Lebensdaten
1851 – 1920
Geburtsort
Roschtin (Roštin) (Mähren)
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Historiker
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 119480700 | OGND | VIAF: 19821233
Namensvarianten
  • Friedjung, Heinrich
  • Friedjung, H.

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Zitierweise

Friedjung, Heinrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119480700.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus jüd. Kaufm.fam.;
    V Bernh. (1811–76), aus Roschtin/Mähren, Kaufm. in W.;
    M Katharina Hertzka (1821–88) aus Austerlitz/Mähren;
    T Dr. Paula F.-Reinkraut.

  • Biographie

    F., der Sohn einer bescheidenen mährischen Kaufmannsfamilie, hat seit seinem 6. Lebensjahr in Wien gelebt. Die Gymnasialstudien hat er ausschließlich in Wien, das Universitätsstudium auch in Prag und Berlin absolviert. Unter seinen akademischen Lehrern sind vor allem Mommsen und Ranke, Theodor Gomperz und Scherer zu nennen. 1873-79 hat F. an der Wiener Handelsakademie Geschichte und Deutsch unterrichtet, wurde jedoch aus politischen Gründen entlassen und hat danach niemals wieder die Lehrtätigkeit ausgeübt. – Vom Ende der 70er bis zur Mitte der 90er Jahre war F. vielfach politisch tätig. Das sogenannte „Linzer Programm“ verfaßte er gemeinsam mit den späteren Sozialistenführern Viktor Adler und Engelbert Pernerstorfer und dem künftigen Pionier völkisch-rassischer Gesinnung im alten Österreich, Georg von Schönerer. Nach Proklamierung des Programmes, einer Deklaration formell noch deutschfreiheitlicher, tatsächlich aber deutschnationaler Natur, war F. dann durch mehrere Jahre Herausgeber der „Deutschen Wochenschrift“ und 1886/87 auch Schriftleiter der „Deutschen Zeitung“, des offiziellen Organs der neugegründeten deutschnationalen Partei. Von der deutschnationalen Bewegung hat sich F. jedoch bald getrennt, wofür die anti-österreichische Tendenz der Bewegung und ihr antisemitisch-intoleranter Charakter in gleicher Weise verantwortlich waren. F. selbst aber, der dann noch 1891-95 im Wiener Gemeinderat tätig war, blieb bei stark betontem Deutschbewußtsein doch immer ein loyaler Anhänger einer liberal-zentralistisch orientierten österreichischen Staatsidee.

    F.s populärstes Werk „Der Kampf um die Vorherrschaft in Deutschland 1859-1866“ (1897) ist dieser seiner Grundidee, der Versöhnung zwischen Österreichertum und Deutschtum im Rahmen eines engen Bündnisses zweier benachbarter Großstaaten, gewidmet. Minder bekannt, doch fachlich von gleich hohem Rang ist sein „Österreich von 1848-1860“ (1908-12), während das großangelegte, nach F.s Tod von A. F. Pribram fertiggestellte „Zeitalter des Imperialismus, 1884-1914“ (1919-22) im Hinblick auf die seit Ende des 1. Weltkriegs radikal veränderte Quellenlage als stark veraltet angesehen werden muß. – Ein sensationeller Preßprozeß der serbo-kroatischen politischen Irredenta gegen F. stellte ihn 1909 als gutgläubiges Opfer einer von offiziöser Seite lancierten Fälschung politischer Dokumente bloß. Diese schmerzliche Erfahrung, vor allem aber der|Zusammenbruch des alten Österreich 1918 warfen ihre Schatten auf die Altersjahre des bedeutenden Historikers.

  • Auszeichnungen

    Korr. Mitgl. d. Österr. Ak. d. Wiss., Dr. iur. h. c. (Heidelberg).

  • Werke

    Weitere W Kaiser Karl IV. u. s. Anteil am geistigen Leben s. Zeit, 1876;
    Der Ausgleich mit Ungarn, 1877;
    Aus Benedeks nachgelassenen Papieren, 1904;
    Der Krimkrieg u. d. österr. Pol., 1907;
    Hist. Aufsätze, 1919;
    Austria, Prussia and the German Confederation 1852–62, in: Cambridge Modern History XI, Cambridge 1934, S. 393-411.

  • Literatur

    L R. W. Seton-Watson, The Southern Slav question and the Habsburg monarchy, London 1911, S. 200-87;
    v. Schlichting, Moltke u. Benedek, Eine Stud. üb. Truppenführung …, zugleich e. Btr. z. Kritik d. Werkes v. F., 1900;
    F. Zweybrück, in: Österr. Rdsch. 64, Aug. 1920, S. 137-40;
    S. Münz, Zwei österr. Publizisten, in: Dt. Revue, 37/IV, 1922, S. 77-82;
    K. Litz, Der hist. Grundbegriff b. H. F., Diss. Zürich, 1948;
    H. v. Srbik, Geist u. Gesch. v. dt. Humanismus b. z. Gegenwart II, 1951, S. 118 f.;
    ders., in: DBJ II, S. 535-45 (L); Jüd. Lex. II, 1928;
    Enc. Jud.; Encyclopedia Britannica IX, 1958;
    ÖBL.

  • Autor/in

    Robert A. Kann
  • Zitierweise

    Kann, Robert A., "Friedjung, Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 451-452 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119480700.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA