Lebensdaten
1887 – 1941
Geburtsort
Frankfurt/Main
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Maler ; Filmregisseur
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 119053500 | OGND | VIAF: 54246262
Namensvarianten
  • Ruttmann, Friedrich Wilhelm Walter
  • Ruttmann, Walther
  • Ruttmann, Walter
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Zitierweise

Ruttmann, Walter, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119053500.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Heinrich (1846–97), aus F., Kaufm., Privatier, S d. Johann Friedrich u. d. Henriette Wilhelmine Juliane Huth;
    M Emma (1865–1938), aus F., T d. Wilhelm Maximilian Friedrich Koerner u. d. Anna Elisabeth Körner;
    1) Berlin-Friedenau 1918 Maria Christina Agnes (1893–1918, kath.), aus Wiesbaden, T d. Theodor Sommer, Kaufm. in Krefeld, u. d. Katharina Frohn ( vor 1918), 2) Charlottenburg b. Berlin 1921 1930 Erna Treitel (* 1897), Schausp., vermutl. 3) 1930 Nina Hamson (1943/44 in Auschwitz ermordet), Pianistin, 4) Berlin-Wilmersdorf 1939 Christine Margarete Helene (Christel) (* 1903, 2) Karl Witthalm) aus Wien, T d. Johann Prasch (* 1859), aus Linz, Ing., u. d. Helene Louise Bathelt (* 1871), aus Bielitz (Schlesien);
    1 S aus 2), 1 T Eva Riehl (* 1941).

  • Biographie

    Nach dem Abitur 1905 am Goethe-Gymnasium in Frankfurt/M. studierte R. seit 1907 Architektur in Zürich, seit 1909 Malerei in München bei Angelo Jank (1868–1940) und Hermann Gröber (1865–1935), später bei Otto Ubbelohde (1867–1922) in Marburg. Nach dem Militärdienst 1913 nahm er 1914-17 als Offizier am 1. Weltkrieg teil. Seit seiner Studienzeit entwarf R. als freier Maler teils expressive, teils abstrakte Bilder, Graphiken und Plakate, in denen er sich um intensive graphische Dynamik bemühte. Durch seine Experimente mit malerischen Bewegungsstudien gelangte R. zum Film: 1919 gründete er eine Filmgesellschaft, mit der er 1921 sein aus 10 000 einzeln gezeichneten und eingefärbten Bildern bestehendes zehnminütiges „Lichtspiel Opus 1“ produzierte (Musik: Max Butting), in dem geometrische Formen aufeinanderprallen. miteinander zu kämpfen scheinen und sich dann harmonisch verschlingen. Auch in den folgenden (als „absolut“ bezeichneten) sich im reinen Formenspiel erschöpfenden Filmen „Opus 2, 3 und 4“ (1922/24/25) zeigte R. widerstreitende Farben und Formen in meist abrupten und wellenhaften Bewegungen. Wie die „absoluten“ Filme Viking Eggelings (1880–1925) und Hans Richters (1888–1976) erregten R.s Produktionen in Kunstkreisen Aufsehen, blieben aber ohne Breitenwirkung.

    Nach einigen Werbefilmen in Farb-Form-Ex-perimentaltechnik versuchte R. 1926 in den dokumentarischen Bildern des ganz auf Bewegung, Architekturen, Technikornamente und Montageeffekte abgestellten Films „Berlin, die Sinfonie der Großstadt“ (Remake v. Th. Schadt, 2002), den visuellen und rhythmischen Querschnitt einer Großstadtwahrnehmung zu gestalten. Der Film war, ähnlich wie „Opus 1“, genau auf die zeitgleich entstandene kongeniale Originalmusik von Edmund Meisel (1894–1938) geschnitten. R. experimentierte seit 1929 mit dem aufkommenden Tonfilm. In dem als Werbefilm entstandenen Lichtspiel „Melodie der Welt“ zeigte er Hafenimpressionen, die er asynchron, aber durchaus illustrativ mit Geräuschen und Musik unterlegte. In Italien realisierte er 1932 mit Hüttenarbeitern den Streifen „Acciaio“, eine Liebesgeschichte vor dem Hintergrund des Stahlwerks in Terni. 1935-40 drehte R. eine Reihe von Werbefilmen u. a. im Auftrag der Städte Stuttgart und Düsseldorf, der Firmen Mannesmann, Bayer und Henkel, und der dt. Wehrmacht (Dt. Waffenschmieden; Dt. Panzer, beide 1940). In diesen Filmen zeigte sich R.s Interesse für abstrakt wirkende Gegenstände und Dynamik, was in der monumentalen Zurschaustellung der Technik zuweilen kalt und manieristisch anmutete. R.s Bemühen um eine rhythmischabstrakte Formensprache beeinflußte v. a. die auf Kürze und Einprägsamkeit bedachte Ästhetik des Trick- und Werbefilms. – Ehrendiplom (IFF Brüssel, 1935) u. Ehrenplakette (IFF Venedig, 1936) f. „Metall d. Himmels“; Pokal d. faschist. Partei Italiens (IFF Venedig, 1937) u. Grand Prix (Weltausst. Paris, 1937) f. „Mannesmann“.

  • Werke

    Texte, Interviews, Gespräche, in: J. Goergen (Hg.), W. R., Eine Dok., 1989 (Abb. v. Graphiken; Filmogr., Bibliogr.).

  • Literatur

    R. Kurtz, Expressionismus u. Film, 1926, S. 101-03;
    A. van Dornhurg, W. R. en het beginsel, 1956 (P);
    H. Scheugel u. Ernst Schmidt, Eine Suhgesch. d. Films, II, 1974, S. 796-805;
    S. D. Lawder, The Cubist Cinema, 1975, S. 57-64;
    B. Hein u. W. Herzogenrath (Hg.), Film als Film, 1977, S. 61-67;
    B. H. Fulks, Film Culture and Kulturfilm, Diss. Univ. of Wisconsin/Madison 1982;
    W. Uricchio, R.s Berlin and the City Film to 1930, Diss. Univ. of New York 1982;
    H. J. Brandt. W. R., Vom Expressionismus z. Faschismus, in: Filmfaust 49-51, 1985/86 (P);
    J. Goergen, Musik d. Lichts, in: epd Film 12, 1987, S. 20-27 (P);
    A. Leitner (Red.), Der dt. Avant-Garde-Film d. 20er J., 1989, S. 79-94 (P);
    L. Quaresima (Hg.), W. R., Cinema, Pittura, Ars Acustica, 1994 (P);
    C. N. Brinckmann, „Abstraktion“ u. „Einfühlung“ im frühen dt. Avantgardefilm, in: H. Segeberg (Hg.), Die Perfektionierung d. Scheins, 1999, S. 124-37;
    CineGraph (Filmogr.).

  • Autor/in

    Jürgen Kasten
  • Zitierweise

    Kasten, Jürgen, "Ruttmann, Walter" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 306 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119053500.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA