Lebensdaten
1916 – 1994
Geburtsort
Graz
Sterbeort
Graz
Beruf/Funktion
Schriftsteller ; Übersetzer
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 119333996 | OGND | VIAF: 52496828
Namensvarianten
  • Muster, Wilhelm
  • Hassler, Ulrich
  • Haßler, Ulrich
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Zitierweise

Muster, Wilhelm, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119333996.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Josef (1887–1950), Zollwachbeamter in Spielfeld, Mureck, Radkersburg u. G., S d. Franz (1844–1926), Bahnangestellter in Marburg/Drau, u. d. Maria Jauk (1849–1927), Bäuerin in Brunndorf;
    M Johanna (1890–1976) aus G., T d. Johann Mauerhofer (1842–1905), Postamtsdiener in Bruck/Mur, u. d. Johanna Hochegger (1858–1932);
    Graz 1967 Anneliese (* 1922), T d. Leopold Petz (1894–1922), Maschinenbauing., u. d. Hedwig Scheibein (1901–76); kinderlos.

  • Biographie

    M. verbrachte einen großen Teil seiner Kindheit in Mureck an der österr.-slowen. Grenze. Der zweisprachige Charakter der Südsteiermark fand in seinem späteren Romanwerk einen produktiven Niederschlag. Dem Besuch einer Internatsschule in Wiener Neustadt folgte ein selbstentworfenes, allerdings häufig unterbrochenes Studium generale an der Univ. Graz. Die Vielfalt der Fachrichtungen von der Germanistik bis zur Zoologie, denen er sich dabei widmete, spiegelt sich in seinem fiktionalen Werk wider. Frühe schriftstellerische Versuche führten zum Kontakt mit Josef Weinheber, der ihm zur Fortsetzung seiner Arbeit riet, jedoch auch einen Brotberuf als Lehrer empfahl. 1941 erwarb M. daher eine zweite Matura an der Lehrerbildungsanstalt in Graz und unterrichtete zunächst an Volks- und Hauptschulen, dann an der Lehrerbildungsanstalt in Maribor (Marburg/Drau). Nach mehrjähriger Arbeit als Erzieher und der Wiederaufnahme des Studiums, das er 1947 aufgrund der Dissertation „Schamanismus im deutschen Märchen“ mit der Promotion beendete, lehrte er seit 1952 als Lektor für Deutsch in Madrid. In dieser Zeit beschäftigte er sich intensiv mit span. Literatur, auch des Mittelalters und der frühen Neuzeit. 1958 übersiedelte M. als Übersetzer nach Ibiza; Spanien wurde ihm zur „zweiten Heimat“. Mit seinem ersten Roman „Aller Nächte Tag“ (1960, Neuaufl. u. d. T. „Silbermeister“, 1983), der unter dem Pseudonym Ulrich Hassler erschien, war er selbst noch wenig zufrieden. Seit 1962 unternahm M. größere Reisen, u. a. durch Afrika und nach Israel. Nach Österreich zurückgekehrt, arbeitete er 1965-78 als Universitätslehrer für Spanisch in Graz.

    M.s Erzählpraxis nähert ihn eher den spanischsprachigen und amerikan. Varianten der Postmoderne als der sprachkritisch-reduktionistischen Schule ihrer österr. Vertreter (wie P. Handke oder Th. Bernhard) an. Die genaue Kenntnis der span. Literatur läßt sich gerade in seiner Fabulierlust und den Erzählstrukturen seines Werkes auffinden. Obwohl M.s Texte bereits in den 50er und 60er Jahren entstanden (und in den 70er und 80er Jahren lediglich vollendet wurden), werden sie seit 1980 als wichtige Beiträge zur Gegenwartsliteratur rezipiert. Seine Romane, insbesondere der Afrikaroman „Der Tod kommt ohne Trommel“ (1980, span. 1994) und „Pulverland“ (1986), sind komplexe erzählerische Gebilde, in denen Mythen und Fiktionen einem permanenten Prozeß literarischer De- und Rekonstruktion unterworfen werden. Die fiktionale Verstrickung und das Verschwinden der Erzähler im Labyrinth der Texte gehören zu den typischen Verfahrensweisen postmoderner Literatur, die bei M. auch aus seinem akademischen Wissen und seinen fremdkulturellen Erfahrungen resultieren. Mit seinen vielfältigen Bezügen zu einem mehreren Kulturen verpflichteten Österreich erweist sich M.s Werk darüber hinaus als metakritischer Kommentar zum „habsburg. Mythos“ (C. Magris) in d. österr. Literatur.|

  • Auszeichnungen

    Lit.preis d. Steiermark (1983), Übersetzerpreis d. span. Kultusmin. (1985), Österr. Staatspreis f. Übers. (1987), Lit.preis d. Stadt Graz (1991).

  • Werke

    Weitere W u. a. Vom Nutzen d. Flaschenpost od. d. Umweg üb. Westindien, 1953;
    Die Reise nach Cerveteri, 1956 (Novelle);
    Die Hochzeit d. Einhörner, Variation e. Themas, 1981;
    Gehen Reisen Flüchten, 1983;
    Monsieur M.s Wachsfigurenkabinett, 1984;
    Sieger u. Besiegte, 1989 (Erzz.);
    Mars im zwölften Haus, 1991 (Erzz.);
    Auf d. Spuren d. Kuskusesser, 1993 (Erzz.). – Überss. v. Ramón Pérez de Ayala, Benito Pérez Galdós, Ramón José Sender,|Francisco de Quevedo, Alfonso Martínez Garrido, Pedro Salinas, Juan Carlos Onetti, Miguel de Unamuno, Pio Baroja. – Hörspiele: Die Fledermaus, 1984;
    Die Verschwörung v. Venedig, 1988. |

  • Nachlass

    Nachlaß: Franz-Nabl-Inst. f. Lit.forschung, Graz.

  • Literatur

    W. Grünzweig, Geschichte u. Geschichten, Zur Dekonstruktion österr. Mythen im Werk W. M.s, in: Modern Austrian Literature, 1990, H. 3/4, S. 187-97;
    ders., in: Krit. Lex. z. dt.sprachigen Gegenwartslit., 43. Nachlfg. (W-Verz., L);
    E. M. Bogner, Arbeit am Mythos u. gegen d. Tod, W. M. u. seine jüngsten Erzz., in: SZ v. 8.10.1991 (P);
    C. Kühnau, in: Schriftst. d. Gegenwart, hrsg. v. K. Nonnenmann, 1963;
    Killy.

  • Autor/in

    Walter Grünzweig
  • Zitierweise

    Grünzweig, Walter, "Muster, Wilhelm" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 641-642 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119333996.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA