Lebensdaten
1906 – 1996
Geburtsort
Stepfershausen bei Meiningen
Sterbeort
Hamburg
Beruf/Funktion
Raketeningenieur
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 119327902 | OGND | VIAF: 67273504
Namensvarianten
  • Rudolph, Arthur
  • Rudolph, Arthur Louis Hugo

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Zitierweise

Rudolph, Arthur, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119327902.html [16.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Gustav Hugo (1883–1915 ⚔);
    M Ida Gerlich (* 1883);
    Berlin 1935 Martha Therese. T d. Franz Emil Kohls (* 1877) u. d. Auguste Ernestine Roeder (* 1877);
    1 T.

  • Biographie

    R. besuchte 1921-24 die Fachschule für Technik Schmalkalden sowie 1928-30 die Betriebsfachschule der Stadt Berlin (Beuthschule), die er als Maschinenbau-Ingenieur abschloß. Danach erhielt er eine Anstellung bei der „AG für Industriegasverwertung“ in Berlin-Britz, deren Eigentümer Paul Heylandt (1884–1947) die Entwicklung von Raketenautos durch Max Valier (1895–1930) unterstützte. An Raketentechnik und Raumfahrt interessiert, wurde R. ein Mitarbeiter Valiers, der bei einer Explosion ums Leben kam. Heylandt betraute daraufhin R. unter der Leitung von Alfons Pietsch mit der Arbeit an einem neuen Raketenauto, das 1931 einige wenig erfolgreiche Testfahrten absolvierte. R. entwickelte das Einspritzsystem des Autos. An diesen Arbeiten war auch Walter Riedel (1902–68) beteiligt, der später ebenfalls in Peenemünde tätig war. R., seit 1931 NSDAP-Mitglied, wurde im Frühjahr 1932 aufgrund der Wirtschaftskrise entlassen, erhielt jedoch zusammen mit Pietsch vom Heereswaffenamt den Auftrag zur Entwicklung eines Flüssigkeitsraketentriebwerks. Nachdem Pietsch das Projekt nach Aufbrauchen der bewilligten Gelder verließ, setzte R. unter schwierigen Bedingungen die Arbeit allein fort. Im Aug. 1934 führte er sein Triebwerk Wernher v. Braun (1912–77), dem technischen Direktor des Flüssigkeitsraketenprogramms des Heeres, erfolgreich vor. Nach Errichtung des geheimen Raketenversuchszentrums Peenemünde auf der Insel Usedom 1937 wurde R. zum Leiter der Fabrikation und Mitte 1939 zum Chefingenieur einer neu zu errichtenden Raketenfabrik ernannt. An der Entwicklung der A4, später als V2-Rakete bekannt, war R. nicht unmittelbar beteiligt, wurde jedoch eine zentrale Gestalt bei deren Produktion im Sommer 1943, als nach einem Luftangriff auf Peenemünde die Montage der V2 in das sog. „Mittelwerk“, einen unterirdischen Produktionskomplex bei Nordhausen, verlegt wurde. Dort wurden Zwangsarbeiter aus dem angeschlossenen KZ Dora unter mörderischen Arbeitsbedingungen eingesetzt.

    Nach Kriegsende gelangte R. zusammen mit Braun und 116 weiteren Raketenspezialisten in die USA, wo er in El Paso (Texas), White Sands (New Mexico) und schließlich Huntsville (Alabama) arbeitete. 1954 in den USA eingebürgert, war er als Projektmanager an mehreren Vorhaben der militärischen und zivilen Raketenentwicklung beteiligt. Zunächst leitete er die „Redstone“ und „Jupiter“ Atomraketenprojekte und war maßgeblich am „Jupiter-C-Programm“ beteiligt, mit dem die USA 1958 ihren ersten Satelliten „Explorer I“ auf eine Umlaufbahn um die Erde brachten. Nachdem das „Rocket Team“ der US-Army 1960 der NASA eingegliedert worden war, stieg R. zum Projektmanager der Saturn V-Rakete auf. Er war im Rahmen des Apollo-Programms für die Entwicklung dieser riesigen Trägerrakete verantwortlich, mit denen die bemannten Mondmissionen durchgeführt wurden. 1969 schied R. bei der NASA aus und übersiedelte später nach Kalifornien.

    1979 richtete das US-Justizministerium das „Office of Special Investigations“ (OSI) zur Verfolgung von NS-Kriegsverbrechern ein, das R. 1982/83 bezüglich seiner Mitwirkung am System der KZ-Zwangsarbeit vernahm. Er willigte ein, die USA zu verlassen und seine US-Staatsbürgerschaft aufzugeben, um einem Ausweisungsverfahren zu entgehen. 1984 zog R. mit seiner Frau nach Hamburg, wo die Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren einleitete; dabei ergaben sich keine ausreichenden Indizien für eine Anklage wegen Mordes, des einzigen Verbrechens, dessentwegen er in Deutschland noch hätte verurteilt werden können. Er erhielt neuerlich die dt. Staatsbürgerschaft und lebte bis zu seinem Tod in Hamburg.|

  • Auszeichnungen

    Doctor of Science (Rollins College Florida, 1969);
    NASA Exceptional Service Medal (1969);
    NASA Distinguished Service Medal (1969).

  • Literatur

    R. Bilstein, Stages to Saturn, 1980 (P);
    T. Franklin (Ps.), An American in Exile, 1987;
    T. Bower, Verschwörung Paperclip, 1988;
    L. Hunt, Secret|Agenda, 1991;
    M. Neufeld, The Rocket and the Reich, 1995, dt. u. d. T. Die Rakete u. d. Reich, 1997;
    J.-C. Wagner, Produktion d. Todes, 2001.

  • Autor/in

    Michael J. Neufeld
  • Zitierweise

    Neufeld, Michael J., "Rudolph, Arthur" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 200-201 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119327902.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA