha Kortüm;
    M Magdalena Sophia ( 1754), T d. Gustav Thiel, Hofapotheker u. Ökonom d. Domstiftung in Güstrow, u. d. Elisabeth Thomas;
    B Wenceslaus Joh. Gustav (s. Gen. 1);
    - Qualitz 1780 Elisabeth (1757–1834), T d. Pastors Joh. Jacob Engel in Qualitz u. d. Kath. Elisabeth Lochmann;
    8 S, 3 T, u. a. Karl Joh. Bernhard (s. 4);
    N Dietrich Ludw. Gustav (s. 1);
    E Gustav (s. 2), Hermann (s. 3).

  • Biographie

    Nach dem Schulbesuch in Bützow und Güstrow und nach einigen Jahren kaufmännischer und landwirtschaftlicher Praxis konnte K. mit Hilfe seines Bruders an der Bützower Akademie Mathematik und Naturwissenschaften studieren. 1778 promovierte er dort zum Dr. phil., 1780 erhielt er eine außerordentliche Professur, 1783 den Lehrstuhl für Kameralistik. Er war Rektor, als Herzog Friedrich Franz I. die Akademie 1789 aufhob und die Lehrkräfte an die Rostocker Universität übernahm – In Rostock wandte K. sein Interesse mehr und mehr der Landwirtschaft zu und warb in Wort und Schrift für den Ausbau eines Landwirtschaftsstudiums. Aus eigenen Mitteln und unter großen persönlichen Opfern richtete er 1793 in „Neuenwerder“ bei Rostock ein „ökonomisches Institut“ ein, das wohl als die früheste landwirtschaftliche Versuchsstation in Deutschland gelten kann. In der angeschlossenen Lehranstalt nahm K. junge Landwirte auf und versuchte, sie mit modernen Methoden bekannt zu machen und zu wissenschaftlichem Denken zu erziehen. Bekannte Landwirte wie Alexander von Lengerke und Friedrich Pogge-Zierstorf erhielten hier Ausbildung und Anregung. Wichtiger noch war K.s Wirken als Organisator der „Mecklenburgischen Landwirtschaftsgesellschaft“, die er 1798 zusammen mit dem Graf Görtz von Schlitz ins Leben rief. Als 1. Sekretär des Vereins redigierte er dessen Zeitschrift, die „Annalen“, beziehungsweise die „Neuen Annalen“, wobei er es verstand, interessierte Landwirte zur Mitarbeit heranzuziehen, von denen von Thünen der prominenteste war. Er regte die Ausschreibung von Preisaufgaben und vergleichenden Versuchen an, trug viel zur Schaffung eines landwirtschaftlichen Kreditsystems bei und forderte immer wieder die Verbesserung der Dorfschulen und die Hebung der kleinen Bauernwirtschaften als unerläßliche Vorbedingung für das Gelingen der Bauernbefreiung.

  • Werke

    Über d. theoret. Studium d. Ökonomie, 1789;
    Sind ökonom. Institute Akademien nützlich? Nebst d. Gesch. e. seit 1793 hier errichteten ökonom. Anlage, 1795;
    Die ersten Gründe d. Landwirtschaft z. Gebrauch ak. Vorlesungen aufgesetzt, 1795;
    Übers. u. Kommentierung d. engl. Schr. „Thomas Nugent's Reisen durch Dtld. u. vorzügl. durch Mecklenburg“, 2 Bde., 1778/82. -
    Zahlr. Aufsätze u. Vorworte in d. Ann. d. Meckl. Landwirtsch.ges.

  • Literatur

    ADB 51;
    I. Klein, Die erzieher. u. soz. Bestrebungen d. Meckl. Landwirtsch.ges., Diss. Rostock 1945 (ungedr.);
    dies., L. K., Ein patriot. Mecklenburger, T. I: L. K.s Leben u. ausgew. Schrr., 1956 (ungedr. Ms. Univ.bibl. Rostock);
    H. v. Wenckstern, Die Versuchs- u. Lehranstalt Neuenwerder b. Rostock 1793-1829, in: Zs. f. Landwirtsch. Versuchs- u. Unters.wesen, H. 6, 1957;
    I. Klein u. G. Schröder-Lembke, L. K. u. d. meckl. Landwirtsch., in: Zs. f. Agrargesetz u. -
    soziol. 22, 1974;
    Pogg. I, III, IV.

  • Autor/in

    Gertrud Schröder-Lembke
  • Zitierweise

    Schröder-Lembke, Gertrud, "Karsten, Lorenz" in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 307-308 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd120604396.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Karsten: Franz Christian Lorenz K., Landwirth, geboren am 3. April 1751 zu Pohnstorf bei Groß-Wüstenfelde in Mecklenburg-Schwerin, am 28. Februar 1829 zu Rostock. K. war der jüngste Sohn eines Rittergutspächters, der früher Apotheker in Neubrandenburg gewesen war, wo er durch eine Feuersbrunst seine ganze Habe verloren hatte. Er besuchte das Pädagogium zu Bützow und die Domschule zu Güstrow bis zu seinem siebzehnten Lebensjahre und wurde dann durch seinen Vater zur Landwirthschaft, besonders zum ökonomischen Rechnungswesen angeleitet. Aber der lebhafte Geist des jungen Mannes fand hieran kein Genügen; es trieb ihn, die Welt zu sehen, und so nahm er eine Stellung in einer Tuch- und Seidenhandlung zu Riga an, von wo er jedoch bald nach manchen Mühseligkeiten in die Heimath zurückkehrte. Er ließ sich nun auf der Bützower Universität immatriculiren, an welcher sein ältester Bruder Wenceslaus Johann Gustav als Mathematiker wirkte, und hörte Vorlesungen über Mathematik, Naturwissenschaften, Länder- und Völkerkunde; daneben vervollkommnete er sich in den alten Sprachen sowie im Französischen und Englischen. Als er 3½ Jahre diesen Studien obgelegen hatte, wurde er den 11. Mai 1773 am Bützower Pädagogium als Präceptor mit 70 Rth. Gehalt bei freier Wohnung und Beköstigung angestellt. In seinen Mußestunden arbeitete er unter Beihülfe seines vorhin erwähnten Bruders eine „Rechenkunst“ aus, die 1775 in erster, 1786 in zweiter und 1805 in dritter Auflage (besorgt von seinem Sohne Jacob) erschien. Am 10. März 1778 erwarb er die Winde eines Magisters und damit das Recht, auch an der Universität zu lehren. Dies führte, als das Pädagogium aufgelöst wurde, am 6. October 1780 zu seiner Ernennung zum außerordentlichen Professor der Oekonomie mit einem Gehalte von 400 Rth. Als solcher kündigte er Vorlesungen über Landwirthschaft und Cameralwissenschaften an, fand jedoch keine Zuhörer; ein mathematisches Collegium, mit dem er es darauf versuchte, hatte nicht mehr Glück. So war ihm freie Zeit genug zu schriftstellerischen Arbeiten beschieden. Nachdem er schon 1780 aus G. Th. F. Raynal's Histoire philosophique et politique des établissements et du commerce des Européens dans les deux Indes (1771) einen Auszug in deutscher Sprache als „Europens Handel mit beiden Indien“ veröffentlicht hatte, machte er sich an die Uebersetzung eines Werkes des Engländers Thomas Nugent ( 27. April 1772), die er unter dem Titel „Reisen durch Deutschland und vorzüglich durch Mecklenburg“ in den Jahren 1781 und 1782 in zwei Bänden erscheinen ließ, und zwar anonym (als Verfasser nannte er sich in den Neuen Annalen der Mecklenburgischen Landwirthschafts-Gesellschaft, Jahrg. XI, 1824, S. 27, Anm.). Diese auf guten Sprach- und Sachkenntnissen beruhende Uebersetzung versah er noch mit theilweise recht interessanten Anmerkungen, in denen er sich z. B. über die Leibeigenschaft erging. In einem gewissen Gegensatz zu dem Rostocker Professor der Moral, Dr. jur. Jacob Friedrich Rönnberg, der am 11. März 1781 in einer Festrede von dem moralischen Unrecht der Leibeigenschaft gesprochen und dadurch Anstoß erregt hatte, verdammt K. dieselbe nicht unter allen Umständen, sondern ist vielmehr der Meinung, daß sie manches Gute haben möge und ihre plötzliche Abstellung eine große Verwirrung hervorrufen würde. Indessen sollten die Bauern separirt, von Frondiensten befreit und auf billige Pacht gesetzt werden; dann würde die Leibeigenschaft ganz von selbst aufhören. Bekanntlich wurde ihre Aufhebung in Mecklenburg erst am|18. Januar 1820 verfügt. — Michaelis 1783 wurde K. zum ordentlichen Professor der Oekonomie befördert. Im J. 1785 schrieb er über den Zustand der damaligen Aufklärung und deren Nutzen für den praktischen Landwirth. Aber noch immer konnte er kein landwirthschaftliches Collegium zu Stande bringen. Da kam Ostern 1789 die Wiedervereinigung der Bützower Universität mit der Rostocker Akademie, und fortan wirkten nach beinahe dreißigjähriger Trennung die herzoglichen und die räthlichen Professoren wieder an der einen Landes-Universität zu Rostock in fruchttragender Gemeinschaft.

    Mit neuem Muthe nahm K. in Rostock seine landwirthschaftlichen Vorlesungen auf, die er sofort mittelst eines Programms „Ueber das theoretische Studium der Oekonomie“ anzeigte, und bekam jetzt die lange entbehrten Zuhörer. Auch cameralistische und mathematische Collegien las er und versah bis Ostern 1792 die Stelle eines Professors der Botanik. Im J. 1793 richtete er ein kleines, von ihm Neuenwerder genanntes Gehöft in der Rostocker Vorstadt zu einer landwirthschaftlichen Lehranstalt ein, dem ersten Institut dieser Art in Deutschland. Er wollte dadurch künftigen Landwirthen die Gelegenheit bieten, sich nicht bloß eine wissenschaftliche, sondern auch einigermaßen eine praktisch-anschauliche Kenntniß ihres Faches zu verschaffen. Da jedoch der Ertrag die ausgelegten Kosten nicht deckte, war Karsten's Schöpfung nur von kurzem Bestande; ihre Geschichte ist seiner Schrift: „Sind ökonomische Institute Akademien nützlich?“ (1795) angehängt. Im J. 1795 gab er auch unter dem Titel: „Die ersten Gründe der Landwirthschaft, sofern sie in Deutschland und vorzüglich in Mecklenburg anwendbar sind“ einen Leitfaden für seine Zuhörer heraus, der zwar keine neuen Theorien, aber manche beherzigenswerthe Wahrheiten in übersichtlicher Anordnung brachte und 1804 eine zweite Auflage erlebte. Ferner trat er in der „Neuen Monatsschrift von und für Mecklenburg“ sowie in besonderen Schriften unter anderem für die Herstellung von feuersicheren Dächern ländlicher Wirthschaftsgebäude, für die Aufbesserung der Bauernwirthschaften durch den Kleebau, für die Anlegung ökonomischer Lehrschulen, für die Nutzung der Dünen zu Warnemünde, für die Sicherung gegen die Rindviehpest ein, und machte die Landwirthe auf den Kartoffelpflug, auf die von Pastor Peßler erfundene Dreschmaschine u. s. w. aufmerksam. In einer Einladungsschrift vom Jahre 1800 stellte er Betrachtungen über die fortschreitende Ausbildung des Menschengeschlechtes in staatswirthschaftlicher Hinsicht an. Auch war er Mitarbeiter an der bekannten Nicolaischen „Allgemeinen Deutschen Bibliothek“ und deren Fortsetzung, der „Neuen allgem. Deutschen Bibliothek“. Hauptsächlich aber war K. als Erster Secretär der von ihm zusammen mit dem Geh. Legationsrath Grafen Schlitz auf Burg Schlitz im J. 1798 begründeten Mecklenburgischen Landwirthschafts-Gesellschaft oder des (seit 1817 so genannten) Mecklenburgischen patriotischen Vereins und als Herausgeber der Annalen desselben thätig. (Annalen der Mecklb. Landwirthschafts-Gesellsch., 3 Bände, 1803, 1805 u. 1809. — Neue Annalen u. s. w., 15 Jahrgänge, 1814—1828.)

    Karsten's mannichfache Verdienste um die Landwirthschaft wurden nicht bloß im engeren Vaterlande anerkannt, dessen Fürst ihm gelegentlich seines 50jährigen Dienstjubiläums im J. 1823 den Charakter eines Geh. Hofrathes verlieh, sondern weit über Mecklenburgs Grenzen hinaus. So ernannten ihn verschiedene auswärtige Gesellschaften zu ihrem correspondirenden bezw. Ehrenmitgliede.

    Verheirathet war K. seit dem 14. November 1780 mit einer Tochter des Qualitzer Pastors Johann Jacob Engel, Katharina Elisabeth Charlotte (1757—1834), die ihm eine Reihe von Söhnen schenkte, welche sich größtentheils in angesehenen Stellungen auszeichneten und unter deren Nachkommen sich wiederum tüchtige Männer finden.

    • Literatur

      Vgl.: J. Ch. Koppe, Jetztlebendes gelehrtes Mecklenburg 1783. — Kritische Sammlungen zur neusten Geschichte der Gelehrsamkeit VIII, 1783, S. 309—313. —
      Eschenbach in den Beilagen zu den wöchentlichen Rostockschen Nachrichten u. Anzeigen 1820, Stück 22. —
      Neue Annalen der Mecklenburgischen Landwirthschafts-Gesellschaft XVI, 1829, S. I—XXXII (mit Bildniß). —
      F. Brüssow im Neuen Nekrolog der Deutschen, Jahrg. VII, S. 201—211. — Uvo Hölscher, Urkundl. Geschichte der Friedrichs-Universität zu Bützow 1885.

  • Autor/in

    Heinrich Klenz.
  • Zitierweise

    Klenz, Heinrich, "Karsten, Lorenz" in: Allgemeine Deutsche Biographie 51 (1906), S. 69-71 unter Karsten, Franz Christian Lorenz [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd120604396.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA