Lebensdaten
1818 – 1905
Geburtsort
Hermsdorf bei Rochlitz
Sterbeort
Weißenfels
Beruf/Funktion
Orgelbauer
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 120443244 | OGND | VIAF: 74684077
Namensvarianten
  • Ladegast, Friedrich

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Zitierweise

Ladegast, Friedrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd120443244.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Christlieb (1776–1855), Häusler, Tischler u. Röhrmeister in H., S d. Joh. Gottlob u. d. Dorothea Elisabeth;
    M Eva Rosina Dathe (1787–1845);
    B Christlieb (* 1813), Orgelbauer;
    - 1) Colditz 1847 Eleonore, T d. Gärtnergutsbes. Joh. Christian Richter in Koltschen u. d. Maria Rosina Sandig, 2) Weißenfels 1850 Joh. Rosette Bertha (1826–92), T d. Joh. August Lange, Organist u. Stadtschullehrer in W., u. d. Joh. Dorothee Erler;
    5 K, u. a. Oskar (1858–1944), Nachf. L.s, Ernst, Orgelbauer in Australien.

  • Biographie

    L.s Schulbildung wurde ergänzt durch Orgel- und Klavierunterricht. Die Lehrzeit verbrachte er bei seinem älteren Bruder, der in Geringswalde eine kleine Orgelwerkstatt führte. Die sich anschließende Wanderschaft brachte Kontakte zu zeitgenössischen Orgelbauern wie Urban Kreutzbach in Borna, Mende in Leipzig, Ch. Adolph Zuberbier in Dessau, Martin Wetzel in Straßburg und Aristide Cavaillé-Coll in Paris. L. nutzte diese Zeit auch für Orgelliteratur, und für das Studium von Bau, Mensuren und Intonation älterer Orgelwerke; hieraus und aus dem nicht abreißenden Gedankenaustausch mit Cavaillé-Coll ist seine Vorliebe für die Schleiflade und seine konstruktiv kritische Haltung gegenüber technischen Neuerungen zu erklären.

    1846 ließ sich L. als selbständiger Orgelbaumeister in Weißenfels nieder. Nach fünf Jahren und einigen Orgelneubauten war L. in der 25-Register-Orgel für die Kirche in Hohenmölsen eine so vorzügliche Arbeit und herrliche Intonation gelungen, daß ihm der Bau der großen Domorgel in Merseburg übertragen wurde. Das 1855 vollendete Werk mit 81 klingenden Registern, die auf 4 Manuale und Pedal verteilt sind, steht in dem prächtigen, aus der 2. Hälfte des 17. Jh. stammenden Prospekt und ist noch heute in|Gebrauch. Vor der Einweihung spielte Franz Liszt auf dieser damals größten Orgel Deutschlands. Zweimal kam er nach Merseburg, um sich von dem vorbildlichen Klang und den Möglichkeiten der Orgel inspirieren zu lassen für die Endfassung einer Phantasie und Fuge und des Praeludiums und der Fuge über B-A-C-H. Der Musikschriftsteller F. Brendel rühmte ihre „Mannigfaltigkeit der Stimmen“. L.s Ruf wuchs schnell im In- und Ausland, eine Vielfalt individueller Instrumente entstand – in späteren Jahren in Zusammenarbeit mit seinem Sohn Oskar. Wichtige Neubauten waren 1858-62 die Orgel in der Nikolaikirche zu Leipzig – 84 Register (Prospekt erhalten) – und 1870-72 die Orgel im Konzertsaal der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien – 56 Register (Werk 1968 ausgebaut, Prospekt erhalten). Als Höhepunkt von L.s Schaffen ist die Orgel im Dom zu Schwerin mit mechanischer Spieltraktur und 84 Registern anzusehen (Hauptwerk 21, Unterwerk 12, Oberwerk 19, Echowerk 10 und Pedal 22 Register; Crescendo-Decrescendo-Werk, automatische Stoppstellen, Kombinationstritte), die bis heute ohne Eingriffe gut erhalten ist.

    Es bedeutet eine Einengung, wenn man L. zum frühromantischen Orgelbau schlechthin rechnet: Bei der Beurteilung der Dispositionen ist der Wert der Registriernamen wohl von dem der Intonationsrichtung und -technik zu unterscheiden. Und hier stützt sich L. auf seine Kenntnisse der Silbermannorgeln in Mitteldeutschland und im Elsaß, an deren Instandsetzung er zum Teil mitwirkte. Die höheren Aliquote treten zurück, doch überzeugt die Fülle gerad- und ungeradzahliger Aliquote. Der Prinzipalchor bleibt Mitte des Orgelklanges. Die Rohrwerke von 32' bis 4' stellen etwa ⅙ des Registerbestandes. L. verstand es, die musikalisch-künstlerischen Anforderungen mit handwerklich gediegener Ausführung zu verbinden.

  • Werke

    mehr als 200 Orgeln, v. denen etwa 35 erhalten sind.

  • Literatur

    J. Maßmann, Die Orgelbauten d. Ghzgt. Mecklenburg-Schwerin, 1875;
    O. Wangemann, Die Orgel, ihre Gesch. u. ihr Bau, ³1895;
    R. Reuter, Orgeln in Westfalen, 1965;
    W. Haacke, Hundert J. Ladegast-Orgel im Dom zu Schwerin, in: Musik u. Kirche 41, 1971, H. 1, S. 189 ff.;
    H. J. Busch, Die Orgeln d. ev.-ref. Kirche Müsen (Kr. Siegen), zur Wiederindienststellung d. restaurierten Ladegast-Orgel am 23.2.1975, o. J.;
    MGG (W, L).

  • Porträts

    in: Zs. f. Instrumentenbau 25, 1905, S. 865, 947;
    ebd. 27, 1907, S. 865.

  • Autor/in

    Franz G. Bullmann
  • Zitierweise

    Bullmann, Franz G., "Ladegast, Friedrich" in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 383-384 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd120443244.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA