Lebensdaten
1682 – 1743
Geburtsort
Öhringen (Württemberg)
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Nationalökonom ; Kameralist
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118667114 | OGND | VIAF: 76609657
Namensvarianten
  • Carl, Ernst Ludwig
  • Karl, Ernst Ludwig

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Zitierweise

Carl, Ernst Ludwig, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118667114.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joh. Ernst (Cärl, Kärl) (1653-1706), Apotheker in Öhringen, aus Marbach, S des Thomas (Kärl), Stadthauptmann zu Göttingen;
    M Anna Maria, T des Lateinschul-Collaborators Konr. Rapp in Öhringen u. der Anna Maria Hönni(n)ger;
    B Joh. Samuel (1676–1757), Arzt, zuletzt kgl. dänischer Leibarzt ( Wertheim 1704 Rosina Dorothea, T des Kammerrats Christian Scheller aus Wertheim) (s. ADB III); ledig; Großneffe Joh. Frdr. Gf. v. Struensee (1737–1772), dänischer Staatsmann.

  • Biographie

    C. besuchte die „Teutsche Schule“ (Volksschule) und das Gymnasium in Öhringen und kam im Mai 1700 an die Universität in Halle. Dort studierte er zuerst Theologie bei August Hermann Francke und später Rechtswissenschaften bei Christian Thomasius. Er verließ die Universität 1706, wahrscheinlich als Doktor. 1708 wurde C. vom Haus Brandenburg-Bayreuth und vom Haus Brandenburg-Ansbach zum ersten Sekretär bestellt. 1712 wurde er „Gemeinschaftlicher Rath“ und zusätzlich „Auditor und Assessor“ beim kaiserlichen Landgericht in Nürnberg. 1720 reiste C. nach Paris. Dort oblag er sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Studien und kam mit Marquis René Louis Voyer d'Argenson und dem Abbé Saint Pierre in Verbindung. Von 1720 bis 1723 schrieb C. das Werk „Traité de la richesse des princes et de leurs états, et des moyens simples et naturels pour y parvenir“, das anonym unter „M. C. d. P. d. B., Allemand“ in 3 Bänden erschien. 1724 wurde C. zum außerordentlichen Minister ernannt und als solcher akkreditiert. Im Juli 1731 kam C. aus Paris nach Ansbach zurück. Da sein früherer Posten besetzt war und seine Ausgaben für den Hof in Ansbach und Bayreuth nicht beglichen wurden, ging er nach Wien, wo er in die Dienste des Prinzen Eugen von Savoyen trat. Hier erhob C. gegen den Markgrafen beim Reichshofrat, der das zuständige Fürstengericht war, Klage auf Bezahlung seiner in Paris für beide Höfe ausgegebenen Gelder. C. verfaßte, von Prinz Eugen angeregt, in Fortsetzung des Leibniz’schen Akademie- Planes, das Werk „Plan d'une academie de l'agriculture, des arts et commerces“. (Dieses Werk ist nicht fertiggestellt.) Die Bedeutung C.s ist mit seinem „Traité“ gegeben, weil er dadurch zum Begründer der modernen Sozialwirtschaftslehre wurde. Die Sozialwirtschaft ist eine arbeitsteilige (Beispiel von der Stecknadelerzeugung). In ihr wirken die Wirtschafter durch den ordre naturel der gegenseitigen Abhängigkeit zusammen. Diese Ordnung bedarf der Ergänzung durch den ordre positif, den der Staat setzt.

    C. hat dreißig Jahre vor Quesnays System die Grundgedanken für dieses bereitet und sechzig Jahre vor Smith dessen System von der Sozialwirtschaftslehre vorgebildet. Wegen dieser Leistung muß er in der vordersten Linie der Nationalökonomen genannt werden.

  • Literatur

    J. S. Carl, Anm. in Cameralsachen (Nachruf), in: Leipziger Slgg. v. wschftl. Policey-, Cammer- u. Finanzsachen VIII, St. 91, 1751;
    V. Böhmert, Ein Lehrb. üb. d. Volkswohlstand a. d. J. 1723 v. einem ungenannten Deutschen, 1892;
    Chr. Beck, Der Ansbacher Hofrat E. L. C. (1682–1743), in: Fränk. Kurier, Nr. 183/184, Nürnberg 6./7.7.1938;
    A. Tautscher, E. L. C., der Begründer d. Volkswschft.lehre, 1939;
    ders., Der Begründer d. Volkswschft.lehre - ein Deutscher, in: Schmollers Jb., Jg. 64, 1940;
    ders., Die Arbeitsteilung als Grundproblem d. Nat.ök. bei E. L. C., in: Zs. f. Nat.ök., Bd. 10, 1941;
    ders., E. L. C. u. Adam Smith, Zur Neusichtung d. Smithproblems, in: Weltwschftl. Archiv 54, 1941;
    F. Hoffmann, Die Leistung v. E. L. C. f. d. Entwicklung d. Volkswschft.lehre u. seine Einordnung in d. wiss. Ablauf, in: Weltwschftl. Archiv 58, 1943.

  • Autor/in

    Anton Tautscher
  • Zitierweise

    Tautscher, Anton, "Carl, Ernst Ludwig" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 139 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118667114.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA