Lebensdaten
1855 – 1929
Geburtsort
Stolp (Pommern)
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
preußischer General ; osmanischer Marschall
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 11878000X | OGND | VIAF: 22937453
Namensvarianten
  • Liman, Otto (bis 1913)
  • Liman von Sanders, Otto
  • Liman, Otto (bis 1913)
  • mehr

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen in der NDB Genealogie

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Liman von Sanders, Otto, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11878000X.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Karl L. (1828-1902), Kaufm. u. Rittergutsbes., S d. Kaufm. Victor ( 1830) in Hamburg u. d. Henriette Amalie von Halle;
    M Emma (1831–92), T d. Karl Ludw. Heinr. Michaelis, Kaufm., nach Vermögensverlust Küster u. Lehrer in Königsberg (Neumark), u. d. Amalie Caroline v. Hake;
    Ur-Gvv Isaac Nathan Liepmann (1762–1819), jüd. Bankier in Berlin, nannte sich nach Taufe 1809 Isaac Nathanael Christian Lieman (Liman);
    1) Darmstadt 1877 Amalie (1858–1906), T d. preuß. Oberstlt. Howard v. Sanders (aus Schottland stammend) u. d. Berta v. Küchler, 2) Budapest 1923 Elisabeth Alberti (1884–1936);
    3 T aus 1).

  • Biographie

    Nach dem Besuch des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums in Berlin trat L. 1874 in das 1. Ghzgl. Hess. Infanterie-Rgt. Nr. 115 ein (1875 Leutnant) und absolvierte 1878-81 die Kriegsakademie. Er wurde dem Dragoner-Rgt. Nr. 23 in Darmstadt zugeteilt und wirkte viele Jahre hindurch im Generalstab. 1900 wurde ihm die Führung des Husaren-Rgt. Nr. 6 in Leobschütz anvertraut, dann die der 15. Kavallerie-Brigade. 1911 wurde er zum Generalleutnant und Kommandeur der 22. Division in Kassel ernannt.

    Am 8.2.1913 wurde L. als Chef der deutschen Militärmission nach Konstantinopel geschickt. Er sollte die türk. Armee, die sich seit den Balkankriegen in einem desolaten Zustand befand, reorganisieren. Gleichzeitig übernahm er das Kommando des 1. Armeekorps in Konstantinopel, was den Protest Rußlands, Englands und Frankreichs hervorrief. L., am 14.1.1914 zum preuß. General d. Kavallerie und zum osman. Marschall befördert, wurde Generalinspekteur der türk. Armee. Er nahm seine Aufgabe sogleich zielbewußt und energisch in Angriff, argwöhnisch beobachtet von seinen engl. und franz. Kollegen, die sich um die Reorganisation der türk. Flotte bzw. der bewaffneten Gendarmerie kümmern sollten, sowie vom vorsichtig taktierenden deutschen Botschafter Hans von Wangenheim und dem ehrgeizigen türk. Kriegsminister Enver. Auch die Beziehungen zur Reichsregierung und später zur Obersten Heeresleitung waren nie frei von Spannungen. Colmar Frhr. v. d. Goltz, als Berater des Sultans nach Konstantinopel entsandt, sollte ausgleichend wirken. Als die Türkei im Okt. 1914 auf der Seite der Mittelmächte in den Krieg eintrat, konnte L. bereits beachtliche Erfolge vorweisen. Er wurde nun Oberbefehlshaber der 1., am 24.3.1915 der 5. Armee, die auf der Halbinsel Gallipoli Aufstellung nahm. Zu seinen tüchtigsten Offizieren zählten Mustafa Kemal (Atatürk), Frdr. Frhr. v. Kreß (1870–1948) und Wilh. Willmer (1868–1963). Nachdem Admiral Guido v. Usedom (1854–1925), durch die Landstreitkräfte L.s unterstützt, die Versuche der vereinigten engl.-franz. Flotte, auf dem Seewege durch die Dardanellen die Verbindung mit Rußland aufzunehmen, vereitelt hatte, landeten Ende April 1915 Truppen der Entente auf Gallipoli. Das Invasionsheer unter Führung von Sir Jan Hamilton, das schließlich fast 500 000 Mann umfaßte, war der 5. Armee an Zahl und Ausrüstung weit überlegen. L., der die Dardanellenverteidigung umsichtig und geschickt leitete, vermochte jedoch seinen Siegeswillen während des verlustreichen Stellungskriegs auf die Soldaten zu übertragen. Als sich im Sept. 1915 Bulgarien den Mittelmächten anschloß, war die Munitionszufuhr gesichert, und die Türken konnten offensiver vorgehen. Ende Dezember räumte die Entente Gallipoli und ließ damit ein wichtiges Kriegsziel – die Eroberung der Dardanellen und Konstantinopels – fallen. Über diesen Erfolg hinaus war es das Verdienst L.s, eine gewaltige Feindesmacht gefesselt zu haben, die somit an der Westfront ausfiel, sowie durch die Unterbindung der Zufuhr von Kriegsmaterial den militärischen Zusammenbruch Rußlands beschleunigt zu haben.

    L. wollte nach der erfolgreichen Verteidigung der Dardanellen zur Saloniki-Front vorstoßen, wurde jedoch von Falkenhayn angewiesen, den Schutz der gesamten anatolischen Küste zu gewährleisten. Als die Palästina-Front zusammenzubrechen drohte, wurde L. am 27.2.1918 als Nachfolger Falkenhayns zum Oberbefehlshaber der Heeresgruppe F ernannt. Man erhoffte sich offensichtlich eine Wiederholung der Erfolge von Gallipoli. Doch L. fand hier demoralisierte Truppen vor, die mit Nahrung und Kriegsmaterial ungenügend versorgt wurden und sich einem zehnfach überlegenen Feind gegenübersahen. Trotzdem gelang es ihm im Frühjahr, die Engländer in den beiden Jordanschlachten abzuschlagen. Doch letztlich wurde die türk. Armee in die Defensive gedrängt. Als die Engländer am 20. September das Hauptquartier in Nazareth überfielen, entkam L. nur mit Mühe der Gefangennahme. Nun galt schon als Erfolg, größere feindliche Einbrüche in die zurückweichende Frontlinie zu verhindern.

    Als die Türkei am 31.10.1918 mit der Entente einen Waffenstillstand abschloß, übergab L. die Reste der Palästina-Armee seinem Nachfolger Kemal (Atatürk). Von Konstantinopel aus organisierte er die Rückkehr der deutschen Truppen in die Heimat. Er selbst wurde im Febr. 1919 von den Engländern auf Malta inhaftiert, auf Veranlassung Hamiltons, der seinen ehemaligen Gegner hoch achtete, im August jedoch entlassen. Seine letzten Lebensjahre verbrachte L., der in der Türkei noch lange als „Liman Pascha“ und „Löwe von Gallipoli“ volkstümlich geblieben ist, in München.|

  • Auszeichnungen

    Dr. phil. h. c. (Jena);
    Ehrenbürger v. Leobschütz;
    Pour le mérite mit Eichenlaub.

  • Werke

    Fünf J. Türkei, 1919, ²1922 (P, mehrere Übers.).

  • Literatur

    Nachrufe u. a. in: Münchner Neueste Nachrr. v. 26.8.1929;
    Bayer. Staatsztg., Nr. 196 v. 27.8.1929 (P);
    Ostland v. 30.8.1929 (P);
    - J. Hamilton, Gallipoli diary, 2 Bde. 1920;
    Schlachten d. Weltkrieges, hrsg. i. A. d. Reichsarchivs, Bd. 4: Jildirim, Dt. Streiter auf hl. Boden, 1925, Bd. 16: Der Kampf um d. Dardanellen 1915, 1927;
    D. v. Mikusch, Gasi Mustafa Kemal, 1929;
    H. e. R., Marschall L. v. S. Pascha u. s. Werk, 1932;
    Hanns Möller, Gesch. d. Ritter d. Ordens „pour le mérite“ im Weltkrieg, I, 1935, S. 671-73;
    A. N. Kurat, Die Berr. d. dt. Generale L. v. S., Bronsart u. Hans v. Seeckt üb. d. mil. Lage d. Türkei während d. 1. Weltkrieges, in: Cultura Turcica 2, 1965, S. 69-103;
    U. Trumpener, Germany and the Ottoman Empire 1914-1918, 1968;
    J. L. Wallach, Anatomie e. Militärhilfe, Die preuß.-dt. Militärmissionen in d. Türkei 1835-1919, 1976;
    J. Remold, in: Dt. Soldatenjb. 1980, S. 291-94 (P);
    Hans Gg. Majer, Das Verabschiedungsgesuch d. Kommandanten d. Anafarta-Gruppe Oberst Mustafa Kemal Bey v. 27. Sept. 1915, in: Mustafa Kemal Atatürk 1881-1981, Vorträge u. Aufsätze z. s. 100. Geb.tag, 1981;
    Biogr. Lex. z. Gesch. Südosteuropas III, 1979.

  • Porträts

    Büste v. Fritz Behn (in Fam.bes.).

  • Autor/in

    Franz Menges
  • Zitierweise

    Menges, Franz, "Liman von Sanders, Otto" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 563-565 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11878000X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA