Lebensdaten
erwähnt wohl 747 , gestorben 783
Geburtsort
Gegend von Meran
Beruf/Funktion
Bischof von Freising
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118665782 | OGND | VIAF: 226449847
Namensvarianten
  • Arbio
  • Arbo
  • Heres (nennt sich lateinisch)
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Arbeo, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118665782.html [29.03.2024].

CC0

  • Biographie

    A., aus bayerischem Stamm gebürtig (verwandt mit den Huosi?), wurde am Festtage des heiligen Korbinian nach seiner eigenen Erzählung als puer parvulus in Mais bei Meran aus Todesgefahr wunderbar errettet und kam in seiner Jugend unter die Obhut Ermberts, des von Bonifatius geweihten ersten kanonischen Bischofs der Diözese Freising, für die A. zeit seines Lebens wirkte. Wohl 747 erstmals als Zeuge in Freising genannt, eignete sich der junge Benediktinermönch (vermutlich während eines längeren Studienaufenthalts in Oberitalien) langobardisch-romanische Bildung an, leitete seit etwa 754 als Notar und (Archi-) Presbyter unter Bischof Joseph die Freisinger Kapelle, wurde 763 Abt des neugegründeten Klosters Scharnitz und 764 (765?)|Bischof der Diözese Freising, deren Leitung er jedoch gegen Ende seines Lebens abgegeben zu haben scheint, vielleicht aus politischen Gründen unter dem Druck Tassilos (?).

    A. machte Freising zu einem Mittelpunkt blühenden religiösen und geistigen Lebens. Eine große Zahl neugegründeter Kirchen in der Diözese ermöglichte eine Vertiefung der Seelsorgetätigkeit; der bischöfliche Einfluß auch auf Eigenkirchen und Klöster erweiterte sich zusehends, viele Kirchen gingen in bischöfliches Eigen über. Zu den bereits bestehenden bischöflichen Eigenklöstern kamen noch Innichen (gegründet 769), Schliersee (779), Kloster Scharnitz wurde 772 nach Schlehdorf am Kochelsee verlegt. Zwischen 765 und 768 überführte A. die Gebeine des ersten in Freising wirkenden Bischofs, des heiligen Korbinian, von Mais bei Meran in seine (damals neuerbaute?) Freisinger Domkirche. Auf Veranlassung Bischof Virgils von Salzburg, dessen geistiger Einfluß auch sonst bei A. unverkennbar ist, schrieb er in einem herzhaft-ungefügen, aus Vulgarismen und Rhetorenpomp oft wunderlich gemischten Latein in den folgenden Jahren die „Vita Corbiniani“, der er um 772 die „Vita Haimhrammi“ (heiliger Emmeram) folgen ließ, beide trotz ihrer legendären Ausschmückung kostbare und weithin einzige und früheste Quellen bayerischer Kirchen- und Profangeschichte. Durch A.s Wirken wurden die Freisinger Schreibschule und Dombibliothek auf vorbildliche Höhe gebracht; aus seiner Domschule gingen Männer wie die Erzbischöfe Arn von Salzburg und Leidrat von Lyon hervor. Er ist auch zumindest der Urheber, wenn nicht Verfasser des in der Folgezeit weitverbreiteten und vielfach abgeänderten sog. „Deutschen Abrogans“, eines in Freising vor 769 ins Deutsche übertragenen, vermutlich von A. aus Oberitalien mitgebrachten lateinischen Glossars, und somit des ältesten erhaltenen deutschen Sprachdenkmals. So steht die kraftvolle Persönlichkeit A.s am Beginn der deutschen Literatur und Geschichtsschreibung; in ihr spiegelt sich die von mannigfachen spätantiken und langobardischen, insularen und fränkischen Einflüssen durchwirkte bayerische Kultur der tassilonischen Epoche.

  • Werke

    Arbeonis Vitae Sanctorum Haimhrammi et Corbiniani, hrsg. v. B. Krusch, in; MGH SS rer. germ., 1920 (mit Einl.).

  • Literatur

    ADB I;
    C. Meichelbeck, Historia Frisingensis I, Augsburg 1724;
    Sammelbl. d. Hist. Ver. Freising 1 ff., 1894 ff. (s. Register);
    Th. Bitterauf, Die Traditionen d. Hochstifts Freising I, 1905;
    Hauck II, S. 435 u. ö.;
    Wiss. Festgabe z. 1200jähr. Jubiläum d. hl. Korbinian, hrsg. v. J. Schlecht, 1924;
    S. Riezler, Gesch. Baierns I, 1, ²1927, S. 328 u. ö.;
    G. Baesecke, Der dt. Abrogans u. d. Herkunft d. dt. Schrifttums, 1930;
    ders., Bischof A. v. F., in: PBB 68, 1945, S. 75-134;
    J. Sturm, Die Anfänge d. Hauses Preysing, 1931;
    S. Mitterer, Die bischöfl. Eigenklöster in d. vom hl. Bonifatius gegründeten Diözesen, 1931;
    R. Bauerreiß, Die „Vita ss. Marini et Anniani“ u. Bischof A. v. F., in: StMBO 51, 1933;
    ders., Kirchengesch. Bayerns I, 1949, S. 43, 155 u. ö.;
    H. Löwe, Die karoling. Reichsgründung u. d. Südosten, 1937;
    ders., A. v. F., in: Rhein. Vjbl. 15-16, 1950-51, S. 87-120;
    H. Strzewitzek, Die Sippenbeziehungen d. Freisinger Bischöfe im MA, 1938, S. 156 ff. u. ö. (L, Qu.);
    J. L. D. Skiles, The Latinity of A.s Vita S. Corbiniani, Chicago 1938;
    B. Bischoff. Südostdt. Schreibschulen u. Bibliotheken d. Karolingerzeit. T. 1.1940, S. 60 ff.;
    Heimbucher I, S. 138;
    LThK;
    Vf.-Lex. d. MA I, 1933.

  • Autor/in

    Kurt Becher
  • Zitierweise

    Becher, Kurt, "Arbeo" in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 333-334 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118665782.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Arbeo: Bischof von Freising (764—784), der älteste Schriftsteller des bairischen Stammes. Nicht ohne Grund vermuthet man in ihm jenes Knäblein, das der hl. Corbinian nach Arbeo's eigener Erzählung (Vita Corb. c. 38) aus den Fluthen der Passer gerettet. Die Richtigkeit dieser Annahme vorausgesetzt, ist er in Meran oder Umgegend geboren. In den Dienst der Freisinger Kirche getreten, steigt er von Stufe zu Stufe, 754—760 begegnet man ihm als Vorstand der bischöflichen Kanzlei, 763 wird er von Bischof Joseph dem in der Wildniß des Karwendelgebirges neu gegründeten Kloster Scharnitz als Abt vorgesetzt. Schon im folgenden Jahre aber besteigt er den bischöflichen Stuhl von Freising und seitdem beginnt der Freisinger Domberg als ein Mittelpunkt der geistigen Bestrebungen in Baiern die Stellung einzunehmen, in der er sich einen guten Theil des Mittelalters hindurch behauptet hat. Durch seine Lebensbeschreibungen der Glaubensboten Emmeran (gedr. in Acta Sanct. Boll. 22. Sept. VI. 474 f.) und jenes Corbinian, der sein Bisthum gegründet hatte und dessen Gebeine er von Mais oder Meran nach Freising bringen ließ (gedr. bei Meichelbeck, Hist. Frising. I. 2. p. 3 f.), eröffnet A. die litterarische Thätigkeit in Baiern. Ein lebhafter Erzähler aber schlechter Lateiner, panegyrisch, naiv, dem Leser nicht nur mit den vielen Wundergeschichten|sondern auch in den heiligen Motiven, die er allen Handlungen seiner beiden Helden unterlegt, Unglaubliches zumuthend, in Bezug auf rein Thatsächliches aber allem Anschein nach immerhin so wohlunterrichtet, daß seine zwei Biographien, vereinzelt wie sie in ihrer Zeit stehen, einen außerordentlichen Werth für die alte bairische Geschichte beanspruchen. Unter seiner Regierung gewann das Bisthum ausgedehnte Besitzvergrößerungen, innerhalb seines Sprengels wurden damals die Klöster Innichen, Schäftlarn und Schliersee gegründet und Scharnitz nach Schlehdorf verpflanzt. Mit Herzog Tassilo stand A., wenigstens in späteren Jahren wegen seiner Hinneigung zu Karl d. Gr., dessen Oberherrschaft der Herzog nicht anerkennen wollte, auf schlechtem Fuße. Tassilo entzog aus diesem Grunde der Freisinger Kirche reiche Besitzungen, von denen er einen Theil an Frauenchiemsee schenkte, und dem Bischof in den letzten Lebensjahren vielleicht sogar die Leitung des Bisthums. Die Neueren nennen ihn Aribo, die eigenen Urkunden aber stets Arbeo (d. h. Erbe) oder in latinisirter Form Heres; von hier aus ist der Name in mißverstandener Weise als Cyrinus auch hellenisirt worden. A. 4. Mai 784.

    • Korrektur

      Korrektur: Vgl. S. Riezler, Arbeo's Vita Corbiniani in der ursprünglichen Fassung. (Abhandl. d. königl. bair. Akad. d. Wissensch. III. Cl., Bd. XVIII, Abth. 1) 1888.

  • Autor/in

    Riezler.,
  • Zitierweise

    Riezler, Sigmund Ritter von, "Arbeo" in: Allgemeine Deutsche Biographie 1 (1875), S. 510-511 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118665782.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA