Lebensdaten
1881 – 1969
Geburtsort
Königsberg (Preußen)
Sterbeort
Greifswald
Beruf/Funktion
Philosoph
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 119105322 | OGND | VIAF: 3273400
Namensvarianten
  • Jacoby, Günther
  • Jacoby, Günther
  • Jacoby, Günter
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Zitierweise

Jacoby, Günther, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119105322.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Hermann (1836–1917), Prof. d. prakt. Theol. in K. (s. DBJ II, Tl., RGG²), S d. Oberlehrers Johannes in Berlin u. d. Dorothea Goetzke;
    M Paula (1856–1913), T d. Regierungsrats Friedrich Goltz in K. u. d. Rose v. Schwilow;
    1) Königsberg 1914 Anna (1887–1915), T d. preuß. Gen.-Lt. Wilh. v. Goßler ( 1928) u. d. Elisabeth v. Gottberg, 2) Schultitten 1919 Elisabeth (1890–1970), T d. Alexander v. Kalckstein, Fideikommißherr auf Schultitten, u. d. Julia v. Rheinbaben;
    1 S, 1 T aus 2).

  • Biographie

    J. ist neben Nicolai Hartmann der bedeutendste Vertreter der um 1920 machtvoll einsetzenden Versuche, sich vom Neukantianismus zu lösen und wieder objektiv, realistisch zu denken. Sein Hauptwerk „Allgemeine Ontologie der Wirklichkeit“ (3 Bde., 1925–55) dürfte eines der bedeutendsten philosophischen Bücher unserer Zeit sein, ausgezeichnet durch die Klarheit des Gedankens wie der Sprache, die Eigenständigkeit des Ansatzes wie die Gründlichkeit seiner Durchführung. Philosophie wird dort als strenge Wissenschaft aufgefaßt und betrieben. Mit der philosophischen Entwicklung seiner Zeit war J. in vieler Hinsicht tief unzufrieden. Doch verhallten seine Mahnungen in bewegten Zeiten so gut wie ungehört.

    Nach einem erfolgreichen, der Familientradition entsprechenden Theologiestudium (Lic. theol. 1903 in Königsberg bei Giesebrecht mit einer Textinterpretation des Buches Jeremia), dem Oberlehrerexamen in Religion, Hebräisch und Deutsch und kurzer Tätigkeit als Hilfslehrer in Allenstein und Lyck folgte J. gegen den Willen seines Vaters der früh empfundenen Berufung für Philosophie, ging nach Berlin zu Paulsen, Stumpf und Dilthey und promovierte 1906 bei Paulsen mit einer Arbeit über „Herders und Kants Ästhetik“, aus der ein Buch wurde (1907) und die Schrift zur Habilitation 1909 in Greifswald. Stellungen als Austauschlehrer in Paris und in Glasgow, sowie eine Italienreise waren vorhergegangen. Seine Antrittsvorlesung über den Pragmatismus machte William James auf ihn aufmerksam und brachte ihm eine Stellung als Research fellow an der Harvard-Universität, dann eine Gastprofessur in Urbana und Vortragseinladungen an andere amerikan. Universitäten und eine längere Einladung nach Japan. Eine Vortragsreise durch China, Südindien, Ägypten, Algier, Südspanien, Belgien schloß sich an.

    J. wurde im 1. Weltkrieg als Hauptmann d. Res. durch einen Granatvolltreffer auf seinen Unterstand schwer verwundet. Damit mag zusammenhängen, daß er später sein Gehör so gut wie ganz verlor. 1915-18 ging er als o. Professor an die Univ. Istanbul. Mit dem Zug des Freikorps Plehwe zum Schutze des Baltikums am Ende des 1. Weltkriegs endete J.s militärische Laufbahn.

    1919 zum ao. und 1928 zum o. Professor ernannt, hat J. Greifswald nicht mehr verlassen. Seine Taubheit, mit der er souverän fertig wurde, hat wohl entscheidend dazu beigetragen, daß er nicht auf einen bedeutenderen Lehrstuhl berufen wurde. 1937 wurde er wegen seines nicht der Konfession, aber der Herkunft nach jüd. Großvaters zwangspensioniert. Nach dem Zusammenbruch des 3. Reiches rehabilitiert, war er Dekan der Phil. Fakultät und lehrte bis zu seiner Emeritierung und darüber hinaus, so lange es seine Kräfte gestatteten. Ihm gelang noch, seine Ontologie, deren Druck Anfang der 30er Jahre steckengeblieben war, zu vollenden und herauszugeben, ferner ein Buch über Logistik und Logik, sowie eine Anzahl klarer, inhaltsreicher Artikel und Besprechungen zu publizieren. Das große Werk über die ontologischen Grundlagen der Relativitätstheorie aber, das ihn bis in seine letzten Tage intensiv beschäftigte, blieb unvollendet.

  • Werke

    Weitere W u. a. Der Pragmatismus, 1909;
    Herder als Faust, Eine Unters., 1911;
    Die Ansprüche d. Logistiker auf d. Logik u. ihre Gesch.schreibung, 1962;
    Subjektfreie Objektivität, in: Zs. f. phil. Forschung 10, 1955. |

  • Nachlass

    Nachlaß: Tübingen, Univ.bibl.

  • Literatur

    J. Hessen, Die Phil. Strömungen d. Gegenwart, ²1940, S. 149-54;
    G. Lehmann, Die Dt. Philos. d. Gegenwart, 1943, S. 426-36;
    V. Bochenski, Europ. Philos. d. Gegenwart, 1947, S. 203, 279;
    B. v. Freytag Löringhoff, in: Zs. f. phil. Forschung 15, 1961, S. 237-50, 496 (vollst. W-Verz., P);
    Rhdb. (P).

  • Autor/in

    Bruno Freiherr von Freytag genannt Löringhoff
  • Zitierweise

    Freytag Löringhoff, Bruno Baron von, "Jacoby, Günther" in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 253-254 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119105322.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA