Lebensdaten
1832 – 1919
Geburtsort
Osterwitz (Steiermark)
Sterbeort
Maria Lankowitz bei Köflach (Steiermark)
Beruf/Funktion
Afrikanist ; Ägyptologe
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118836994 | OGND | VIAF: 78145857790123020101
Namensvarianten
  • Reinisch, Simon Leo
  • Reinisch, Leo
  • Reinisch, Simon Leo
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Reinisch, Leo, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118836994.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Josef (1786–1868), Bauer;
    M Elisabeth Spieler (1800–70);
    1) 1879 Luise C. Vital Meyer de Sursee, 2) Maria Lešak (1869–1918); kinderlos.

  • Biographie

    Nach dem Besuch des Gymnasiums in Graz studierte R. 1854-57 in Wien Alte Geschichte und oriental. Sprachen; 1857 trat er als Amanuensis in die Universitätsbibliothek ein. Aufgrund einer Arbeit über die Namen Ägyptens bei den Semiten und Griechen (SB d. Wiener Ak. d. Wiss., phil.-hist. Kl. 30, 1859, S. 379-413) wurde er 1859 in Tübingen promoviert. 1861 habilitierte er sich in Wien (Über die Namen Ägyptens in d. Pharaonenzeit u. d. chronol. Bestimmung d. Ära d. Kg. Neilos, SB d. Wiener Ak. d. Wiss., phil.-hist. Kl. 36/3, 1861, S. 510-47). 1864 begann er für Ehzg. Ferdinand Max, den späteren Kaiser von Mexiko, die Katalogisierung der ägypt. Sammlung in Miramar. Auf einer Ägyptenreise 1865/66 entdeckte R. gemeinsam mit Richard Lepsius die hieroglyphischägypt.-demot.-griech. Inschrift von Tanis. Bei einer Reise nach Mexiko 1866/67 als Geh. Sekretär Ks. Maximilians zeichnete R. viele Indianersprachen auf (unveröff. Mss., verschollen, Fragmente im Fonds mexicain d. Nat.bibl., Paris). 1868 wurde R. in Wien ao., 1873 o. Prof. für ägypt. Altertumskunde (1896/97 Rektor). Er wandte sich nun der Sprachwissenschaft zu und verglich in einer nostratisch ausgerichteten Arbeit (Der einheitl. Ursprung der Sprachen d. Alten Welt, 1873, Nachdr. 1973) zahlreiche afrikan. Sprachen miteinander.

    Bekannt wurde R. durch seine Studien über ostafrikan. Sprachen. Von den beiden Ostafrika-Reisen 1875/76 und 1879/80 kehrte|er mit einer reichen Ausbeute sprachlicher Aufzeichnungen zurück, die zur grammatischen und lexikographischen Behandlung von 13 kuschitischen und anderen ostafrikan. Sprachen in Äthiopien führte, insbes. Barea (heute Nara gen.), Nuba, Kunama, Bilin, Chamir, cAfar, Saho, Bed.auye, Somali und Dschäbärti. R.s Grammatiken bzw. Textsammlungen und Wörterbücher (fast alle in SB d. Wiener Ak. d. Wiss. u. parallel dazu separat ersch.) sind teilweise bis heute nicht überholt. Indem R. neben der deskriptiven Arbeit in allen Wörterbüchern auch die historische Ableitung und die Sprachvergleichung betrieb, wurde er zum Begründer der Kuschitistik. Allerdings hielt er ausschließlich ägyptologische Vorlesungen. Nach seiner Emeritierung (1903) führte er noch zwei sprachvergleichende Studien zu Ende, bevor ein Augenleiden weitere Arbeit verhinderte.|

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Wiener Ak. d. Wiss. (1879 korr., 1884 wirkl.), d. Soc. philos., Paris, d. Soc. of Biblical and Archaeological Studies, London;
    k. u. k. Hofrat (1899);
    mexikan. Guadeloupe-Orden (1867);
    österr. Kaiser-Orden;
    Komtur d. Franz-Joseph-Ordens;
    k. u. k. Ehrenzeichen f. Kunst u. Wiss.

  • Werke

    Weitere W Die ägypt. Denkmäler in Miramar, 1865 (mit E. R. Roesler);
    Die zweisprachige Inschr. v. Tanis, 1866;
    Die Barea-Sprache, 1874;
    Die Sprache der Irob-Saho in Abessinien, 1878;
    Die Nuba-Sprache, 1879;
    Die sprachl. Stellung des Nuba, 1911;
    Die Kunama-Sprache in Nordost-Afrika, [I.], in: SB d. [Österr.] Ak. d. Wiss. 98, 1881, II. Texte, III. Wb., IV. Wörterverz. Dt.-Kunama, 1889-91;
    Die Bilin-Sprache in Nordost-Afrika, [I.], 1882, II. Texte, 1883, III. Wb., 1887, Nachdrr. 1986 u. 1989;
    The gospel of Mark in the Bilin or Bogos-language, 1883;
    Die Chamir-Sprache in Abessinien, I-II, 1884;
    Die Quarasprache in Abessinien, I. (Grammatik), II. Textproben, 1885, III. Dt.-Quarisches Wörterverz., 1887;
    The gospel of Mark in the Quara or Falasha-language, 1885;
    Die 'Afar-Sprache, I-III, 1887;
    Die Kafa-Sprache in Nordost-Afrika, 2 Bde., 1888;
    Die Saho-Sprache, I. Texte, 1889, II. Wb., 1890, Nachdr. 1986;
    Die Bedauye-Sprache in Nordost-Afrika, I-III, 1893 f.;
    Wb. d. Bedauye-Sprache, 1895;
    Dr. A. W. Schleichers Somali-Texte, 1900;
    Die Somali-Sprache, I. Texte, 1900, II. Wb., 1902, III. Grammatik, 1903;
    Der Dschäbärtidialekt d. Somalisprache, 1904;
    – Das Zahlwort vier u. neun in d. chamit.-semit. Sprachen, 1890;
    Das persönl. Fürwort u. d. Verbalflexion in d. chamito-semit. Sprachen, 1909.

  • Literatur

    H. Junker, in: Alm. d. [Österr.] Ak. d. Wiss. 70, 1920, S. 210-20;
    C. Meinhof, in: Zs. f. Eingeborenen-Sprachen 10, 1919/20, S. 1;
    C. Conti Rossini. in: Rivista degli studi orientali 8, 1920, S. 691 f.;
    L. R., Werk u. Erbe, hg. v. H. Mukarovsky, 1987 (SB d. Österr. Ak. d. Wiss., phil.-hist. Kl. 492);
    Wurzbach;
    Wi. 1912;
    DBJ II, Tl.;
    ÖBL;
    Lex. d. Afrikanistik, hg. v. H. Jungraithmayr u. W. J. G. Möhlig, 1983;
    W. R. Dawson u. a., Who Was Who in Egyptology, ³1995.

  • Porträts

    Bronzemedaille v. A. Scharff, 1902 (Archiv d. Univ. Wien), Abb. in: L. Hölbling, Medaillen d. Wiss., 1998, Nr. 206.

  • Autor/in

    Rainer Voigt
  • Zitierweise

    Voigt, Rainer, "Reinisch, Leo" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 372-373 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118836994.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA