Lebensdaten
1897 – 1993
Geburtsort
Bonn
Sterbeort
Oberried (Breisgau)
Beruf/Funktion
Nationalökonom ; Professor in Basel, Straßburg und Hamburg
Konfession
-
Normdaten
GND: 118788949 | OGND | VIAF: 71375490
Namensvarianten
  • Ritschl, Hans Wilhelm
  • Ritschl, Hans
  • Ritschl, Hans Wilhelm

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Zitierweise

Ritschl, Hans, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118788949.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Otto (s. 3), S d. Albrecht (s. 2);
    M Eveline Dieterichs;
    Ur-Gvv Carl (s. 1);
    B Rudolf (s. 5);
    1923 Gertrud Störring;
    3 S Dietrich (* 1929), Prof. d. Theol. in Heidelberg, DD, Dr. theol. h. c. (s. Kürschner, Gel.-Kal. 2001), Wolfram (1933–60), Architekt in Hamburg, Anselm (* 1937), Dr. med., Facharzt f. Nervenkrankheiten in Dortmund, 2 T (1 früh †); Verwandter Friedrich (s. 6).

  • Biographie

    Nach Teilnahme am 1. Weltkrieg studierte R. Volkswirtschaftslehre in Freiburg (Br.) und Bonn. Dort bei Carl Dietzel 1921 mit einer Arbeit über den Urkommunismus der Münsteraner Wiedertäufer zum Dr. rer. pol. promoviert, folgte nach kurzer Tätigkeit beim Finanzamt Bonn und als Assistent am staatswiss. Seminar der Univ. Bonn 1925 die Habilitation in Göttingen. Seitdem Privatdozent in Göttingen, wurde R. 1928 als Ordinarius für Finanzwissenschaft nach Basel berufen, 1942 nach Straßburg, 1946 schließlich nach Hamburg (1967 em.).

    R. war ein Hauptvertreter der Theorie der dualistischen Wirtschaftsordnung, die für den Staat als Bedarfsdeckungswirtschaft im|Sinne Werner Sombarts eine aktive Rolle als Gegenstück zur privaten Erwerbswirtschaft reklamierte und ein Nebeneinander von staatlich gelenkter Gemeinwirtschaft und privater Marktwirtschaft als notwendig behauptete.

    Zur Grundlegung der dualistischen Theorie entwickelte R. eine Theorie der Kollektivbedürfnisse, wonach die Individuen – anders als im Liberalismus – nicht nur die eigenen Konsumwünsche, sondern auch die objektiven Notwendigkeiten des Gemeinwesens subjektiv als Bedürfnisse empfinden. R. begründet diese Harmonie mit dem Dualismus von Selbsterhaltungs- und Arterhaltungstrieb, der gelegentlich gegenüber dem ersteren die Oberhand behalten könne; dies entsprach den später so genannten, heute verworfenen Theorien der Gruppenselektion. Ähnlichkeiten bestehen mit der 1832 von Friedrich v. Hermann (1795–1868) vorgelegten Theorie der Kollektivbedürfnisse, die von der Historischen Schule der Nationalökonomie sowie der sog. Romantischen Volkswirtschaftslehre seiner Zeit rezipiert, zuletzt aber abgelehnt worden war. Berührungspunkte mit der Romantischen Schule ergeben sich bei R. durch eine gewisse völkische Ausrichtung seiner 1931 erschienenen Monographie „Gemeinwirtschaft und kapitalistische Marktwirtschaft“. Dagegen steht R.s letzte größere theoretische Abhandlung, eine zweibändige „Theoretische Volkswirtschaftslehre“ (1947/48), der jüngeren Historischen Schule näher, besonders in der Übernahme zahlreicher Typisierungen Sombarts.

    Allerdings ist R.s wirtschaftswiss. Methodik – obwohl er die math. Modelltheorie ablehnte – ihrem Charakter nach axiomatisch und an individuellen Präferenzen orientiert. Damit steht er trotz gegenteiliger Ergebnisse dem methodologischen Individualismus der Österr. Schule um Carl Menger (1840–1921) näher als der von ihm inhaltlich favorisierten Historischen Schule.

    Wegen der Diskreditierung der Staatsgläubigkeit in der dt. Volkswirtschaftslehre durch die Wirtschaftslenkung des Nationalsozialismus hatten R.s theoretische Arbeiten keine bleibende Wirkung. Nach dem Krieg war R. als aktives Mitglied in mehreren Gremien um Erhaltung und Ausbau der nach seiner Ansicht im Wiederaufbau vernachlässigten Gemeinwirtschaft und des Genossenschaftswesens bemüht und trat publizistisch für eine Verlagerung des Güterfernverkehrs auf die Schiene sowie für eine strikte Begrenzung des Individualverkehrs ein.|

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Wiss. Beirats b. Bundesmin. d. Finanzen (1950–75);
    Dr. rer. oec. h. c. (Münster 1967).

  • Werke

    Weitere W Theorie d. Staatswirtsch. u. Besteuerung, 1925;
    Friedrich Lists Leben u. Lehre, 1947;
    Grundlagen d. Wirtsch.ordnung, Ges. Aufss., 1954;
    Die Deckung d. Straßenkosten u. d. Wettbewerb d. Verkehrsmittel, 1956;
    Vom Verkehrschaos z. Verkehrsordnung, 1968, Strukturen d. Wirtsch., Ges. Aufss., 1976.

  • Literatur

    Die Hochschullehrer d. Wirtsch.wiss., 1959 (W-Verz.);
    Wandlungen d. Staatswirtsch. in Theorie u. Praxis, FS f. H. R. zu seinem 70. Geb.tag, 1968 (P);
    Gemeinwirtsch. im Wandel d. Ges., FS f. H. R., hg. v. G. Rittig u. H.-D. Ortlieb, 1972 (W-Verz., P);
    H. Hirsch, in: Zs. f. öff. u. gemeinwirtschaftl. Untern. 10, H. 4, 1987.

  • Autor/in

    Albrecht Ritschl
  • Zitierweise

    Ritschl, Albrecht, "Ritschl, Hans" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 650-651 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118788949.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA