Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
hessische Adelsfamilie
Konfession
-
Normdaten
GND: 11880474X | OGND | VIAF: 10642294
Namensvarianten
  • Schenck zu Schweinsberg
  • Schenk zu Schweinsberg, Freiherren (seit 1875 bzw. 1887)
  • Schenk zu Schweinsberg
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Zitierweise

Schenk zu Schweinsberg, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11880474X.html [28.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Die Familie läßt sich auf Guntramus advocatus (urk. 1199, essen. Vogt zu Fronhausen/Lahn) zurückführen. Zwei agnatische Familien, von Ulfa (urk. 1183, benannt nach Ulfa, Vogelsberg) und Vogt von Fronhausen, sind 1304/06 bzw. 1583/84 erloschen. Namensgebend ist Schweinsberg/Ohm (am Rande d. Amöneburger Beckens), das sich im 12. Jh. im Besitz der Familie von Merlau befand und, vermutlich durch Heirat, an die sich später S. nennende Familie gelangte. Der lgfl. thür. Burgmann Gunthram von Marburg (urk. 1225-36) und von Grünberg (urk. 1216-34) dürfte der Erbauer der ältesten Burg sein. Bei seinen beiden Söhnen treten erstmals innerhalb der Familie die Bezeichnungen „Schenk“ (Gunthram, 1241 vermutl. ziegenhain., 1249 hess., 1250/52 ziegenhain.) und „von Schweinsberg“ (Crafto, 1236) auf. In der nächsten Generation teilte sich die Familie in drei Linien, von denen die beiden älteren (später nach d. Fam.sitzen Schweinsberg u. Hermannstein, bei Wetzlar, benannt) noch heute blühen, während die jüngste Linie im 16. Jh. auf den Namenszusatz „zu Schweinsberg“ verzichtete und 1965 erlosch. Die Belehnung mit dem Erbschenkenamt (durch d. hess. Lgf. Ludwig I.) ist erstmals aus den Jahren zwischen 1413 und 1427 überliefert (f. Eberhard d. J., 1427).

    Als bedeutsame Vertreter der Schweinsberger Linie sind die beiden Fuldaer Fürstäbte Philipp ( 1550) und Georg ( 1568, Philipps Neffe), der Johanniter-Komtur Hermann ( 1572, Georgs Bruder), die beiden kurhess. Minister Ferdinand (1765–1842) und Wilhelm (1809-67, Ferdinands Sohn), sowie der ksl. Diplomat Gustav Adolf (1843–1909) zu nennen. In der Hermannsteiner Linie sind die hess. Statthalter Johann ( 1506, s. ADB 31), Hermann ( 1521, Johanns Bruder), und Rudolf ( 1551, s. ADB 31; Johanns Enkel), sowie der Fuldaer Fürstabt Johann Bernhard (1584–1632), der Archivar Gustav (1842–1922) und der Konsistorialpräsident Kurt (1858–1929) hervorzuheben.

    Johann ( 1506) stand zunächst in mainz. Diensten, ehe er 1467 hess. Amtmann in Kirchhain wurde. Bereits 1473 hess. Marschall, wirkte er 1483-89 für den unmündigen Lgf. Wilhelm III. als einer der Statthalter. Auf dem Augsburger Reichstag 1500 wurde er für den Oberrhein. Kreis als einer der sechs Kreisvertreter in das kurzzeitige Reichsregiment gewählt. Sein Bruder Hermann ( 1521) gehörte 1509 zur landständischen Regentschaft des unmündigen Lgf. Philipp und wurde 1514 hess. Hofmeister. Philipp ( 1550), zunächst Dekan in Hersfeld und Fulda, seit 1541 Fürstabt von Fulda, bemühte sich in den religiös-politischen Auseinandersetzungen vor und nach dem Schmalkald. Krieg (1546/47) um eine Reform der kath. Kirche. Johanns Enkel Rudolf ( 1551) begleitete 1530 Lgf. Philipp von Hessen zum Augsburger Reichstag und wurde, während dessen Abwesenheit und Gefangenschaft, 1543 Statthalter in Kassel. Georg ( 1568) wurde 1567, wie bereits sein Onkel Philipp vor ihm, zum Fürstabt von Fulda gewählt – in ein Amt, das er nur wenige Monate ausüben konnte. Hermann ( 1572), durch seine Mutter Enkel des Regenten Hermann ( 1521), trat in den Johanniter-Orden ein. Er wurde Komtur zu Rexingen und Hemmendorf, sowie 1560 zu Basel und Rheinfelden. Er und seine beiden Brüder, Caspar ( 1578) und Fürstabt Georg ( 1568), stifteten 1564 und 1566 der Basler Gesellschaft der Büchsenschützen drei bedeutende Glasmalereion (kunstvolle Ausführung d. Wappens, mit szen. Darst. in d. Zwickeln) für das damals außerhalb der Stadtmauer gelegene Schützenhaus. Die Darstellung von Schlachtschiffen auf dem Glasgemälde des Komturs Hermann werden in der Forschung als Hinweise für dessen mögliche Teilnahme an den Kämpfen gegen die Osmanen im Mittelmeer gedeutet. Johann Bernhard (1584–1632) ist seit 1623 der dritte und letzte Fürstabt aus der Familie S. Seine Amtsführung ist gekennzeichnet von Reformvorhaben, konfessionellen Auseinandersetzungen mit der Ritterschaft sowie der hess. Besetzung seines Territoriums. Zur Durchsetzung seiner geplanten Reformen bemühte er sich, Nonnen und Mönche des Benediktinerordens für seine Bestrebungen zu gewinnen; hierzu reiste er auch nach St. Gallen und Einsiedeln. Bei seiner Beobachtung der Schlacht von Lützen (1632) wurde er tödlich verwundet. Ferdinand (1765–1842) stand nach Verwaltungsaufgaben in Marburg zunächst in den Diensten des hess.-kassel. Erbprinzen. 1803 übernahm er das Justizdepartment in Fulda (durch d. Säkularisation an Nassau-Oranien gefallen). In der Restaurationszeit Präsident des Oberappellationsgerichts in Kassel (1814–21) sowie maßgeblich beteiligt an der Diskussion über die kurhess. Verfassung, wurde er erneut 1830 als Staats- und als Justizminister berufen (bis 1831). Wilhelm (1809–67, Ferdinands jüngster Sohn), 1830 zum Kommandeur der Bürgergarde in Marburg und in Hanau gewählt, wurde zunächst Geh. Rat in Sigmaringen. 1848/49 übernahm er in Kassel das Außenministerium, ehe er 1850 zum Vizepräsidenten des Erfurter Unionsparlamentes gewählt wurde. Nach 1866 war er Regierungspräsident in Hanau und Abgeordneter des Norddt. Reichstags. Gustav (1842–1922) lehnte es nach der preuß. Annektierung Kurhessens 1866 ab, in preuß. Dienste übernommen zu werden. Seine geplanten Universitätsstudien waren ihm dadurch in Marburg verwehrt, so daß er in das Ghzgt. Hessen nach Darmstadt zog; er wurde hess. Haus- und Staatsarchivar. Auf seine Arbeiten zur Genealogie und Geschichte seiner eigenen Familie und ihrer Agnaten ist besonders hinzuweisen. Gustav Adolf (1843–1909), seit 1873 beim Auswärtigen Amt in Berlin, vertrat das Kaiserreich 1886 als Gesandter in Teheran und 1893 in Peking. Die kolonialpolitischen Auseinandersetzungen im Vorfeld des mit China 1898 abgeschlossenen Kiautschou-Pachtvertrages führten 1896 zu seiner Versetzung nach Tanger (1896–99). Kurt (1858–1929), 1908 zum Präsidenten des Konsistoriums in Kassel ernannt, beeinflußte maßgeblich die nach 1918 erforderliche Neuordnung der hess. landeskirchl. Organisation. Zudem wirkte er bei der Erarbeitung einer Satzung für den Waldbesitz der Familie mit.

    Die Geschichte der Familie und ihrer einzelnen Mitglieder ist eng mit den politischen, militärischen und religiösen Auseinandersetzungen der regionalen Territorialfürsten verbunden. Familiäres Zentrum war über die Jahrhunderte hinweg der Ort Schweinsberg, auch wenn die 1332 aus finanziellen Gründen erfolgte Verleihung der Stadtrechte durch Ks. Ludwig IV. keinen wirtschaftlichen Aufschwung der bäuerlich geprägten Ortschaft bewirkte. Gegen Ende des 15. Jh. wurde die Burg Schweinsberg vom lgfl. Festungsbaumeister Hans Jakob von Ettlingen ausgebaut, wovon die mächtigen Zwingmauern noch heute zeugen. Die Besitzungen der Familien lagen vorwiegend in Oberhessen. Ein bayer. Zweig ist 1882 erloschen; seit dem 19. Jh. besteht ein Zweig in den USA. Die Gerichtsherrschaft wurde u. a. im „Schenkisch Eigen“ ausgeübt (an d. Lahn, mit d. Dörfern Roth, Wenkbach u. Argenstein). Der Familie standen auch zahlreiche Patronatsrechte zu. Seit dem Stiftungsjahr 1532 gehört sie zur Althess. Ritterschaft. Der verbleibende ungeteilte Besitz der Gesamtfamilie wird von den jeweils Ältesten beider Linien, den Baumeistern, verwaltet. Die hess. Erhebung in den Freiherrenstand erfolgte 1875, die preuß. 1887. Beide Schreibweisen werden gegenwärtig, je nach Zweig, verwendet („Schenk“ v. 1. Ast d. Hermannsteiner Linie, „Schenck“, d. häufigere Form, v. allen übrigen). – Die Aufhebung der Lehen 1848 schloß die Erbhofämter, da sie keine Vermögensrechte bildeten, nicht ein. Der Titel eines Erbschenken wird daher noch heute vom jeweils Ältesten der Familie geführt.

  • Literatur

    Gustav Frhr. Schenk zu Schweinsberg, Stamm-Tafeln d. Freiherren Schenck zu S., hg. v. C. Knetsch, 1925;
    Btrr. z. Gesch. d. Freiherren Schenck zu S. (seit 1950);
    Mitt. aus d. Frhrl. Schenck zu S.’schen Samtarchiv (seit 1950);
    K. A. Eckhardt, Die Schenken zu S., in: Hess. Jb. f. Landesgesch. 3, 1953, S. 96-149;
    Schweinsberg, 650 J. Stadt. 1982;
    H. Becker, Fam.soziolog. Unteress. hess. Ganerbenfamilien d. 14. bis 17. Jh. am Bsp. d. Schenken zu S. u. d. v. Hatzfeld, 1982;
    W. A. Eckhardt, Die hess. Erbhofämter, in: Hess. Jb. f. Landesgesch. 41, 1991, S. 85-104;
    ders., Grabsteine als fam.geschichtl. Qu., in: ders., Miszellen u. Vortrr., 1995, S. 78-105;
    B. Giesicke, Glasmalereien d. 16. u. 17. Jh. im Schützenhaus zu Basel, 1991;
    Stiftskirche Kaufungen u. Althess. Rr.schaft, hg. v. H. Burmeister, 1992;
    Stammtafeln der Freiherren Schenck (Schenk) zu S., zus.gestellt v. F. v. Petersdorff, hg. durch d. Fam.verband., 1997;
    I. Stamm u. W. Dehnert, Schweinsberg, Aus d. Gesch. e. Landstadt u. Adelsherrschaft in Oberhessen, 1998;
    Krafft Schenck zu Schweinsberg, Im Dienste glanzloser Kronen, Aus d. Leben d. kurhess. Staatsmin. Ferdinand Schenck zu S. (1765-1842), 2001;
    Gotha. frhrl. Tb. 1854, 1940;
    GHdA 4, 37, 74, 107 (Frhrl. Häuser A, I, 1951 [P d. Fürstabts Johann Bernhard], VI, 1966 [P d. Gustav, 1842-1922], XII, 1980, XVII, 1994).

  • Autor/in

    Friedrich von Petersdorff
  • Zitierweise

    Petersdorff, Friedrich von, "Schenk zu Schweinsberg" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 674-676 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11880474X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA