Lebensdaten
1887 – 1960
Geburtsort
Ebensfeld bei Staffelstein (Oberfranken)
Sterbeort
Bamberg
Beruf/Funktion
katholischer Geistlicher ; Politiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 11951317X | OGND | VIAF: 3282467
Namensvarianten
  • Meixner, Georg

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Zitierweise

Meixner, Georg, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11951317X.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Andreas (1852–1919), Musiker u. Kappenmacher in E., S d. Bauern Johann (1814–75) u. d. Ursula Hülz;
    M Katharina Leicht (1857–1944).

  • Biographie

    Als Zögling des erzbischöfl. Knabenseminars kam M. 1897 nach Bamberg, wo er zeitlebens verwurzelt blieb. Hier studierte er an der Phil.-Theol. Hochschule und wurde 1910 zum Priester geweiht. Es folgten Kaplansjahre in Röthenbach b. Lauf, Bamberg und Nürnberg. Durch die Konfrontation mit sozialen und politischen Problemen in einer Nürnberger Arbeiterpfarrei stieß M. 1913 zur Kirchenpresse. 1919 wurde er hauptberuflicher Sekretär des „Kath. Preßvereins in Bayern“. 1923 übertrug ihm der Bamberger Erzbischof die Leitung des kircheneigenen St. Otto-Verlages, den M. rasch ausbaute. Das von ihm redigierte „Bamberger Volksblatt“ wurde zu einer der auflagenstärksten Tageszeitungen in Nordostbayern (Druckauflage 1933 einschließlich von drei Nebenausgaben ca. 27 000). Mit dem publizistischen Erfolg wuchs M. in den Konflikten der späten Weimarer Zeit auch politische Autorität zu: 1932 und noch einmal 1933 zog er als Abgeordneter der Bayer. Volkspartei für die Stadt Bamberg in den Bayer. Landtag ein. Im „Dritten Reich“ endete jedoch die politische Rolle sehr bald und 1937 auch die – bereits stark behinderte – Pressearbeit, als der St. Otto-Verlag wie andere kath. Verlage nach dem Druck der Enzyklika Pius' XI. „Mit brennender Sorge“ enteignet wurde. Als Pfarrverweser von St. Gangolf in Bamberg sah sich M. wieder auf die herkömmliche Seelsorge beschränkt; er übte sie freilich offen zeitkritisch. Deshalb suchte man ihn, der bereits 1936 zum Päpstl. Geheimkämmerer ernannt worden war, 1941 durch die Wahl ins Bamberger Domkapitel vor nationalsozialistischer Verfolgung zu bewahren.

    Diese Stellung gab M. angesichts der Hinwendung zu den Kirchen in der Not der letzten Kriegsjahre ein breites Echo als Prediger und Helfer. Sie ermöglichte zusammen mit seinem alten politischen Prestige nach dem Ende des „Dritten Reiches“ eine regionale Schlüsselrolle. Als der kath. Kirche nach dem Zusammenbruch eine zentrale Ordnungs- und Orientierungsfunktion zufiel, wurde M. vielfältig aktiv. 1945/46 setzte er sich für die karitative und pastorale Betreuung der Flüchtlinge mit dem Ziel rascher Integration ein. Als Diözesanpräses des „Kath. Werkvolkes“ übernahm er die geistige Führung der kirchennahen Arbeitnehmer und stand hinter einer Siedlungsstiftung, die zum größten Wohnungsbauunternehmen der Region wurde. Er gründete eine „Christliche Kulturgemeinde“, die sich auch der „Bamberger Symphoniker“ besonders annahm. Zäh betrieb er die Wiederzulassung seines Verlags und des „Bamberger Volksblattes“, was allerdings erst 1947 bzw. 1949 gelang. Vor allem knüpfte er an seine frühere Parteitätigkeit an, jedoch nun überkonfessionell erweitert: Er war maßgeblich bei der Gründung der CSU im Bamberger Raum beteiligt. Im Bayer. Landtag, dem er seit 1946 als Abgeordneter für Bamberg-Land angehörte, entfaltete M. seine Hauptwirkung. Er gewann, seit 1948 Vorsitzender des Kulturpolitischen|Ausschusses und seit 1951 CSU-Fraktionsvorsitzender, bedeutenden politischen Einfluß. Dabei stand er in der heterogenen CSU gegen den liberalen und nationalen Kurs des Parteigründers Josef Müller dem kirchlichföderalistischen Alois Hundhammer nahe, doch konfessionell toleranter, fränkisch gemäßigt und mit einem allseits bezeugten sachlichen, liebenswürdig-ausgleichenden Temperament. Er hat wesentlich dazu beigetragen, daß die Spannungen in der frühen CSU überwunden wurden und vor allem der Zusammenschluß von Katholiken und Protestanten gelang.

    Im Parlament konzentrierte sich M. auf die – in Bayern stets kontroverse – Kulturpolitik; ihr diente er auch im Rundfunkrat. Vor allem strebte er, der die deutsche Katastrophe im Unglauben begründet sah, ein Schulwesen in christlich-abendländischem Geist an, konfessionell geprägt und herkömmlich gestuft. Als die CSU nach dem Landtagswahlsieg 1954 die konfessionelle Lehrerbildung wollte und hauptsächlich dadurch Bayernpartei, FDP und BHE zum Zusammengehen mit der SPD in der sog. Viererkoalition bewog, galt M. als mitschuldig am Machtverlust. Er fühlte sich deshalb bestätigt, als er nach dem – gerade schulpolitischen – Scheitern jener Koalition für die konfessionelle Lehrerbildung in gemäßigter Form 1958 eine breite Mehrheit fand. Noch im selben Jahr schied er aus Gesundheitsgründen aus dem Landtag aus. Nun gewannen Kreise in der Partei die Oberhand, die die CSU von ihrem klerikalen Ruf befreiten.

    Nachdem das Reichskonkordat von 1933 die Tradition der geistlichen politischen Mandatsträger beendet hatte, tauchten nach 1945 in den westdeutschen Parlamenten nur mehr wenige kath. Priester auf. Keiner aber errang die Stellung und den Einfluß M.s. Er war Deutschlands letzter politischer Prälat.

  • Auszeichnungen

    Bayerischer Verdienstorden (1958).

  • Werke

    u. a. Bruderstreit in Bayern, in: Klerusbl. v. 1.10.1949;
    Mahnung u. Aufruf, in: Dt. Pol. u. europ. Friede, Reden auf d. staatspol. Kundgebung d. Gemeinschaft d. kath. Männer Dtld.s in Bamberg am 20.7.1952, 1952. – Hrsg.: 25 J. Erzbischof, Festschr. Dr. Jacobus Rr. v. Hauck, 1937.

  • Literatur

    Verhh. d. Bayer. Landtags, Stenograph. Berr., 1946-58;
    W. Hoegner, Der schwierige Außenseiter, 1959;
    Die kirchl. Lage in Bayern nach d. Reg.-präs.berr. 1933-43 (1945), II/VII, bearb. v. H. Witetschek, 1967/81;
    A. Mintzel, Die CSU, Anatomie e. konservativen Partei 1945–72, 1975;
    I. Unger, Die Bayernpartei, Gesch. u. Struktur 1945–57, 1979;
    N. Frei, Nat.soz. Eroberung d. Provinzpresse, 1980;
    K. Wolf, CSU u. Bayernpartei, Ein bes. Konkurrenzverhältnis 1948–60, 1982;
    P. J. Kock, Bayerns Weg in d. Bundesrepublik, ²1988;
    W. K. Blessing, „Deutschland in Not, wir im Glauben …“, Kirche u. Kirchenvolk in e. kath. Region 1933–49, in: M. Broszat (Hrsg.), Von Stalingrad z. Währungsref., Zur Soz.gesch. d. Umbruchs in Dtld., 1988, ³1990, S. 3-111. – Eigene Archivstud.

  • Autor/in

    Werner K. Blessing
  • Zitierweise

    Blessing, Werner K., "Meixner, Georg" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 735-736 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11951317X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA