Lebensdaten
1788 – 1848
Geburtsort
Braunschweig
Sterbeort
Dresden
Beruf/Funktion
Ballonfahrerin
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 119208318 | OGND | VIAF: 40183190
Namensvarianten
  • Reichard, Minna
  • Reichard, Johanne Wilhelmine Siegmundine
  • Schmidt, Johanne Wilhelmine Siegmundine (geborene)
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Reichard, Wilhelmine, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119208318.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Siegismund David Schmidt, hzgl. Mundschenk u. Opfermann in d. St.-Ulrici-Brüdernkirche in B.;
    M Juliane Wilhelmine Henriette Luedecken;
    Braunschweig 1807 Gottfried (1786–1844), Setzer, Chemiker, Ballonfahrer, S d. Philipp Urban Reichard ( 1789), Komm.rat, Dir. d. Fürstenberger Porzellanfabrik in Bofzen b. Höxter, u. d. Eusebie Friederike Gohl (1750–1824);
    2 S Carl August Eusebius (1810–71), Dr. phil., Chemiefabr., Gottfried (1817–79), beide führten seit 1844 d. väterl. Fabrik, 6 T u. a. Caroline (1807–63, Otto Biedermann Günther, 1802–1881, Baumeister in D.), Minna Angelika (1812–92, Alexander Edmund Schmidt, 1812–1900, JR in Leipzig), Betty (* 1821, N. N. Göbel, Bergdir., 1849 wegen seiner Beteiligung an d. Rev. in D. z. Tode verurteilt, danach Flucht d. Ehepaars nach Belgien), Hermine (1822–69, Julius Petzholdt, 1812–91, Dr. phil., Kgl. Bibliothekar in Dresden, Sächs. GHR, Vf. d. „Katechismus d. Bibl.lehre“, 1855, Hg. d. „Bibliotheca bibliographica“, 1866, s. W. Haan, Sächs. Schriftst.lex., 1875; E. Rothe, in: Zbl. f. Bibl.wesen, 1954, S. 194-202), Louise (1834–1914, Friedrich Richter, Oberstlt.).

  • Biographie

    Mit einem von ihrem Ehemann konstruierten und ein Jahr zuvor erprobten Gasballon absolvierte R. am 16.4.1811 in Berlin als erste dt. Frau eine Ballonfahrt. 1811-20 unternahm sie 17 Ballonfahrten in dt. Städten, in Prag, Brüssel und Wien. Bei ihrer dritten|Fahrt am 30.9.1811 in Dresden erreichte sie die Rekordhöhe von 7800 m, stürzte aber bei der Landung aufgrund schlechten Wetters ab. Nach der Übersiedlung der Familie nach Freital-Döhlen entschlossen sich die Eheleute 1816, nochmals Ballonaufstiege zu wagen, um die Gründung einer ehem. Fabrik zu finanzieren. Im selben Jahr fand eine Zielfahrt von Berlin nach Fürstenwalde statt – ein Novum in dieser Zeit. Mit ihren Fahrten avancierte R. 1816-20 zur ersten dt. Berufsballonfahrerin. Vorbereitet durch Zeitungsanzeigen, Auslage von „Subscriptionslisten“, geschickte Auswahl der Zeitpunkte – ihr letzter Aufstieg 1820 fand anläßlich des 10. Oktoberfests in München statt – und finanzielle Unterstützung etwa durch den österr. Kaiser 1820 wurden ihre Fahrten publikumswirksame Geschäftserfolge. Einnahmequellen waren dabei auch zahlende Fahrgäste, Eintrittsgelder und Vorführungen vor dem Aufstieg und nach der Landung. Das von den Einkünften 1821 gegründete chem. Unternehmen, wo v. a. Schwefelsäure produziert wurde, war das erste seiner Art in Sachsen.

    R. verfaßte medienwirksame Zeitungsberichte über ihre Ballonfahrten, in denen sie auch wissenschaftliche Beobachtungen wiedergab. Auf ihren Fahrten wurden Luft- und Windverhältnisse sowie Temperaturen gemessen, Witterungsveränderungen notiert, Höhen festgestellt, Luftproben mit auf die Erde gebracht und körperliche Befindlichkeiten registriert. Ihre 16. Ballonfahrt am 10.8.1820 in Wien wurde von der k. k. Universitäts-Sternwarte und der k. k. Triangulirungsdirektion astronomisch vermessen und aufgezeichnet. Die Verbindung von Mut und Bescheidenheit mit fachlicher Kompetenz verhalf R. zu hohem Ansehen.|

  • Auszeichnungen

    Briefmarke d. Dt. Bundespost (1978).

  • Werke

    Ztg.berr. Berlin. Nachrr., Von Staats- u. gelehrten Sachen, 20.4.1811, 4.5.1811, 27.7.1816, 29.10.1816;
    Gesch. meiner Luftreise, in: Braunschweig. Magazin 38 v. 19.9.1818, S. 596 ff.;
    Bremer Ztg. v. 20.9.1819;
    Staats- u. Gel. Ztg. des Hamburg. unpartheyischen Correspondenten v. 4.9.1816;
    Wiener allg. Thealerztg. u. Unterhaltungsbl. f. Freunde d. Kunst, Lit. u. d. geselligen Lebens v. 6.7.1820, 8.7.1820. – Eigene Archivstud. in Aachen, Berlin, Braunschweig, Bremen, Dresden, Freital, München, Schwerin, Wien.

  • Literatur

    Gottfried Reichard, Beschreibung d. v. W. R., geb. Schmidt, unternommenen dritten Luftreise, 1811;
    NND, 1848, S. 195;
    J. Petzholdt, in: Weißeritz-Ztg. 1849, Nr. 8, S. 88;
    K. Hoyer, Die Luftschiffer W. u. Gottfried R., 1810-1835, Eine Dok. v. Lit. u. Bildmaterial d. Slg. Hoyer aus d. Anfangszeit d. dt. Luftballonfahrt, 1987;
    G. Armenat, Frauen aus Braunschweig, ³1991 (P);
    H. Monjau, W. R., erste dt. Ballonfahrerin, 1998;
    Braunschweigisches Biographisches Lexikon (P);
    Braunschweiger Stadtlex., Erg.bd.

  • Porträts

    Kupf. v. Keßner u. J. M. Haas, um 1811 (Mus. Carnavalet, Paris;
    Dt. Mus., München;
    Archiv Ballonfahrt, Gersthofen);
    Lith. v. Kunike, nach 1820 (Hist. Mus. Wien, fotogr. Abb. im Stadtarchiv Braunschweig);
    Radierung v. W. Rehlen, Lith. v. J. Siedler, nach 1820 (Dt. Mus., München;
    Mus. de l'Air, Paris);
    Lith., vor 1835 (Monacensia, München);
    Radierung v. H. Hanfstaengel, 1849 (Privatbes.);
    Gedenkstein mit Porzellanrelief, 1998 (Freital, Alter Döhlener Friedhof).

  • Autor/in

    Heide Monjau
  • Zitierweise

    Monjau, Heide, "Reichard, Wilhelmine" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 293-294 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119208318.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA