Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
Dynasten
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118742086 | OGND | VIAF: 25397700
Namensvarianten
  • Przemysliden
  • Premyslovci
  • Přemysliden
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Zitierweise

Premysliden, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118742086.html [16.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Die böhm. Fürsten-, Herzogs- bzw. Königsdynastie wird seit der Chronik des Cosmas v. Prag (um 1120) auf die mythische Ehe der Libussa, Seherin, Fürstentochter und Enkelin|des tschech. Urvaters Čech, mit Přemysl „dem Pflüger“ zurückgeführt. Die seit der Taufe Bořivojs ( um 889) und seiner Gemahlin, der hl. Ludmilla v. Pšov ( 921), nachweisbaren mittelböhm.-slaw. Duces verlegten um 900 ihren Sitz von Levý Hradec nach Prag, das unter den P. zum politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Zentrum Böhmens aufstieg. Hzg. Wenzel d. Hl. ( 929/35, s. ADB 42), dessen Tod bei christl.-heidn. Auseinandersetzungen als Brudermord in die Überlieferung einging, ist seit dem 11. Jh. der bedeutendste böhm. Landespatron bzw. tschech. Staats- und Nationalheilige (Wenzelskrone, Prager Wenzelsdenkmal).

    Wenzels Bruder Hzg. Boleslav I. ( 967/72, s. ADB III), der an der Schlacht auf dem Lechfeld teilnahm, und dessen Sohn Hzg. Boleslav II. ( 999, s. ADB III) erweiterten und festigten die Herrschaft in ganz Böhmen durch ein Netz von Burgen, die Prägung eigener Münzen, die Errichtung des Bistums Prag 973/76, die Oberhoheit über die Kirche und die Anerkennung der Lehenshoheit des deutschen Herrschers (spätestens 1004). Zur konsequenten Hauspolitik, die eine Verschwägerung im Lande vermied und auch vor der Vernichtung rivalisierender Fürstenhäuser nicht zurückschreckte, gehörten Ehen mit den poln. Piasten und ungar. Arpaden, vor allem aber mit Familien im deutschen Reich (Wettinern, Babenbergern, Staufern, Habsburgern, Wittelsbachern u. a. bayer. Adligen), die mähr. P. waren zudem mit russ. Fürstenhäusern verbunden.

    Břetislav I. (Hzg. seit 1034, 1055, s. ADB III), der u. a. auch Teile Schlesiens und Polens in Besitz nahm, etablierte nach der Einbindung Mährens 1029 in Brünn, Znaim und Olmütz Teilfürstentümer und bezog die entstehenden mähr. Seitenlinien durch das Senioratsprinzip in die Herrschaftsabfolge ein. Das 11. und 12. Jh. prägten daher nahezu ununterbrochene familieninterne Kämpfe um den Herzogsthron. Dank seiner Unterstützung Ks. Heinrichs IV. im Kampf gegen die Sachsen und im Investiturstreit erlangte Vratislav II. (Hzg. seit 1061, 1092, s. ADB 44) 1085 den (nicht erblichen) Königstitel. Sein Bruder Jaromír Gebehard (Bf. v. Prag 1069–90) war 1077-84 Kanzler Heinrichs IV. Vladislav I. (Hzg. 1109-17 u. seit 1120, 1125) ist 1114 erstmals als Reichsmundschenk belegt. Sein Sohn Vladislav II. (Hzg. seit 1140, 1174), Teilnehmer am 2. Kreuzzug, wurde 1158 in Regensburg durch Ks. Friedrich I., aber ohne päpstl. Einverständnis, zum Rex Boemorum erhoben. Zudem gewann Vladislav die Oberlausitz als böhm. Nebenland. Der mähr. Teilfürst Konrad (II.) Otto v. Znaim (böhm. Hzg. seit 1189, 1191) wurde 1182 von Ks. Friedrich I. mit der neugeschaffenen, reichsunmittelbaren Mgfsch. Mähren belehnt und erließ als böhm. Herzog Statuten, das erste schriftlich gefaßte Gewohnheitsrecht des Adels im slaw. Bereich.

    Unter Kg. Přemysl Otakar I. (s. NDB 20) stabilisierte sich nach dem Aussterben des mähr. Zweiges die přemyslid. Herrschaft u. a. durch eine geschickte Reichs-, Kirchen- und Wirtschaftspolitik. Nach Erlangen der Königswürde (1198/1203) wurden ihm in der Sizilian. Goldenen Bulle (1212) die böhm. Erbmonarchie und die Unteilbarkeit Böhmens bestätigt. Sein Sohn Wenzel I. (1205–53, Kg. seit 1228, s. ADB 42) kehrte zur Primogenitur zurück. Gestützt auf die Heiratsverbindung zum stauf. Kaiserhaus und auf das Aufblühen des Städtewesens, auf den erfolgreichen Landesausbau durch Anwerbung von Kolonisten und auf den Reichtum Böhmens an Edelmetallen begann Wenzel I. eine expansive Politik, um das Erbe der Babenberger anzutreten. Unter Kg. Přemysl Otakar II. (s. NDB 20) und seinen Nachfolgern löste sich Böhmen faktisch aus der Lehensbindung zum Reich.

    Přemysl Otakar II. brachte zeitweise ganz Österreich sowie Steiermark, Kärnten und Krain bis zur Adria unter seine Herrschaft und vereinigte Mähren dauerhaft mit Böhmen. Sein Sohn Wenzel II. (1271–1305, seit 1283 Kg. v. Böhmen, s. ADB 42), vermählt zuerst mit Guta (Jutta) von Habsburg ( 1297), dann mit Rychesa Elisabeth von Großpolen ( 1335), erwarb Teile Schlesiens und wurde 1300 in Gnesen zum König von Polen gekrönt, so daß sein Besitz bis zur Ostsee reichte. 1289 wurde die definitive Aufnahme des böhm. Königs in das Kurfürstenkollegium bekräftigt; Wenzel wurde Reichsvikar für Meißen. Er reformierte 1300 das böhm. Berg- und Münzrecht (Prager Groschen) und band Prag in die europ. Hofkultur ein.

    1301 wurde sein Sohn Wenzel III. (1289–1306, seit 1305 Kg. v. Böhmen) als Ladislaus V. (László V.) zum König von Ungarn gewählt. Zur Sicherung des poln. Erbes verzichtete Wenzel III. 1305 auf die ungar. Krone. Mit seiner Ermordung am 4.8.1306 in Olmütz scheiterte nicht nur die Schaffung eines Großreichs, was in der Folge Habsburger, Luxemburger und Jagiellonen zu verwirklichen suchten, sondern starb zugleich die Hauptlinie der P. nach mehr als 400jähriger Herrschaft in Böhmen aus. Durch Wenzels|Schwestern Anna (1290–1313) bzw. dann Elisabeth (1292–1330) ging die böhm. Königskrone 1307 an Hzg. Heinrich IV. von Kärnten und schließlich 1310 an das Haus Luxemburg über. Von Nikolaus I. (1255–1318), seit 1280 Hzg. von Troppau, einem illegitimen Sohn Přemysl Otakars II., gingen die Nebenlinien der Herzöge von Troppau, Jägerndorf, Leobschütz und Ratibor aus, die in Oberschlesien bis 1521 regierten.

    Die enge Bindung der P. zur Kirche kam besonders im 13. Jh. durch Klostergründungen zum Ausdruck, von denen einige in Konkurrenz zur Grablege im Prager St. Veits-Dom traten (z. B. Königsaal). Seit Mlada Maria (erw. um 971), der Gründerin des St. Georgsklosters auf dem Hradschin, wirkten weibliche Familienmitglieder auch als Äbtissinnen. Zu den bedeutendsten Geistlichen der P. gehörten neben mehreren Bischöfen von Prag der Salzburger Erzbischof Adalbert III. ( 1200, s. NDB I) und dessen Nichte, die hl. Agnes (1211-82), Äbtissin des als dynastisches Zentrum angelegten Franziskusklosters in Prag.

    Die P., im 13. Jh. zu einer der wichtigsten Dynastien Europas aufgestiegen, betrieben vergleichsweise früh in Böhmen eine Territorialisierung. Eingebunden in das Reich, seine Führungselite und in das Kurfürstengremium, ermöglichte die souveräne Sonderstellung der böhm. Länder erstmals die Bildung eines großen länderübergreifenden ostmitteleurop. Herrschaftsbereichs.

  • Quellen

    Qu Regesta diplomatica nee non epistolaria Bohemiae et Moraviae, I-II, hg. v. K. J. Erben, 1855-82; Fontes rerum bohemicarum, I-II, hg. v. J. Emler, 1873-74; Archivum Coronae regni Bohemiae, I, hg. v. V. Hrubý, 1925; Codex diplomaticus et epistolaris regni Bohemiae, hg. v. G. Friedrich u. a., 1904-93.

  • Literatur

    V. Novotný, České dějiny [Böhm. Gesch.] I/1-4, 1912-1937;
    J. Šusta, České dějiny [Böhm. Gesch.] II/1, 1935;
    W. Wegener, Die P., Stammtafeln d. nat. böhm. Hzg.hauses ca. 850-1306, 1952;
    ders., Die Herzöge v. Troppau u. Leobschütz, Jägerndorf u. Ratibor d. Stammes d. P. 1278-1521, 1959;
    Hdb. d. Gesch. d. böhm. Länder, hg. v. K. Bosl, 1967, S. 165-347;
    Z. Fiala, Přemyslovské Čechy [Das Böhmen der P.], ²1975;
    J. Pole, Agnes v. Böhmen, 1989;
    J. Válka, Dějiny Moravy [Gesch. Mährens], 1991;
    J. K. Hoensch, Gesch. Böhmens, ³1997;
    D. Třeštík, Počátky Přemyslovců [Die Anfänge d. P.], 1997;
    J. Žemliěka, Století posledních Přemyslovců [Das Jh. d. letzten P.], ²1998;
    Z. Měřinský, J. Mezník, The making of the Czech state, in: Bohemia in Hist., hg. v. M. Teich, 1998, S. 39-58;
    B. Krzemieńska, Břetislav I., 1999;
    Lex. MA.

  • Autor/in

    Robert Luft
  • Zitierweise

    Luft, Robert, "Premysliden" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 694-996 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118742086.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA