Lebensdaten
1857 – 1932
Geburtsort
Ober-Sankt Veit bei Wien
Sterbeort
Meran (Südtirol)
Beruf/Funktion
Kolonialbeamter ; ägyptischer Generalinspektor des Sudan
Konfession
-
Normdaten
GND: 118748432 | OGND | VIAF: 61678390
Namensvarianten
  • Slatin, Rudolf Anton Carl
  • Slatin, Sir Rudolf
  • Slatin-Pascha, Rudolf
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Zitierweise

Slatin, Rudolf Freiherr von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118748432.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Michael S. (1811–73, jüd., 1838 kath.), aus Hermannstädtel (Heřmanův Městec), Seidenfärber, später Obsthändler, seit d. 1820/30er J. in W., S d. Markus ( v. 1857), Kaufm. in Hermannstädtel (s. A. L. Staudacher, Jüd. Konvertiten in Wien 1782–1868, 2002), u. d. Theresia Eckstein;
    M Maria Anna (1829–86), aus Lemberg, T d. Johann Feuerstein, k. k. Accessist, u. d. Anna Adler;
    6 Geschw u. a. Heinrich Frhr. v. S. (1855–1929, österr. Frhr. 1906, Auguste Platte, 1856–1941, T d. August Platte, 1831–1903, Obering. d. Staatseisenbahn, s. ÖBL), Dr. iur., k. u. k. Kanzleidir. d. Oberstallmeisteramtes in W., Schatzmeister d. Franz Joseph-Ordens, k. u. k. GR, Sektionschef, HR (s. Jb. d. Wiener Ges., 1929);
    Wien 1914 Alice (1873–1921),|T d. Victor v. Ramberg (1828–1906), k. u. k. Gen. d. Kav., u. d. Ottilie Gfn. v. Breda (1845–1935);
    1 T Anna Maria (* 1916, 1] Hans Winterstein, * 1910, aus Rostock, Dr. med., 2] George Vladimirovič Prinz Galitzin, * 1916, 3] Arthur Mountifort Longfield Ponsonby 11th Earl of Bessborough, 1912–2002);
    E Caroline Mary Prn. Galitzin (* 1944), Alexander Peter Prinz Galitzin (* 1945), George Rudolf Emanuel Prinz Galitzin (* 1946), Matthew Douglas Longfield Ponsonby (* 1965).

  • Biographie

    S. besuchte in Wien die Realschule, seit 1871 die Wiener Handelsschule und seit 1873 die Handelsakademie. 1874 folgte er dem Inserat eines Buchhändlers nach Kairo, wo er die Stelle eines Buchhändlergehilfen annahm. Schon einige Wochen später schloß er sich von Herbst 1874 bis Ende 1875 einer Expedition in den Sudan an und besuchte die Provinzen Kordofan und Khartum. 1876–79 leistete S., vorwiegend in Bosnien, seinen Militärdienst (1877 Lt. d. Res.). Von Charles Gordon (1833–85), seit 1877 Generalgouverneur des Sudan, eingeladen, traf S. im Jan. 1879 wieder in Kairo ein und wurde einen Monat später von Gordon zum Finanzinspektor ernannt. Er bereiste die südl. Provinzen des Sudan und erhielt im selben Jahr die Ernennung zum „Mudir“ (Distriktsgouverneur) von Dara, der Südwestregion von Darfur. Eine Militärexpedition gegen den aufständischen Muhammad Harun al Rashid Saif ad-Din führte er 1879 im Marragebirge siegreich zu Ende. Anfang April 1881 wurde S. vom Khediven von Ägypten zum Gouverneur der Provinz Darfur ernannt und erlangte die Würde eines Bey. Im Juni desselben Jahres brach der von Muhammad Ahmad ibn as-Sayyid Abdallah (1844–85), gen. der „Mahdi“ („der von Gott geleitete“) angeführte Aufstand aus, der S. zum Verhängnis wurde. Im Okt. 1882 wurden seine Truppen in verlustreiche Gefechte mit den Mahdi-Kämpfern verwickelt. Um sich zu retten, konvertierte S. zum Islam, mußte aber am 24.12.1883 in aussichtsloser Lage die Stadt Darfur den Mahdisten übergeben. Er wurde Gefangener von Abdallahi ibn Muhammad (gen. Khalifa, 1846–99), dem engsten Vertrauten und Stellvertreter des Mahdi. Erst am 21.2.1895 gelang S. unter abenteuerlichen Umständen die Flucht aus seinem Gefängnis in Omdurman, der Nachbarstadt Khartums.

    In Kairo wurde er triumphal empfangen und vom Khediven (Vizekönig) 1895 zum Pascha und Oberst der ägypt. Armee ernannt. Mit seinem Buch „Feuer und Schwert im Sudan, Meine Kämpfe mit den Derwischen, meine Gefangenschaft und Flucht 1879–1895“ (1896, Neudr. 1997, engl. u. d. T. Fire and Sword in the Sudan, 1896, Neudr. 1990, ³1922) trug S. wesentlich dazu bei, daß sich die brit. Regierung entschloß, gegen die Mahdisten im Sudan vorzugehen. Nach kurzem Aufenthalt in Wien kehrte S. im Mai 1896 nach Ägypten zurück und nahm als stellv. Direktor des Nachrichtendienstes an der anglo-ägypt. Expedition gegen die Mahdisten teil, die am 2.9.1898 bei Omdurman vernichtend geschlagen wurden. S. wurde 1899 zum Brigadegeneral in der ägypt. Armee befördert und 1900 zum Generalinspektor des Sudan ernannt. Diese Funktion bekleidete er 14 Jahre lang. Während seiner Aufenthalte in England verkehrte er in den vornehmsten Kreisen, war häufig Gast der kgl. Familie und wurde 1898 von Kgn. Victoria und 1908 von Kg. Edward geadelt. 1915 wurde S. zum stellv. Direktor des Zentralen Informationsbüros für Kriegsgefangene und Vizepräsidenten des Kriegsgefangenenausschusses des österr. Roten Kreuzes ernannt. 1919 fungierte er in St. Germain als Verhandlungsführer bei der Repatriierung von Kriegsgefangenen. Seit 1920 lebte S. in Territet-Cologne bei Montreux und nach dem Tod seiner Frau bei Meran in Südtirol.

  • Auszeichnungen

    Order of the Bath (1895);
    Kommandeurkreuz mit Stern d. St. Michael u. St. Georg- (1898) u. d. Victoriaordens (1904, Rr.kreuz 1908, Großkreuz 1912);
    Großkreuz d. Franz-Joseph-Ordens (1907).

  • Werke

    Auf der Flucht, 1895.

  • Literatur

    E. Flandorfer, R. S., Pascha u. Baron, Das abenteuerl. Leben e. Österreichers in zwei Erdteilen, Diss. Wien 1973 (P);
    G. Brook-Shepperd, Between Two Flags, The Life of R. S., 1973;
    ders., S. Pascha, Ein abenteuerl. Leben, 1982 (P);
    M. Gritsch, Die Beziehungen Österr.-Ungarns z. ägypt. Sudan, Diss. Wien 1975;
    M. Zach, Österreicher im Sudan v. 1820–1914, Btrr. z. Afrikanistik 24, 1985, S. 172–82;
    H. Vogelsberger, S. Pascha, Zw. Wüstensand u. Königskronen, 1992;
    E. Sommerauer, S. Pascha, in: J. Holaubek u. H. Navratilová (Hg.), Egypt and Austria I, Proceedings of the Symposium, Czech Inst. of Egyptology, Aug. 31 t to Sept. 2nd, 2004, 2005, S. 127–35;
    R. Hill, A Biographical Dict. of the Anglo-Egyptian Sudan, 1967;
    ÖBL;
    Oxford DNB.

  • Autor/in

    Armand Duchâteau
  • Zitierweise

    Duchâteau, Armand, "Slatin, Rudolf Freiherr von" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 495-496 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118748432.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA