Lebensdaten
1881 – 1960
Geburtsort
Bleckede (Landkreis Lüneburg)
Sterbeort
Hamburg
Beruf/Funktion
Prähistoriker ; Botaniker
Konfession
-
Normdaten
GND: 118762842 | OGND | VIAF: 25398192
Namensvarianten
  • Schwantes, Gustav Martin Heinrich
  • Schwantes, Gustav
  • Schwantes, Gustav Martin Heinrich
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Zitierweise

Schwantes, Gustav, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118762842.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Gustav (* 1846), aus Gützlaffshagen (Kr. Greifenberg, Pommern), n. Studium d. klass. Philo.) in Berlin Privatlehrer in versch. norddt. Städten, S e. Bauern;
    M Dorothea (* 1849). aus Sasendorf (Lkr. Uelzen), T d. Bauern Jürgen Meyer (1823–82/83);
    B Curt (1882/85-1967), Arzt: – ⚭ Astrid Wilberg (1887–1960), aus Frederiksstad (Norwegen);
    1 T Astrid (1921–60).

  • Biographie

    Nach Schulbesuch in Bevensen und, nach einem Umzug der Familie, seit 1889 in Hamburg, absolvierte S. 1903 das dortige Lehrerseminar und war anschließend bis 1923 als Volksschullehrer in Hamburg tätig. Seit 1897 führte er auf Urnenfriedhöfen in der Uelzener Region erste Ausgrabungen durch und gelangte aufgrund vorgeschichtlicher Funde zu der Ansicht, es habe bereits vor dem kelt. Einfluß eine Periode in der norddt. Eisenzeit gegeben. Die Überlegungen lösten eine langjährige Korrespondenz (seit 1899) mit der Kieler Museumsdirektorin Johanna Mestorf (1829–1909) aus. Dieser Kontakt ebnete dem archäologischen Autodidakten den Eintritt in akademische Kreise. 1904 publizierte er die Ergebnisse seiner Ausgrabungen auf dem Urnenfriedhof von Jastorf, wonach er die „Jastorf-Kultur“ bezeichnete. 1908 veröffentlichte er ein sehr erfolgreiches populärwissenschaftliches Werk über die Urgeschichte Deutschlands. 1909 und 1911 legte er ein später mehrfach modifiziertes dreiteiliges Chronologiesystem der Vorrömischen Eisenzeit für Niedersachsen vor, dessen Stufen er nach Urnenfriedhöfen (Jastorf, Ripdorf, Seedorf) benannte. 1914 entdeckte S. in|Hamburg-Fuhlsbüttel einen mesolithischen Fundplatz und begann neben seiner Schultätigkeit 1919 ein Studium der Völkerkunde. Geologie und Botanik an der Univ. Hamburg, 1923 bei Georg Thilenius (1868–1937) über die steinzeitliche Lyngby-Zivilisation promoviert, erhielt S. im selben Jahr eine Stelle als ständiger Mitarbeiter am Museum für Völkerkunde in Hamburg (seit 1926 Kustos). Mach seiner Habilitation (1928) wirkte er als erster Dozent für Vor- und Frühgeschichte an ier Univ. Hamburg. Als Nachfolger von Friedrich Knorr (1872–1936) wurde S. 1929 Direktor des Museums vaterländischer Altertümer in Kiel. Er intensivierte die hier bereits Destehenden Kontakte zur skandinav. Forschung. Zusätzlich war er als Dozent für Vorgeschichte an der Univ. Kiel tätig, wo er 1931 ao., seit 1937 o. Professor für Ur- u. Frühgeschichte wurde, 1938 übergab er das Museumsamt an seinen ehemaligen Assistenten Herbert Jankuhn (1905–90). Nach seiner Emeritierung 1946 blieb S. noch mehrere Jahre nominell Leiter des Schleswig-Holstein. Landesamtes für Vor- und Frühgeschichte.

    Neben der vorröm. Eisen- und der beginnenden Rom. Kaiserzeit erforschte S. das norddt. und südskandinav. Jungpaläolithikum und Mesolithikum. Aufgrund seiner Untersuchungen im Duvenseer Moor (1924–27) gilt er als Mitbegründer der norddt. Moorarchäologie. Bereits früh befaßte er sich mit Fragen zu den Indogermanen und zur Ethnogenese der Germanen. Ein weiteres Arbeitsgebiet war die Botanik, bes. die Systematik südafrikan. Sukkulenten. Seit 1916 verfaßte er zahlreiche botan. Schriften, u. a. in engl. Sprache zwei Monographien über Mesembryanthemen (Aizoaceae, Mittagsblumengewächse). Durch die Beschreibung pflanzenphysiologischer und genetischer Phänomene sowie die Entdeckung neuer Gattungen und Arten erlangte er internationales Ansehen.

    S.s Forscher- und Hochschultätigkeit leitete die moderne Vorgeschichtsforschung in Schleswig-Holstein ein. Er sorgte für die Reorganisation und Intensivierung der archäologischen Landesaufnahme und gab 1930 durch die Wiederbelebung der Haithabu-Grabungen den Anstoß zu einem der größten archäologischen Forschungsprojekte Deutschlands, 1933 trat er dem NS-Dozentenbund bei, 1937 auch der NSDAP. Von seinen zahlreichen Schülern, die sich sein stetes Bemühen um Interdisziplinarität und ganzheitliche Forschungsansätze zu eigen machten, sind u. a. Karl Kersten (* 1909), Hermann Schwabedissen (* 1911) und Alfred Rust (1900–83) zu nennen.

  • Auszeichnungen

    o. Mitgl. d. Dt. Kakteenges. (1914. Ehrenmitgl. 1955). d. Dt. Archäol. Inst. (korr. 1931, o. 1935), d. Dt. Ges. f. Anthropol., Ethnol. u. Urgesch., d. Leopoldina (1939) u. d. Ver. f. Hamburg. Gesch. (korr.);
    Ehrenmitgl. d. Prehistoric Soc. of Great Britain, Cambridge (1937), d. Kongelige Nordiske Oldskriftselskab, Kopenhagen (1933), d. Finn. Altertumsges., Helsinki (1943) u. d. Ges. f. Schleswig-Holstein. Gesch. sowie mehrerer nat. u. internat. Sukkulenten-Gesellschaften;
    zahlr. Auszeichnungen, u. a. Gr. BVK (1957).

  • Werke

    Der Urnenfriedhof b. Jastorf im Kreise Uelzen, in: Jb. d. Provinzialmus. Hannover, 1904, S. 13-26;
    (Aus) Dtld.s Urgesch., 1908, ⁷1952;
    Die Gräber d. ältesten Eisenzeit im östl. Hannover, in: Prähist. Zs. 1.1909. S. 140-62;
    Der frühneolith. Wohnplatz v. Duvensee, ebd. 16.1925. S. 173-77: Die neuen Ausgrabungen im wiking. Haithabu, ebd. 22, 1931, S. 256-60;
    Zur frühen german. Eisenzeit, ebd. 34/35, 1949/50, 2, S. 32-47;
    Die ältesten Urnenfriedhöfe b. Uelzen u. Lüneburg, Die Urnenfriedhöfe in Niedersachsen 1/1.2, 1911;
    Steinzeitl. Funde aus Fuhlsbüttel, in: Zs. d. Ver. f. Hamburg. Gesch. 21.1916, S. 82-111;
    Das Beil als Scheide zw. Paläolithikum u. Neolithikum, in: Archiv f. Anthropol. NF 20.1923;
    Die Germanen. Volk u. Rasse 1.1926, S. 69-84 u. S. 153-70;
    Nord. Paläolithikum u. Mesolithikum, in: FS z. 50j. Bestehen d. Hamburg. Mus. f. Völkerkunde, 1928, S. 159-252;
    Führer durch Haithabu, 1932, ²1938;
    Vorgesch. Schleswig-Holsteins, 1. Stein- u. Bronzezeit, 1939;
    Die Entstehung der Germanen, in: Hdb. f. Wehrbotreuung, 1940, S. 1-14: Die Jastorf Zivilisation, in: FS f. P. Ruinecke, 1950, S. 119-30: Diu Seedorf-Stufe, in: Corolla Archaeologica in honorem C. A. Nordman, 1952, S. 58-76;
    Jastorf u. Latène. in: Kölner Jb. f. Vor- u. Frühgesch. 1, 1955, S. 75-112;
    Die Ripdorf-Stufe, Entstehung u. geschichtl. Hintergründe, in: Zur Ur- u. Frühgesch. Nordwestdtlds., FS f. K. H. Jacob-Friesen, 1956, S. 177-211;
    zur Botanik:
    The Cultivation of the Mesembryanthemaceae, 1954 (W-Verz.): – Hg.: Forschungen z. Vor- u. Frühgesch. aus d. Mus. vorgeschichtl. Altertümer in Kiel. 1-6, 1933-38;
    Offa-Bücher. Vor- u. frühgeschichtl. Unterss. aus d. Mus. vorgeschichtl. Altertümer in Kiel. NF 1-7, 1937-42;
    Mithg.:
    Offa, 1-7, 1936-42;
    Korr.:
    „Hochachtungsvoll Ihrer Autorität ergebenster G. S.“, Dur Briefwechsel v. G. S. u. Johanna Mestorf 1899 bis 1909 u. seine Verwendung im Prioritätsstreit mit Friedrich Knorr. hg. u. eingel. v. D. Unverhau, 2000;
    Autobiogr.
    (bis z. 1. Weltkrieg): Frühe Jahre u. Urgesch.forschers (mit e. Nachwort v. K. W. Struve), Offa-Erg.reihe 7, 1983 (P):|

  • Nachlass

    Nachlaß: Schleswig-Holstein. Landesbibl., Kiel.

  • Literatur

    Festgabe f. G. S. z. 65. Geb.tag, 1951 (W-Verz.);
    Kakteen u. a. Sukkulenten, Jg. 6, Nr. 3, 1955, S. 129-35 (W-Verz.);
    W. Fricke u. a., ebd., Jg.12, Nr. 2, 1961, S. 17-20: Offa 17/18, FS f. G. S., 1959-1961. S. 9-16 (W-Verz., P);
    W. Pape, Zehn Prähistoriker aus Dtld., in: Reallex. d. German. Altertumskunde, Erg.bd. 29, 2001, S. 55-88: M. Gebühr, in: Reallex. d. German. Altertumskunde 27, 2004, S. 423-29.

  • Autor/in

    Sonja Schäfer
  • Zitierweise

    Schäfer, Sonja, "Schwantes, Gustav" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 790-791 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118762842.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA