Lebensdaten
1788 – 1812
Geburtsort
Frankfurt/Main
Sterbeort
Albano b. Rom
Beruf/Funktion
Maler ; Illustrator
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 11884041X | OGND | VIAF: 67262760
Namensvarianten
  • Pforr, Franz

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Zitierweise

Pforr, Franz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11884041X.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann Georg (1745–98), Tier- u. Landschaftsmaler, Kupferstecher in Kassel u. F.;
    M Johanna ( 1800), T d. Konrad Tischbein (1712–78);
    Om Johann Heinrich Tischbein d. J. (1742–1808), Tier- u. Landschaftsmaler, Kupferstecher, Prof. an d. Ak. u. Gal.insp. in Kassel (s. ADB 38); – ledig.

  • Biographie

    P., neben dem Freund und „Herzensbruder“ Friedrich Overbeck (1789–1869) führendes Haupt des St. Lukasbundes, war nur ein kurzes künstlerisches Schaffen beschieden. Nach dem Tod der Eltern wuchs er unter der Obhut seines Onkels, des Kasseler Akademielehrers Johann Heinrich Tischbein, auf. Von diesem auch unterrichtet, wandte er sich zunächst dem Pferde- und Schlachten-Genre zu. Im Herbst 1805 schickten ihn seine Vormünder Sarasin und Johann David Passavant d. Ä. (1756–1800), in dessen Frankfurter Haus P. als Waise Aufnahme gefunden hatte, an die Kunstakademie in Wien, die damals unter der Leitung des Klassizisten Heinrich Füger (1751–1818) und des Bildhauers Franz Zauner (1746–1822) stand. Infolge des 3. Koalitionskriegs zunächst im Sicherheitskorps der Akademie zu kurzem Militärdienst verpflichtet, widmete sich P. anschließend der Ausbildung im Zeichnen, Komponieren und Kopieren. Die seit der Kindheit bestehende Freundschaft mit Johann David Passavant d. J. (1787–1861), die auch in ausführlichen Briefberichten ihren Niederschlag fand, erweiterte sich im April 1806 in Wien um den nur ein Jahr jüngeren Overbeck zu einem Dreierbund. P. übte anfangs mit Fügers Ermunterung weiter an „Bataillen“ und arbeitete dann vor allem an den Zeichnungen zu Tiecks „Don Quijote“-Übersetzungen und zu Goethes „Götz v. Berlichingen“. Eine tiefgreifende Wende bewirkte schließlich das in der kaiserl. Galerie betriebene Studium der Werke Raffaels, Peruginos und Pordenones mit ihrer Innigkeit, der Kraft des Konturs und dem Ausdruck „edler Einfalt“. In der Hinwendung zu Einfachheit, „Wahrheit“, reiner Empfindung und Naturanschauung, verbunden mit der Rückbesinnung auf die Geschichte des deutschen Mittelalters und das Christentum, sahen Overbeck, P. und die befreundeten Joseph Wintergerst (1783–1867), Ludwig Vogel (1788–1879), Konrad Hottinger (1788–1828) und Joseph Sutter (1781–1866) den gültigen Weg zur Erneuerung der Kunst. Damit im Widerspruch zu der an der Akademie gelehrten Malerei, gründeten sie am 10.7.1809 den Freundschaftsbund im Zeichen des hl. Lukas. Nach einer zeitweiligen Schließung der Akademie nicht wieder aufgenommen und Wiens überdrüssig, zogen P. und die Mehrzahl der Freunde im Mai 1810 nach Rom, wo sie zunächst in der Villa Malta, dann im ehem. Kloster S. Isidoro auf dem Pincio ein dem Studium der Kunst gewidmetes Gemeinschaftsleben führten. Nach Tracht und Aussehen erwarben sie sich hier auch ihren ital. Namen, der in der Folge als Bezeichnung auch für eine Kunstrichtung bis weit in das 19. Jh. hinein Bestand haben sollte: „I Nazareni“. P. vollendete dort 1810 eines seiner Hauptwerke, den „Einzug des Kaisers Rudolf von Habsburg in Basel 1273“ (Frankfurt/M., Städelsches Kunstinst. u. Städt. Gal.), das in seinem bilderbuchartigen Kontur- und Flächenstil gegenüber der religiösen Empfindungskunst Overbecks die sichtbare Form „altdeutschen Charakters“ als persönliches Bekenntnis vor Augen führt. Neben den ebenfalls „altdeutsch“ konzipierten Gemälden „Der Graf von Habsburg und der Priester“ (1809 ?) und „Der Hl. Georg, den Drachen tötend“ (1809/10, beide Frankfurt/M., Städelsches Kunstinst. u. Stadt. Gal.) wurde das als Gemeinschaftswerk und Pendant zu Overbecks „Italia und Germania“ begonnene, 1811 dem Freund gewidmete Tafelbild „Sulamith und Maria“ (Schweinfurt, Mus. Georg Schäfer) in der Form eines spätmittelalterlichen Reisealtärchens zu einem Programmbild der Kunstabsichten der deutsch-röm. Bruderschaft. Von P.s literarischer Begabung zeugt eine im Sept. 1810 ebenfalls an den Freund gerichtete Erzählung. Landschaftsskizzen, Figurenzeichnungen und allegorische Kompositionen, darunter „Dürer und Raffael knieen vor dem Throne der Kunst“, entstanden während der beiden ital. Jahre, ehe nach einer Reise nach Neapel und Sorrent im Oktober 1811 ein altes Lungenleiden wieder auftrat. Von den Freunden im Mai 1812 in das höher gelegene Albano in den Bergen bei Rom gebracht, starb P. dort wenige Wochen später.

  • Werke

    Weitere W Zeichnungen: in Berlin, Staatl. Mus. Preuß. Kulturbes., Kupf.kab.;
    Frankfurt/M., Städelsches Kunstinst. u. Städt. Kunstslg.;
    Lübeck, Stadtbibl. (Nachlaß F. Overbeck);
    München, Bayer. Staatsbibl. (Nachlaß H. Holland). – Briefe u. Hss. u. a. in Weimar, Goethe-Nat.mus. u. Goethe-Schiller-Archiv.

  • Literatur

    ADB 25;
    F. H. Lehr, Die Blütezeit romant. Bildkunst, F. P., der Meister d. Lukasbundes, 1924;
    R. Benz (Hg.), Goethes Götz v. Berlichingen in Zeichnungen v. F. P., 1941;
    W. Teupser, Italia u. Germania v. P. u. Overbeck, 1943 (Der Kunstbrief): K. Andrews, The Nazarenes, A Brotherhood of German Painters in Rome, 1964, Nachdr. 1988, dt. 1967, ²1974, ³1988 (P);
    Die Gem. d. 19. Jh., bearb. v. H.-J. Ziemke, Städelsches Kunstinst. Frankfurt/M., 1972;
    Die Nazarener, Ausst.kat. Frankfurt/M. 1977;
    H. Sieveking, Von Füssli bis Menzel, Ausst.kat. Weimar/München/Frankfurt 1997, S. 32 f.;
    ThB;
    KML;
    Dict. of Art.

  • Porträts

    Selbstbildnis, 1807 (Nürnberg, German. Nat.-mus.);
    Selbstbildnis, 1810 (Frankfurt/M., Städelsches Kunstinst. u. Städt. Gal.);
    Ölgem. v. F. Overbeck, 1810 (Berlin, Nat.gal), die beiden letzteren abgeb. in: Die Nazarener, s. L, S. 171 bzw. 165.

  • Autor/in

    Ekkehard Mai
  • Zitierweise

    Mai, Ekkehard, "Pforr, Franz" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 360-361 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11884041X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Pforr: Franz P., Maler, Sohn des Vorigen, geboren am 7. April 1788 in Frankfurt, erhielt noch von seinem Vater die erste Anleitung zum Zeichnen, kam dann 1801 zu seinem Oheim Tischbein nach Cassel und im Herbste 1805 auf die Wiener Akademie zu Füger. Der etwas später nach Wien kommende Overbeck schloß einen engen Freundschaftsbund mit ihm, und die beiden jungen Maler, zu deren Kreis noch L. Vogel aus Zürich, J. Wintergerst aus Ellwangen, J. Sutter aus Linz gehörten, fanden sich nicht von der Richtung Fügers befriedigt. Es kam zum Bruche und die Akademie nöthigte sie zum Austritt. Das war die Geburtsstunde der neuen romantischen Malerei. Pforr, Overbeck, Hottinger und Vogel wanderten 1810 gemeinsam nach Rom. Leider konnte P. nur kurze Zeit den Boden der ewigen Kunststadt betreten; schon in Deutschland brustleidend, mußte er im Frühjahre 1812 Rom verlassen, um in Albano eine Eselsmilchcur zu gebrauchen; jedoch bereits am 16. Juni des gleichen Jahres raffte ihn der Tod weg. Ohne Zweifel hat die romantische Schule an ihm ein hervorragendes Talent verloren. Eine Anzahl von Compositionen und Handzeichnungen ließ der Frankfurter Kunstverein in zwei Heften erscheinen (Frankfurt 1832, 1834, 1835; bei Gwinner des Einzelnen beschrieben). Pforr's Oelgemälde, Rudolf von Habsburg, der sein Roß dem Priester schenkt, blieb unvollendet; es befindet sich im Städelschen Museum. In seiner frühesten Zeit hatte er sich auch im Radiren versucht. Reber, Geschichte der neuern deutschen Kunst, 2. Aufl., Bd. 1, S. 263, urtheilt von unserm Künstler: „In seltener Weise ein feinfühlendes, reiches Gemüth mit Klarheit der Anschauungen verbindend, dabei seine künstlerischen Ziele möglichst hoch setzend, hatte er die Entwicklung Overbecks moralisch wesentlich gehoben und den schüchternen Genossen zur Entfaltung und Erprobung seiner Talente ermuthigt. Sich selbst nicht leicht genügend und alles vielmehr als Vorbereitung und weitere Ausbildung seines künstlerischen Vermögens betrachtend, beschränkte er sich fast ganz auf Skizzen und Compositionen. — Nicht|so eng in seinem stofflichen Horizont, wie sein berühmter Freund, übertraf er diesen auch an Reichthum seiner Phantasie, wie denn auch die Anregung zur Gruppe Overbeck's „Italia und Germania“ von einer schon 1808 in Wien entstandenen Zeichnung Pforr's ausging.“

  • Autor/in

    Wilh. Schmidt.
  • Zitierweise

    Schmidt, Wilhelm, "Pforr, Franz" in: Allgemeine Deutsche Biographie 25 (1887), S. 702-703 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11884041X.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA